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"Schon etwas gefunden?", erklang die Stimme Sofias Mutter - Lucia - durch mein Handy. Ich verneinte, seufzte und setzte mich auf einen Felsen am Strand. "Ich weiß nicht mehr, wo ich suchen soll."

"Wir haben auch nichts."

Kurz herrschte Stille, ich schluckte. "Du solltest die Polizei verständigen."

"Ja. Ich werde es gleich machen. Treffen wir uns wieder bei meinem Haus?"

"Ja, klar", erwiderte ich, legte direkt danach auf. Seufzend starrte ich auf das Meer nach draußen, mein Kopf rauchte schon von all den Gedanken, wo Sofia sein könnte. Es fühlte sich an als hätte sich ein Knoten in meinem Hals gebildet. Ich konnte mich nicht davon abhalten, mir die schrecklichsten Horrorgeschichten auszudenken, was Sofia passiert war.

Obwohl am Ende sicherlich nichts dergleichen sein würde. Vielleicht hatte sie einen Nervenzusammenbruch und versteckte sich von allen, da sie einfach nur alleine sein wollte.

Aber sie wüsste, wie sehr wir uns alle Sorgen machen würden. Sie würde mir schreiben.

Ich seufzte und stand auf, machte mich daran, zurück zu Sofias Haus zu gehen. Noch einmal checkte ich die Nachrichten. Immer nur noch ein Haken.

Mit der Taschenlampe meines Handys eingeschaltet ging ich durch die Straßen, sah hinter jede Ecke in der Hoffnung, Sofia dort zu finden. Gleichzeitig jedoch wollte ich sie auch niemals in einer Ecke zusammengekauert finden. Jedoch wäre es besser, als sie gar nicht zu finden.

Meine Gedankengänge waren chaotisch und ich achtete nicht wirklich auf meine Umgebung, könnte den Weg zu Sofia im Schlaf finden. Als ich schließlich bemerkte, dass ich einer Gruppe von Männern näher kam, ging ich etwas schneller und senkte meinen Kopf.

"Hey, Süße!", rief einer, lachen erklang von den anderen. "Geiler Arsch!" Das Lachen wurde lauter und ich machte mich kleiner, ging noch etwas schneller.

Die Gruppe rief mir weitere Dinge zu, die ich so gut es ging ignorierte. Als ich sie nicht mehr hörte, wurde ich wieder etwas entspannter. Gott, wie ich so etwas hasste.

Ich verstand ja auch nicht, was sich solche Leute dabei dachten. Jeder wusste, dass keine einzige Person sich zu ihnen umdrehen und sich für das 'Kompliment' bedanken würde.

Es schien einfach nur lustig für sie zu sein, Leute niederzumachen auf so eine Art.

Ich kam ohne weitere Zwischenfälle bei Sofias Haus an. Ihre Eltern schienen schon da zu sein, ich läutete an. Dieses Mal öffnete Sofias Vater die Tür und ich trat durch diese.

"Lucia telefoniert gerade schon mit der Polizei", sagte er sofort, ich nickte. Als ich an ihm vorbeigehen wollte, um mitzubekommen, über was sie redeten, hielt mich Sofias Vater zurück.

"Ich denke, es wäre besser, wenn du nach Hause gehst", meinte er, sein Blick besorgt. Ich runzelte die Stirn. "Aber ich will wi-"

"Wir werden dir Bescheid geben, sobald wir etwas von Sofia wissen. Es wird schon nichts passiert sein, glaub mir. Du solltest schlafen." Er hatte einen Ton, wie ihn Erwachsene bei Kindern anwandten. So als würde die Person, die ihnen gegenüber stand, länger brauchen als sie, um Dinge zu verstehen. Als wären sie schlauer.

"Na gut", erwiderte ich genervt, wusste, ich würde ihn nicht umstimmen können. Wenn ich ihn anschreien würde, würde er wahrscheinlich umso mehr denken, ich wäre ein Kind.

Ich hasste es, ich war kein Kind mehr. Leute sollten aufhören, mich wie eins zu behandeln, ich hatte wahrscheinlich mehr erlebt als sie alle in ihrem ach so langem Leben.

Camila - WickedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt