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3 Monate später


Nervös tippe ich mit meinen Fingern auf die Tischplatte und starre auf meine Kaffeetasse. Fast zwei Jahre ist es her, dass Phil und ich uns das letzte Mal gesehen haben und dieses sehen stand definitiv unter keinen guten Bedingungen, wenn man bedenkt, dass ich gegen meinen Willen in einem der Häuser gefangen gehalten wurde, die ich nun selbst leite. Ich weiß nicht einmal, ob er wirklich in diesem Café auftaucht, denn ich habe ihm lediglich eine Einladung in Briefform zukommen lassen und mit ~A.B unterzeichnet. Da ich keine Adresse angegeben habe konnte er mir nicht antworten und ob er den Kürzel zuordnen konnte ist natürlich ein weiterer Aspekt, der ein nicht Erscheinen erklären könnte. Mein Blick fällt auf die laut tickende Wanduhr am anderen Ende des kleinen Lokals welches ich ausgewählt habe, da Logan niemals hier her kommen würde. Ich befinde mich in San Franciscos Studentenviertel, welches ziemlich alternativ geprägt ist und mit zahlreichen veganen Restaurants und bunter Straßenkunst einen ganz eigenen Flair hat. Einen Flair, den ich als Alison, die junge Frau nur zu gern habe, aber als Alison Black die Geschäftsfrau niemals an mich lassen würde.
Um nicht als zweitere aufzufallen und als Studentin durchzugehen, trage ich einen Wollpullover zu einer glänzenden Schwarzen Hose und dazu eine schwarze Lederjacke mit Absatzboots. Die silbernen großen silbernen Schnallen an meinen Schuhen geben mir einen Rockigen Look und ich könnte glatt als eine junge Frau durchgehen, die auf Rockmusik steht und sich ihren Kaffee in einem Café gönnt, bevor sie zu ihren Freundinnen geht und mit ihnen heute Abend den spät herbstlichen Samstag ausklingen lässt. Dabei könnten meine wahren Absichten gar nicht unterschiedlicher sein als diese Vorstellung.

Die Glocke über der Eingangstür leutet und die kühle herbstluft weht mir entgegen. Ich schaue auf und erkenne Phil sofort. Er ist wirklich gekommen. Sein Outfit ist wie zu erwartend legär und sieht dennoch gut an ihm aus. Er trägt eine braune Wildleder Jacke über einem weißen T-Shirt und graue Jeans, seine Schuhe passend zur Jacke und hat seine Hände in den Taschen vergraben.

 Er trägt eine braune Wildleder Jacke über einem weißen T-Shirt und graue Jeans, seine Schuhe passend zur Jacke und hat seine Hände in den Taschen vergraben

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Suchend schaut er sich im Café um. Sein Blick gleitet über mich, jedoch scheint er mich auf den ersten Blick nicht zu erkennen, denn er schaut weiter. Es dauert ein paar Sekunden bis er zu realisieren scheint wer ich bin und als er dann wieder zu mir schaut lächle ich, um ihm zu bestätigen, dass er richtig gesehen hat. Langsam kommt er auf mich zu, weshalb ich aufstehe und ihm in die Augen sehe, als er vor mir stehen bleibt. Er sieht noch immer so aus wie zu dem Zeitpunkt an dem wir uns kennen gelernt haben. Dunkelblondes Haar das ihm locker um die Augen fliegen würde, würde er es nicht mit Stylingprodukten fixieren, blaue Augen und ein 10 Tage Bart. "Alison?", fragt er und ich nicke. "Hallo Philip", begrüsse ich ihn mit einem kleinen Lächeln. Ich deute auf den freien Stuhl gegenüber meinen, woraufhin er seine Jacke auszieht, sich setzt und ich es ebenfalls tue. "Dann hast du mir die Einladung geschickt?" Ich nicke, "Ich war mir nicht sicher, ob du kommst", gestehe ich ihm. Er lacht leise. "Ich war mir nicht wirklich sicher wer A. B. ist, aber die Frage hat sich dann ja jetzt geklärt." Ich lache ebenfalls und greife nach meiner Tasse, schaue dann jedoch schnell zu ihm. "Was möchtest du trinken? Ich lade dich ein." Er winkt ab "Latte Macchiato, aber wenn hier irgendwer den anderen einlädt, dann bin das ich." Ein freches Grinsen wandert auf seine Lippen.
Wie aufs Stichwort kommt die Barista zu uns und notiert sich Philips Latte Macchiato. Da auch mein Kaffee fast ausgetrunken ist, bestelle ich ebenfalls einen Latte Machiato, jedoch mit Mandelmilch und ein wenig Vanillesirup. "Wieso hast du mich hierher eingeladen Alison? Und wieso auf diese Art und Weise?", fragt Philip sobald die junge Frau weg ist und sich um unsere Getränke kümmert. Ich trinke den letzten Schluck aus meiner Tasse und schiebe sie an den Rand des Tisches. Meine Hände falte ich auf dem neugewonnen Platz und schaue dann in seine Augen. "Es gibt da mehrere Gründe. Einer ist tatsächlich, dass ich wissen wollte wie es dir geht und was du machst." Er mustert mich skeptisch. "Da steckt noch mehr dahinter, auch wenn man es dir nicht unbedingt anmerkt, weiss ich dass ein Black immer irgendwas will, wenn er einen zu sich beordert." Ich kann ihm seine Skepsis nicht verübeln, denn tatsächlich steckt noch mehr dahinter. Ich nicke kaum merklich und lehne mich zurück. Ich möchte es ihm noch nicht sagen. "Beantwortest du mir erst meine ersten beiden Fragen und unterhältst dich mit mir? Dann nenne ich dir den Hauptgrund."
Er nickt. Sein Blick gleitet von meinen Augen weg und ich merke ebenfalls, dass die Barista mit unserem Kaffee kommt. Sie stellt die beiden Gläser vor uns auf den Tisch und nimmt meine leere Tasse wieder mit.

