07

366 32 104
                                    

"Aufwachen."

Jemand steckte mir einen Finger ins Ohr. Ich schlug die Hand weg und murrte, drehte mich weg. "Noch fünf Minuten."

"Nein." Diesmal bekam ich einen Tritt und ich stöhnte genervt, setzte mich auf. Ich blickte verwirrt das fremde Mädchen vor mir an.

"Du bist die Neue." Sie hielt mir grinsend die Hand hin. "Nenn mich Andrea."

"Oh." Ich sah mich um, erinnerte mich daran, dass ich hier her gezerrt wurde. Mein Oberarm schmerzte immer noch, ich betrachtete ihn kurz. Anscheinend wurde mir etwas gespritzt.

"Ich weiß, die sind ziemlich brutal. Ich bin hier seit zwei Monaten. Und jetzt gib' mir die Hand." Ich verdrehte die Augen und tat, was sie sagte. "Ich heiße Camila."

"Nope, jetzt nicht mehr. Such dir etwas anderes aus. Und sag ja niemandem hier deinen echten Namen, das ist ein wenig wie ne Beleidigung für die. Sobald du hier her kommst, bist du niemand mehr, bis du dir einen neuen Namen verdient hast."

Verwirrt blinzelte ich. Ich war viel zu müde für so etwas. "Was?"

Andrea seufzte und setzte sich neben mich. "Ein paar Regeln für dich, die ich auf die harte Tour rausfinden musste. Ich hab immer noch nicht alles verstanden, aber ich tue mein bestes." Sie holte tief Luft.

"Irgendwie haben sie es geregelt, dass du, Camila, offiziell als tot giltst. Deshalb wird dein Geburtsname hier nie wieder benutzt werden. Jeder, der ihn weiß, hat eine gewisse Macht über dich, die du wenigen geben willst. Keine Sorge, ich bin selbst noch nicht lange genug dabei, als dass ich irgendwas mit deinem Namen anstellen könnte."

Ich sah mich um. Es war ein ganz normaler Raum mit drei Betten. Durch das Fenster schien die Sonne.

Was hatte ich erwartet? Ein Verließ? Jedenfalls nicht das.

"Du suchst dir einen Namen aus, damit Leute wissen, wie sie dich hier ansprechen sollen."

"Also heißt du nicht wirklich Andrea?" Sie schüttelte den Kopf. "Sag einfach niemandem deinen echten Namen, such' dir einen aus, den du geil findest. Ach, und sag niemandem hier dass du noch fünf Minuten schlafen willst. Steh einfach auf. Das ist die größte Challenge." Ich musste grinsen. Andrea genauso.

"Jedenfalls, Frühstück um 6 Uhr, danach Training. Mittagessen um 13 Uhr und eine zweistündige Pause danach, in der du machen kannst, was du willst. Obwohl nein, drei Stunden für dich, da du noch neu bist. Dann wieder Training und um 18 Uhr Abendessen. Danach wird jeder Mal in einen Raum geholt und es werden Fragen gestellt und Fakten aufgezählt und so etwas. Um ehrlich zu sein, das ist das Schlimmste." Sie schüttelte den Kopf, ihr Grinsen war verschwunden. Ich runzelte die Stirn.

"Was fragen sie da so?"

"Wir reden nicht darüber. Einfach ja, Dinge. Über dich und so." Sie atmete tief ein. "Das geht meistens eine Stunde so, dann darf man machen, was man will. Die meisten gehen wieder freiwillig trainieren, manche schlafen. Ich gehöre zur Zeit noch zu den Schlafenden."

"Okay." Worin hatte ich mich hier hineinbegeben? Andererseits, es schien auch viel...normaler, als ich zuerst erwartet hatte. Wie eine Schule, und ich lebte in dieser Schule.

Jedenfalls war ich neugierig.

"Jedenfalls, Frühstück ist in zehn Minuten. Wenn ich du wäre würde ich mich schnell fertig machen. Das sind deine Sachen, die Dusche ist die vierte Tür auf der rechten Seite wenn du aus dem Zimmer gehst." Andrea legte mir graue Kleidung auf das Bett. "Komm nicht zu spät."

Camila - WickedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt