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Alison

Mein ganzer Körper fühlt sich an, als wäre er nicht mein eigener. Ich sehe nichts, alles um mich herum ist schwarz und angestrengt versuche ich meine Augen zu öffnen, schaffe es jedoch nicht.
Die Berührung an meiner Hand und meinem Bauch verschwindet und am liebsten würde ich laut Nein! schreien, nur um wieder die Wärme zu spüren, welche durch diese Berührung entsteht. Ich höre ein Seufzen und Schritte. Unfassbar laute Schritte. Erneut versuche ich meine Augen zu öffnen, jedoch geschieht absolut nichts. Ein flimmern und ich will schreien, als ich wieder die Lichter auf uns zu rasen sehe.
Protegir, der Zauber, den ich noch schnell gesprochen habe, bevor der Aufprall kam. Ein lauter knall und alles um mich herum dreht sich. Ich sehe Jacobs schmerzverzerrtes Gesicht, Benni, wie er weint und schreit. Ich höre ihn sogar. Er spürt es und es zerreist mich, dass ich meinen Sohn einer solchen Qual aussetze.
Die Magie, welche mich mit Benni und Logan verbindet. Die Magie, welche meinem kleinen Bruder das Leben rettet.

Ich kämpfe mit mir. Ich möchte zurückkehren. Zurück zu meinen Liebsten. Der Dunkelheit, die mich so oft zu sich ziehen wollte entkommen.
Ich habe sie gehört. Die Toten. Immer wieder habe ich sie gehört und dem Drang widerstanden ihnen in die Dunkelheit zu folgen, denn das Licht, welches von Logan und Benni ausgeht, hat mich am Leben gehalten.
Meine Vorfahren. Hexen, welche vor Jahrtausenden in meiner Familie gelebt haben, wollten mir versichern, dass ich so weit bin. Dass es auch für mich an der Zeit ist zu gehen, doch gab es da noch etwas anderes, dass mich am Leben gehalten hat. Weder Logan oder Benni, es war etwas, das ich nicht kenne.

"Alison", flüstern die Stimmen und ich will energisch meinen Kopf schütteln. Es funktioniert nicht. "Alison... komm zu uns." Wieder diese Stimmen.
"Nein!", will ich rufen. "Ich muss zurück. Zu Benni und zu Logan..."
"Alison, es ist in Ordnung. Du brauchst dich nicht fürchten..."
Ich zerre an den letzten Kräften in meinem Körper, will mich dazu zwingen aufzuwachen. Tag für Tag kämpfe ich gegen diese Dunkelheit an, fühle mich, als würde ich ertrinken. Bald werde ich keine Kraft mehr haben, die Dunkelheit von mir zu halten. Ein letztes Mal...
Ein letztes Mal nur möchte ich die Liebe meines Lebens sehen, spüren, wahrnehmen... Benni umarmen, bevor ich mich verabschiede.

Ich versuche erneut zurück zu kommen. Konzentriere mich auf die letzte Kraft in meinem Körper, als es plötzlich hell wird und die Dunkelheit verschwindet.
Ich blinzle einige Male, bis ich verstehe, dass meine Augen auf sind. Mein Blick wandert kurz umher. Ich bin in einem Krankenhaus. Ein weißes Zimmer, mit vielen Geräten, einem einzelnen Stuhl und ich schaue weiter bis mein Blick an einem breiten Rücken stoppt, der mir allzu bekannt ist. "Logan", flüstere ich leise und augenblicklich spannt sich jeder einzelne Muskel in seinem Körper an.

Wie in Zeitlupe dreht er sich um. Seine Augen sind gerötet. Nicht vor Durst, sondern vor Trauer und er muss einige Male blinzeln, bis er sich in Bewegung setzt und zu mir kommt. Tränen laufen über seine Wangen und erleichtert höre ich ihn meinen Namen seufzen, bevor er sein Gesicht an meinem Hals vergräbt und bitterlich anfängt zu weinen.
Nur schwerfällig schaffe ich es, meinen Arm um ihn zu legen, als auch mich die Emotionen überrennen und ich beginne zu weinen. "Du bist wach", flüstert er. "Ich dachte, ich hätte dich verloren." Er seufzt und löst sich nur soweit von mir, dass er mich ansehen kann.
Ununterbrochen laufen Tränen aus seinen Augen und Tropfen auf meinen Brustkorb, als ich lächle und langsam den Kopf schüttle. "Niemals", flüstere ich. Logan lächelt traurig und küsst mich daraufhin vorsichtig, ehe er sich aufrichtet. Er gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn und ich sehe im Augenwinkel, wie er den Knopf drückt, der das Krankenhauspersonal benachrichtigt.
Nur wenige Sekunden später öffnet sich die Türe und eine Schwester kommt herein. Sie sieht sich kurz um und ihr Blick stoppt bei mir, woraufhin sie erleichtert ausatmet und dann lächelt. "Sie sind wach Misses Black", sagt sie.
Ich nicke, da ich zu mehr nicht im Stande bin. Die Schwester sieht daraufhin zu Logan. "Ich lasse Sie beiden noch kurz allein und komme dann mit einem Arzt zurück. Er wird sie dann untersuchen." Logan nickt und die Schwester lässt uns wieder allein, weshalb Logan wieder zu mir sieht.

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