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"Michael", kam es atemlos von mir, als ich vor ihm zu stehen kam. Er verschränkte die Arme, sah streng zwischen Dario und mir her. "Ihr seid fünf Minuten zu spät. Und ich sagte nur Vera."

"Wir haben die Zeit etwas aus den Augen verloren. Es tut uns leid", meinte Dario mit ruhiger Stimme, nahm die selbe Pose wie Michael ein. Michael murrte etwas Unverständliches und verdrehte die Augen. Ich zupfte an meinen Haaren herum.

"Lasst es nicht noch einmal vorkommen." Das bedeutete so etwas wie 'Es ist okay' in Michaels Sprache. Ich sah zu Dario, welcher meinen Blick mit einem frechen Grinsen erwiderte. Ich schnaubte.

Hätte mir jemand vor einigen Monaten gesagt, dass man so lange einfach rumknutschen kann, hätte ich sie für lächerlich gehalten. Ich dachte, das würde langweilig werden.

Naja.

"Zu deinem Auftrag, Vera. Du weißt ja noch nicht viel."

"Gar nichts. Ihr wolltet mir nichts sagen." Michael warf mir einen Blick zu, auf welchen ich den Mund hielt. Vielleicht sollte ich wirklich anfangen, nicht immer zurückzureden.

"Wie ich sagen wollte-" Hatte es ihn wirklich so angepisst, dass wir zu spät gekommen waren? Ich wusste, Pünktlichkeit war eine große Sache, doch wir verspäteten uns eines der ersten Male, und sonst war er nicht so angepisst davon.

"Vera, hörst du zu?"

"Es tut mir leid", brachte ich zwischen zusammengekniffenen Zähnen hervor, Michaels Kiefer spannte sich an. Mein Herz klopfte, als er zwei Schritte auf mich zumachte. Er war nicht viel größer als ich, vielleicht sogar gleich groß. Doch ich fühlte mich klein, wenn er solche Dinge machte.

"Willst du den Job oder nicht?"

"Ich will ihn", murmelte ich. Ich blickte für nicht einmal eine Sekunde zu Dario, bevor ich Michaels Blickkontakt wieder erwiderte. Er hob die Augenbrauen. "Hm?"

"Ich will den Job, natürlich will ich ihn", meinte ich etwas lauter, gab alles von mir, um nicht die Augen zu verdrehen. Michael starrte mich noch einige Sekunden streng an. Es fühlte sich viel zu lange an.

Michael trat zurück. Ich atmete erleichtert aus.

"Der Auftrag wird ein paar Stunden von hier entfernt stattfinden. Vera, ich wurde informiert dass er in der Nähe deiner Heimatstadt sein wird." Ich hob die Augenbrauen. Er wurde also informiert.

"Ich weiß nicht mehr als das, keine Sorge." Ich nickte einfach. Je länger ich hier war, desto mehr vergaß ich von meiner Vergangenheit. Ich dachte anfangs jeden Tag daran, wie es wohl meiner Tante ging. Oder was jeder in meiner Schule darüber sagte, dass Sofia und ich nun beide tot waren.

Ich war neugierig gewesen. Doch inzwischen interessierte es mich nicht mehr wirklich.

Der Gedanke daran, wieder zurückzugehen, hatte einen bitteren Geschmack.

"Wie du weißt wirst du der Beobachter sein. Ein Deal, den wir aushandeln müssen. Falls etwas schief geht, greifst du ein."

"Wie wird das funktionieren?", meinte ich und verschränkte die Arme. "Soll ich einfach bei euch dabei stehen?"

Michael schüttelte den Kopf. Dario neben mir schien aufmerksam zuzuhören.

"Weißt du noch, als du an Sanchez gearbeitet hast?" Ich nickte. "Du weißt sicher auch, dass in eurer Nähe immer eine Assassine war, die nicht direkt im Spiel war. Sie hat sich unter die Menschen gemischt und wurde zu einer, die nichts von unseren Tätigkeiten wusste. Sie spielte am Ende bei dem Auftrag nicht wirklich eine Rolle, außer einen Extra Schutz, da alles nach Plan ging."

Camila - WickedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt