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Das war doch lächerlich.

Ich setzte mich auf, warf die Bettdecke zurück. Darauf achtend, dass Andrea nicht aufwachte, tapste ich so leise wie möglich auf die Zimmertür zu. Zum Glück hatte ich Socken an, sodass man meine Schritte nicht so laut hörte. Die Idee hatte much nicht losgelassen.

Ich würde Dario besuchen.

Bevor ich mein Zimmer verließ, fiel mir noch ein, dass Owen wahrscheinlich den Raum zusperren würde, wenn er wirklich etwas zu verstecken hatte.

Ich schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Letztendlich wollte ich einfach nur Beweise finden, dass Owen nichts mit der ganzen Sache zu tun hatte.

Trotzdem ging ich noch schnell zu meinem Bett zurück, fischte aus dem kleinen Schränkchen daneben eine Büroklammer. Wissend, dass Andrea einen sehr leichten Schlaf hatte, verließ ich den Raum schnell.

Ich schlich durch die Gänge, freute mich wieder einmal über meine Ausbildung, so still sein zu können. Meine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt, deshalb hatte ich auch keine Probleme damit.

Schneller als ich erwartet hätte, stand ich vor der Tür zu dem Zimmer, in dem Dario lag. Ich presste mein Ohr gegen diese.

Was war, wenn Owen noch bei ihm war? Normalerweise ging er in sein eigenes Zimmer und schlief dort, doch ich wollte mir sicher sein.

Ich hörte eine Zeit lang nichts, entschied schließlich, dass ich lange genug gewartet hatte. Hoffnungsvoll drückte ich die Türklinke langsam hinunter. Ich zog daran. Nichts. Ich drückte. Auch nichts.

Sie war abgesperrt.

Fest biss ich mir auf die Lippe, formte die Büroklammer so, dass ich das Schloss knacken konnte. Wie damals, als ich in der Polizeistation war, war ich nicht die beste, doch dies war ein altes Hotel. Die Tür ließ sich leichter und schneller knacken als die zu einem Gefängnis.

Ich öffnete die Tür leise, war froh, dass sie nicht knarrte. Schnell schlüpfte ich hinein, schloss die Tür hinter mir. Sofort war es stockdunkel. Ich hasste es.

Warum gab es hier keine Fenster? So konnte ich gar nichts sehen. Murrend stopfte ich die Büroklammer in meinen Socken.

Ich beschloss, das Risiko einzugehen, und fasste nach einem Lichtschalter. Schnell fand ich diesen, betätigte ihn. Ich presste meine Augen zusammen, das Licht war viel zu hell.

Als ich mich daran gewöhnt hatte, schluckte ich. Owen war nicht hier.

Dario schon.

Ich sah mich um, entdeckte einen Pullover. Erfreut lief ich darauf zu, schnappte ihn und legte diesen dann an die Tür. So würde man hoffentlich von außen nicht sehen, dass das Licht eingeschaltet war.

Vorsichtig ging ich auf Dario zu. Er war zugedeckt, man konnte nur seinen Kopf sehen. Er lag immer noch auf der Liege aus dem Krankenhaus, in derselben Position.

Seine Lippen waren leicht geteilt, sein Oberkörper unter der Decke hob und senkte sich gleichmäßig. Er atmete.

Ich stieß erleichtert die Luft aus.

"Dario", flüsterte ich leise, legte meine Hände vorsichtig auf seine Schultern. Ich schüttelte ihn sanft, wollte ihm nicht weh tun. "Dario, wach auf."

Ich tat dies eine Zeit lang, wurde etwas lauter und fester. Schließlich merkte ich, dass er schon längst aufgewacht wäre, würde er nur schlafen. Niedergeschlagen ließ ich von ihm ab. "Wenigstens bist du nicht tot, du Arsch."

Camila - WickedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt