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Ich warf die Decke zurück, setzte mich auf. Mein Blick fiel zu Andrea, welche tief und fest schlief. Ihr Schnarchen hielt mich zum Glück wach.

Das erste Mal war ich dankbar darüber.

Schnell stand ich auf, ignorierte den Schmerz in meiner Sohle und schnappte mir die Weste, welche ich an das Ende meines Bettes gelegt hatte.

Ich zog sie über und schlich mich aus meinem Zimmer, davor schnappte ich mir noch eine Wasserflasche und eine Taschenlampe, die in meinem Zimmer stand. Die rechte Tasche meiner Weste hielt ich fest, wollte nicht, dass der Apfel aus dieser rollte.

Obwohl Dario bis jetzt noch nicht aufgewacht war, nahm ich jede Nacht ein wenig zu trinken und zu essen mit, falls er es tat.

Er würde Kraft brauchen, wenn er aufwachte.

Ich zweifelte inzwischen sehr daran, dass er aufwachen würde. Doch ich versuchte, optimistisch zu bleiben.

Er hatte bessere Überlebenschancen, wenn er von Owen weg war. Und Maya oder irgendeinen anderen Assassinen konnte ich nicht miteinbeziehen, da ich mir nicht sicher war, ob Owen Komplizen hatte und wer sie waren.

Ich vertraute im Moment einfach niemanden.

Leise ging ich die Gänge entlang, hoffte wie jede Nacht, nicht erwischt zu werden. Ich wagte nicht, die Taschenlampe einzuschalten oder irgendwelche Geräusche zu machen, da ich nicht wusste, wie viel Owen beobachten und hören konnte.

Ich hoffte einfach nur.

Schnell lief ich die Stufen hinunter, sah mich dauernd um. Ich war ziemlich paranoid, doch ich hatte jeden Grund dazu. Fest umgriff ich die Wasserflasche.

Als ich vor dem Raum ankam, in dem ich während meines Training öfters wegen meiner Ängste eingesperrt worden war, atmete ich tief durch.

Es war ein Risiko, ihn dort zu verstecken, schließlich könnte jeder hier auch trainieren.

Doch es war die erste Idee, die ich hatte, und dazu die Sicherste, die mir eingefallen war.

Weiter weg hätte ich ihn nicht bringen können. Schon gar nicht außerhalb des Hotels. Ich hatte doch keine Ahnung, wo genau wir waren.

Vieles hier hing mit Glück zusammen, und ich hoffte, dass ich einmal im Leben viel davon hatte. Wenn nicht ich, dann Dario.

Ich öffnete die Tür langsam, schlüpfte hinein und schloss sie hinter mir. In vollkommener Dunkelheit bildete sich wie immer ein Knoten in meinem Hals, doch ich ignorierte diesen. Die Taschenlampe schaltete ich nicht ein. Stattdessen tapste ich langsam zu der Stelle vor, an der ich Dario abgelegt hatte. Ich hockte mich hin und griff nach ihm.

Und fiel nach vorne.

Ich schnappte nach Luft, kniff die Augen zusammen. Nicht allzu sanft landete ich auf dem harten Boden, und ich keuchte auf. Das hätte nicht so weh getan, wäre ich nicht immer noch verletzt.

Ich sollte mich wirklich behandeln lassen.

Schnell rappelte ich mich trotzdem auf, griff blind nach Dario. Er war weg. Warum war er weg?

Entweder war er aufgewacht oder jemand hatte ihn gefunden.

Shit. Ich hoffte, er war aufgewacht.

Doch wo war er, falls das der Fall war?

Ich stand auf, tastete mich vor, den Faum entlang. Er war nicht in diesem Raum. Also anders.

Schnell fand ich wieder den Gang, der außerhalb des Hotels führen würde. Ich ging durch diesen, gab so wenig Gewicht wie möglich auf meinen verletzten Fuß.

Camila - WickedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt