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"Vera? Du bist seit zehn Minuten da drin, alles okay?" Ich antwortete Dario nicht. Kurz war es wieder komplett still. Dann hörte ich ein Seufzen.

"Rose ist gegangen."

Daraufhin schloss ich die Tür auf, drückte mich an ihm vorbei. Die Musik war inzwischen aus. Ich setzte mich auf das Bett, konnte Dario nicht in die Augen sehen. Das hier war schlimmer, als jedes andere Mal, als wir so etwas in der Art getan hatten.

Diesmal war eine Frau dabei. Und ich mochte es umso mehr. Und das war gar nicht gut.

"Vera?" Ich verschränkte die Arme, sah ihn immer noch nicht an. Er setzte sich neben mich. "Du weißt, dass es okay ist?"

Ich wusste genau, was er meinte. Mir kam das Gefühl hoch, mich zu übergeben. Ich hatte es verdrängt, jedes Mal, wenn ich mit Sofia zusammen war. Hatte alles getan, dass sie es nie merken würde.

Sie sollte nie merken, dass ich von ihr mehr wollte, als ich eigentlich sollte.

"Lass uns einfach weiter trainieren", meinte ich, verdrehte für ihn sichtbar die Augen. Ohne viel nachzudenken, schwang ich mich auf seinen Schoß. Trotzdem blickte ich ihm nicht in die Augen.

"Vera." Seine Stimme war sanft, er legte seine Hände an meine Oberschenkel. "Es ist nichts falsch daran."

"Sei still", murmelte ich. Es war falsch. Niemand von uns musste so tun, als wäre es das nicht.

Dario sagte nichts mehr, blickte mich nur an. Schließlich wurde ich ungeduldig, wollte diese Situation vorhin vergessen. "Was wird morgen noch so passieren?"

Wieder kurze Stille. Dann seufzte Dario etwas niedergeschlagen, rutschte mit mir zusammen etwas zurück. "Es ist wirklich wichtig, dass du das weißt. Aber das Gespräch ist noch nicht vorbei."

Ich ignorierte seine Aussage, blickte ihn einfach abwartend an. Er deutete zu dem Stuhl. "Steh erstmal auf, ich muss dort rüber."

Ich tat, was er sagte. Dario setzte sich wieder auf den Stuhl, wie er davor gesessen war. Er räusperte sich, schien an vorher zurück zu denken. Ich versuchte, das Gefühl zu verdrängen, das ich gehabt hatte.

"Komm her", meinte Dario, seine Stimme klang etwas anders als sonst. Vorsichtiger. Ich kam auf ihn zu, setzte mich auf ihn.

Es fühlte sich nun anders an. Davor kam es mir wie eine Pflicht vor, wie einfaches Training. Nun blickte mir Dario für ein paar Sekunden in die Augen, sagte nichts. Ich atmete zitternd ein. Mein Blick fiel auf seine Lippen.

"Es wird morgen so laufen-" Mein Blick riss sich von seinem Mund, ich sah wieder in seine Augen. Er schluckte. "-Wir werden uns mit ihm an die Bar setzen. Du wirst tanzen, in seinem Sichtfeld. Davon wird er hoffentlich schon etwas abgelenkt sein."

Ich nickte, konzentrierte mich alleine auf seine Worte. Er legte seine Hände auf meine Oberschenkel, zeichnete kleine Kreise. Kurz konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Dann fing ich mich wieder.

Gott, davor war es so leicht, solche Sachen zu ignorieren. Was war jetzt los?

"Spiel' ein wenig mit ihm, lächele ihn an und seh dann wieder weg. Ich zeige dir morgen noch ein Bild, wie er aussieht. Dann, irgendwann, wird er sich wahrscheinlich zu sich winken. Wenn nicht, komm einfach zu uns, wenn du denkst, dass die Zeit reif ist."

Vielleicht war die Stimmung nun so anders, weil er vorher komplett freiwillig dazu gekommen war? Für ihn war das hier ja auch nicht viel mehr als eine Pflicht, das wusste ich. Er trainierte mich. Vorher hatte mich Rose trainiert, und er entschied sich einfach, mitzumachen.

Camila - WickedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt