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"Du und Owen haben gestern einen Ausflug gemacht."
Ich lehnte mich im Sessel zurück, sah zu der Frau, mit der ich immer noch jeden Tag reden musste. Seufzend nickte ich. "Yup."
"Hat es sich wenigstens ausgezahlt?"
"Yup."
"Hast du noch mehr dazu zu sagen?"
"Nope."
Sie verdrehte die Augen und schob den Tee näher zu mir. Ich räusperte mich, wusste, ich musste reden. Den Tee musste ich nie trinken, außer ich weigerte mich, zu reden.
Oft genug hatte ich schon versucht, mich zu weigern, den Tee zu trinken und gleichzeitig nicht zu reden.
Sagen wir mal, es war nicht wirklich eine Möglichkeit.
"Es ist mein Geburtstag. Wir wollten ihn nur ein wenig feiern." Sie summte und lehnte sich wieder zurück. Fast unmerklich atmete ich erleichtert aus. Diese Tasse Tee machte mir Angst.
"Du bist nun sechzehn?" Ich nickte. Die Frau schmunzelte. "Wenn wir legal wären, wäre es nun viel leichter, dich zu verwalten."
"Aber ihr seid nicht legal."
"Wir sind nicht legal. Du gehörst dazu, Camila. Du hast uns dein gesamtes Leben verschrieben." Ich nickte. Sie mochte es, mich daran zu erinnern, wofür ich mich entschieden hatte. "Bereust du es?"
"Nein", erwiderte ich wieder einmal. Wir hatten dieses Spiel schon oft genug gespielt. Und ich meinte es jedes Mal wieder. Ich bereute es wirklich nicht.
"Du bist eine Mörderin, Camila."
"Noch nicht, im Gegensatz zu dir."
"Du hast nicht ganz unrecht." Sie spielte mit dem Kugelschreiber. Ich hatte die Arme verschränkt. "Doch hast du unrecht, in dem, dass du keine Mörderin bist. Du hast einen Mann dazu gebracht, sein Leben zu verkaufen. Sánchez? Nur weil du nicht den Abzug drückst, heißt das nicht, dass du unschuldig bist."
"Ich habe nur meinen Auftrag erfüllt. Sie wissen das. Wahrscheinlich besser als jeder andere." Ihr Blick fiel auf mich. Sie war amüsiert. Wie sie es immer war, egal, was ich sagte. Nichts schien in ihr Gefühle wie Wut, Trauer oder gar Glück hervorzurufen.
"Das kann jeder sagen. Unterstützt du Terroristen? Sie handeln im Auftrag ihres Gottes."
"Das denken sie nur. Gott hat nichts damit zu tun."
"Das denkst du. Genauso wie du denkst, dass du keine Mörderin bist. Es liegt alles im Auge des Betrachters. Vielleicht sind Terroristen wirklich Menschen, die im Auftrag von Gott handeln? Die Auserwählten?" Ich blieb still, wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Die Mühe, dass mir all das nicht nahe ging, was sie sagte, zahlte sich bis zu einem gewissen Grad aus.
Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie Sofia ansprach. Sie tat es immer. Ich sah es kommen, und doch tat es weh.
"Wenn wir dir einen Auftrag geben würden, einen Menschen zu töten, jemanden, den du in keinster Weise kennst...würdest du es tun?" Ich dachte nach. Letztendlich wusste ich es nicht, bis sie es verlangten. Doch ich war hier her gekommen mit dem Wissen, was mich erwartete.
"Wahrscheinlich", meinte ich einfach nur. Sie nickte. "Würdest du einen Menschen, den du kennst, töten? Vielleicht einen alten Schulkollegen, du hast ein paar Mal mit ihm gesprochen..."
"Vielleicht", meinte ich. "Würdest du einen Menschen töten, den du liebst?"
"Nein", erwiderte ich daraufhin. Sie lächelte. Natürlich tat sie das.

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Camila - Wicked
Action"Wie weit würdest du gehen, um den Mord an ihr zu rächen?" "Ich würde alles tun", erwiderte ich ohne zu zögern, sah ihn wieder an. Dario wandte seinen Blick kurz ab, tippte mit seinen Fingern auf und ab. Sein Haar fiel ihm ins Gesicht, er strich es...