Philip nimmt seinen Löffel und hebt etwas Milchschaum an seinen Mund den er nascht, dann schaut er wieder zu mir. "Ich habe wieder angefangen zu arbeiten kurz nachdem du weg warst. In einer Gemeinschaftspraxis. Nichts was ich als Traum bezeichnen würde, aber das Geld reicht aus um gut leben zu können, dementsprechend geht es mir auch recht gut", beantwortet er meine Fragen. Dass er noch als Arzt arbeitet kommt mir sehr gelegen, weshalb ich lächle. "Und du Alison? Ich habe in der Zeitung und in den Medien mitbekommen, dass ihr geheiratet habt und...", er stockt und ich weiss was als nächstes kommt. "Stimmt es, dass du ein Kind von ihm hast?" Ich nicke. "Ja, meinen Sohn Benni." Irgendwie vertraue ich ihm und kann ihm daher ohne bedenken den Namen meines Sohnes anvertrauen. "Er ist bald 5 Monate alt und das beste was uns je passiert ist." Philip mustert mich komisch, nickt jedoch. "Ich merke schon, du bist immernoch glücklich mit ihm", sagt er. "Ja, wir haben in ein paar Tagen Hochzeitstag", bestätige ich ihm. "Ich freue mich, dass es dir gut geht Phil. Wirklich." Vorsichtig hebe ich das Glas an meinen Mund und trinke einen Schluck, schaue über den Glasrand hin zu ihm. Er lächelt leicht, schaut mich jedoch nicht an, dreht stattdessen sein Glas hin und her.
Auch ich bemerke diese Beklommenheit zwischen uns und wechsle daher zum eigentlichen Thema. "Ich hab dich hier her eingeladen, weil ich will, dass du für uns arbeitest", sage ich gerade heraus. Philip schaut mich überrascht an, da er wohl nicht weiss, was er unter dieser Art von Arbeit verstehen soll. "Du wirst das selbe machen wie zu dem Zeitpunkt, als wir uns kennen gelernt haben nur eben für mich." Seine Augen werden Kugelrund. "Du willst, dass ich wieder in dieses Geschäft einsteige? Und feststelle, dass...?" Er braucht seine Frage nicht beenden, denn ich nicke bereits. "Wieso zum Teufel sollte ich das tun Alison?"
"Weil du es schon einmal getan hast. Ich vertraue dir, du verdienst gutes Geld und wir können endlich über alles reden. Es ist was anderes dazu gezwungen zu werden, oder das ganze selbst zu leiten und da ich es leite, hättest du eine hohe Stellung." Er lacht ironisch und schüttelt den Kopf. "Alison ich bin damals in diese ganze Scheisse rein geraten, weil ich Geld brauchte und der Verdienst besser war, als darauf zu hoffen in irgendeinem Krankenhaus oder einer Praxis eingestellt zu werden. Jetzt habe ich einen festen Job und du willst, dass ich ihn aufgebe, für etwas, wo wir jederzeit erwischt werden können?" Ich schüttle den Kopf. "Ich glaube du verstehst nicht ganz mit wem du hier gerade redest. Wir würden nicht erwischt werden und du wirst nirgendwo mehr Geld bekommen, als bei uns." Ich stoppe kurz und setze "Bei mir" mit Nachdruck nach. Er schluckt schwer und ich sehe ihm an, dass er nun doch das Für und Wider abwägt. "Darüber kann ich nicht jetzt und hier entscheiden Alison. Lass mir etwas Zeit dafür." Ich nicke verstehend und greife in meine Tasche, hole mein Handy heraus und schiebe es ihm über den Tisch hinweg hin. Auf dem Display wird ein neuer leerer Kontakt angezeigt und er versteht sofort was ich von ihm will und gibt seine Nummer ein.

Da unsere Gläser noch fast komplett voll sind und das eigentliche geklärt ist, wechsle ich das Thema, um der bereits gekippten Stimmung nicht endgültig den Dampf zu nehmen. "Hast du mitterweile jemanden kennen gelernt Phil?", frage ich ihn. Er sieht mich perplex an und grinst. "Ich hatte hin und wieder meinen Spaß, aber nichts festes, wenn du das wissen willst." Ich merke schon wie ich rot werde und schmunzeln muss. "Das freut mich", antworte ich ihm schliesslich und trinke einen Schluck. Mir ist klar, dass es einiges zu bereden gibt, wenn er wirklich auf mein Angebot eingeht und ich denke einfach, dass so ein recht guter Anfang geschaffen wird, wenn wir offen und normal mit einander reden. "Du hast mir noch nicht gesagt, wieso wir uns ausgerechnet hier treffen?"
"Stimmt", sage ich und nicke. "Sagen wir es Mal so: ein Ehemann ist wahrscheinlich nie sonderlich begeistert davon, dass sich seine Frau mit einem anderen trifft, mit dem sie fast mal was hatte. Auch wenn es erzwungen gewesen wäre." Ich grinse ihn an und auch er grinst. "Die Küsse waren echt Alison, dass verwechsel Mal nicht." Er scherzt tatsächlich und bringt mich somit zum lachen. "Stimmt, die waren echt", bestätige ich ihm schliesslich und grinse. Auch er scheint lockerer zu werden und die Anspannung abzulegen, die zuvor zwischen uns geherrscht hat, was mich automatisch ebenfalls entspannt.

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