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Logans Sicht

"Mama!", ruft Benni mit einem tränennassen Gesicht und sucht erneut nach Alison, die bereits seit drei Tagen bewusstlos in unserem Ehebett liegt. Noch immer gibt es keine Anzeichen, dass die Verwandlung bei ihr anschlägt, doch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Dajana erklärt sich die lange Dauer damit, dass ihre Magie gegen die Verwandlung ankämpft, aber dies irgendwann auch nachlassen wird, sodass Alison als Vampir aufwachen und noch zaubern kann. Es ist nichts neues, dass bei manchen eine Verwandlung erst nach einigen Tagen eintritt. Auch bei Sophia war dies damals der Fall und während Jason schier verrückt geworden ist, da er dachte sie verloren zu haben kann ich mir eine Reaktion nicht leisten. Ich bin Vater von zwei kleinen Kindern, die mich mehr denn je brauchen.

Benni hin und her schaukelnd versuche ich ihn ein wenig zu beruhigen, jedoch wird es immer schwerer ihn abzulenken und sich gleichzeitig um Eliza zu kümmern. Um mich zu unterstützen sind Sarah und Sophia ebenfalls her gekommen über die Tage, da Benni die beiden kennt und sich im schlimmsten Fall auch von ihnen beruhigen lässt.

Erneut ruft er nach Alison und mir bricht es fast das Herz ihn so zu sehen, denn dieser kleine Junge hat bereits viel zu häufig ohne seine Mutter auskommen müssen.
"Mama schläft noch", versuche ich ihm das ganze etwas verständlicher zu machen und trage ihn dabei zu Sophia und Eliza ins Kinderzimmer. Sarah hält meine Tochter im Arm und gibt ihr die Flasche, welche sie gierig austrinkt, doch als wir den Raum betreten sieht sie auf. "Hey großer", begrüßt sie ihr Patenkind mit einem Lächeln, welchem ich jedoch ansehe, dass auch ihr die ganze Situation zu schaffen macht.

Benni schnieft und weiterhin kullern Tränchen über seine Wangen, jedoch mustert er die beiden Frauen mit neugierigen Blick.
Neben den Momenten wo er vollkommen aufgelöst ist und nach Alison sucht gibt es auch jene, in denen er sich um seine kleine Schwester sorgt und sie am liebsten nur kuscheln würde. Des öfteren mussten wir schon einen genaueren Blick auf ihn haben, aus Sorge, dass er den Umgang etwas überschätzen könnte und Eliza verletzt.
Er zeigt mit seinem kleinem Fingerchen auf Eliza, ehe er "Eliza trinkt" sagt und zu strampeln beginnt. Ich zögere nicht und setze ihn ab, woraufhin er sofort zum Sofa eilt und drauf klettert.
"Möchtest du auch mal das Fläschchen halten?", fragt Sarah ihn, woraufhin sie mit großen Augen angesehen wird, ehe er nickt. Ganz vorsichtig nimmt er Sarah die Flasche ab und hält sie, sodass Eliza ungestört weiter trinken kann. Jedoch nicht ohne ihren Bruder zu beobachten.

Als Sarah zu ihr sieht bedeute ich ihr mit einer stummen Geste, dass ich den Moment nutze, um nach Alison zu sehen. Sie nickt zum Zeichen, dass sie verstanden hat, weshalb ich mich so leise wie möglich wieder aus dem Kinderzimmer begebe und durch den Flur zu unserem Schlafzimmer gehe.
Wie zu erwarten liegt Alison noch immer in der selben Position wie bei meinem letzten Mal nachschauen und nichts hat sich verändert. Weder die Farbe ihrer Haut, noch sonstige Anzeichen, dass sie eine Ewigkeit vor sich hat.
Seufzend lasse ich mich in den Sessel am Fenster fallen, in welchem sie es sich oft mit einem Buch gemütlich macht, wenn ich arbeiten bin und sie allein ist, beziehungsweise wenn Benni schläft. "Wann wachst du endlich auf?", frage ich leise in den Raum hinein. Es ist vergebens, denn eine Antwort erhalte ich wie sonst auch nicht, jedoch gibt es mir ein Gefühl von Normalität in dieser Zeit, wenn ich mit meiner Frau spreche.

Dank der Stille die in der oberen Etage herscht entgeht mir nicht, dass Sarah und Benni miteinander sprechen. Daher stehe ich wieder aus dem Sessel auf und gebe Alison einen Kuss bevor ich sie wieder allein lasse und zu meiner Familie zurück kehre. Mittlerweile liegt Eliza auf einer Krabbeldecke, die Sarah auf dem großen Teppich in ihrem Zimmer ausgebreitet hat und wird von Benni mit einer Rassel bespaßt. Ihm macht es sichtlich Spaß sich mit seiner kleinen Schwester zu beschäftigen, denn ein riesiges Grinsen ist in seinem Gesicht wie verankert, auch wenn seine Augen noch immer gerötet und geschwollen vom vielen weinen sind.

Unsere Ewigkeit Für ImmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt