„John, hör endlich auf ständig vom Teig zu naschen", maßregelte Mary meinen Bruder. „Sonst haben wir am Ende nichts mehr, um daraus Plätzchen zu backen."
John grinste unschuldig, schob aber die Schüssel mit dem rohen Teig von sich weg.
„Wenn du hungrig bist, dann schau doch mal nach dem Blech im Ofen", schlug ich ihm vor. „Die Kipferl dürften langsam fertig sein."
Während mein Bruder nach den Plätzchen sah, kam Andy zu uns in die Küche.
„Der Weihnachtsbaum steht, aber ich glaube, meine Hände sind jetzt komplett mit Harz verklebt", meinte der Restaurator und verzog das Gesicht.
„Und das ist nicht das Einzige, was Sie vom Baum mitgenommen haben", lachte ich. „Sie haben da einen Zweig im Haar."
Grinsend zog ich die Nadeln aus Andys dunklen Locken.
Obwohl wir das Erbe seines Großvaters nicht hatten finden können, hatte Andy uns nicht zurück nach London geschickt, sondern darauf bestanden, dass wir Weihnachten wie verabredet im Herrenhaus seiner Familie verbrachten.
Zwar waren wir wegen unserem Versagen am Vortag alle recht früh in unseren Zimmern verschwunden, doch beim heutigen Frühstück war dann eine heitere Weihnachtsstimmung aufgekommen. Zumindest bei den meisten von uns.
„Haben Sie Sherlock gesehen?", fragte ich Andy, sobald ich ihn von sämtlichen Christbaum-Überresten befreit hatte.
„Ja, er ist noch immer in dem Raum mit den Büsten und untersucht ihn."
Ich seufzte. Während wir anderen uns mit Plätzchen backen oder dem Aufstellen des Weihnachtsbaums ablenkten, war Sherlock noch vor dem Frühstück verschwunden, um herauszufinden, was am vorherigen Tag schiefgelaufen war.
„John! Jetzt hör endlich auf vom Teig zu naschen!", rief Mary wütend und verscheuchte meinen Bruder von der Schüssel, aus der er offensichtlich wieder etwas stibitzt hatte. „Geh lieber zu deinem besten Freund und bringe ihn zur Vernunft! Es hilft doch nichts, dass er sich so in die Sache verrennt!"
Zerknirscht schlurfte mein Bruder nach draußen und ich drehte mich grinsend zu seiner Verlobten um. „Du wirst irgendwann mal eine super Mutter sein."
„Ich weiß nicht, ob ich bereit bin für ein zweites Kind", erwiderte Mary kopfschüttelnd, lachte dabei jedoch herzlich.
„Ich frage mich ob ich mich eigentlich schlecht fühlen sollte", sagte Andy plötzlich und fragend sahen Mary und ich ihn an. „Naja, Sherlock scheint es wirklich nahe zu gehen, dass wir das Erbe meines Großvaters nicht gefunden haben. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin auch enttäuscht, aber ich konnte mich ziemlich schnell damit abfinden. Dabei sollte es mir doch viel näher gehen als Sherlock."
„Da würde ich mir mal keinen Kopf machen, Andy", meinte Mary beruhigend. „Sherlock ist, was das angeht, sehr eigen. Vermutlich ärgert er sich weniger wegen dem Erbe als viel mehr wegen dem Fall, den er nicht gelöst hat. Oder wie siehst du das, Breanna?"
Nachdenklich nickte ich und stimmte Mary damit zu, gleichzeitig war ich jedoch auch unsicher. Ja, Sherlock wurde sauer, wenn er einen Fall nicht lösen konnte, aber dass er sich so daran festbiss, war doch ungewöhnlich. Andererseits hatte er sich in den letzten beiden Jahren verändert und daher konnte ich ihn im Moment ziemlich schlecht einschätzen.
Schließlich ließen wir das Thema jedoch wieder fallen und widmeten uns den Plänen für den Abend. Mary und ich wollten nur noch das letzte Blech Plätzchen fertig machen und uns dann um den Weihnachtsbaum kümmern. Unterdessen wollte Andy in der Küche für uns kochen. Was genau hatte er nicht verraten wollen, nur dass es ein Rezept seiner Mutter war.
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Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!
FanfictionBreanna Watson kommt nach sieben Jahren zurück nach England. Ohne festen Job und ohne Bleibe zieht sie zunächst bei ihrem Bruder John und seinem Mitbewohner Sherlock Holmes in die Baker Street ein. Dass sich damit ihr Leben radikal verändern wird, a...