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Timothys Sicht

Leises Rascheln holt mich aus einem traumlosen Schlaf. Ich blinzle einige Male angestrengt, denn auch wenn es in dem Raum, in welchem ich mich befinde recht dunkel ist, schmerzt es in meinen Augen. Ich will mich bewegen, besinne mich aber schnell eines besseren als ich die Schmerzen spüre. Keuchend presse ich meinen Kopf in das weiche Kissen und versuche den Schmerz zu veratmen, doch dann höre ich wieder das Rascheln. Ich drehe meinen Kopf ein wenig zur Seite um nach dem Ursprung des Geräusches zu suchen. Dabei wandert mein Blick durch das stilvoll eingerichtete Zimmer und bleibt plötzlich auf etwas hängen. Nein nicht etwas, sondern jemandem.

Mitten auf dem Teppich sitzt ein kleiner braunhaariger Junge und spielt mit zwei Autos, welche er in den Händen hält. Nun scheint auch er sich meiner Anwesenheit bewusst zu werden, oder zumindest meinen Blick auf sich zu spüren, denn er sieht auf und mir geradewegs in die Augen. Seine kleine Stirn runzelt sich ein wenig. „Bis du?", fragt er mich. Ich will gerade zu einer Antwort ansetzen, da höre ich aufeinmal Stimmen. Während die eine fast schon panisch erklärt, dass sie nur kurz was zu trinken aus der Küche geholt hat, versucht die andere sie zu beruhigen. Letztere mache ich unverkennbar als die Stimme von Alison Black aus.

Erneut sehe ich zu dem kleinen Jungen und jetzt fällt mir etwas gravierendes auf. Seine Ähnlichkeit zu ihr.
Die Türe öffnet sich und zum Vorschein kommt Alison. Sie betrachtet erst den kleinen Jungen, dann mich. Ihre Augen weiten sich kaum merklich, doch dann fängt sie sich wieder, als die zweite Frau hinter ihr erscheint. Auch sie sieht in den Raum, scheint jedoch nur Benni wahr zu nehmen, denn sie atmet erleichtert aus. „Oh mein Gott, Benni! Ich hatte so einen Schreck!" Sie betritt das Zimmer und geht geradewegs auf Benni zu. „Ich habe hier vorhin schon reingesehen, aber das Zimmer war leer", erklärt sie und gestikuliert wild um sich, um somit das ganze Zimmer in ihre Worte mit einzubeziehen, Alison lacht bloß.
Ich jedoch runzle verwirrt die Stirn, denn wie kann ein Zimmer leer sein, wenn ich in dem Bett liege und mich definitiv nicht fortbewegt habe in den letzten Stunden, vielleicht sogar Tagen?

„Alles in Ordnung. Wir haben ihn ja jetzt gefunden und es ist nichts passiert." Sie hält der jungen Frau die Benni auf dem Arm hat die Türe auf. Fragend beobachte ich das ganze und Alison entgeht dies nicht. Sobald die Frau an ihr vorbei und aus meinem Blickfeld verschwunden ist, signalisiert Alison mir mit einem Handzeichen, dass sie gleich wiederkommen wird.
Hinter sich schließt sie die Türe und lässt mich mit meinen Gedanken allein. Und verdammt davon habe ich viele! Das letzte woran ich mich erinnere ist angeschossen worden zu sein. Mehrere Male! Jetzt liege ich aber hier in diesem Bett, wohlbemerkt verarztet statt im Krankenhaus und lebe noch. Die Frau hat mich nicht gesehen, dafür aber ziemlich eindeutig Alison und ihr Sohn. Was ist hier also los? Und wieso bin ich nicht an den Verletzungen gestorben, wie es sonst wohl jeder wäre der nicht in ein Krankenhaus gebracht wird?!

Die Türe öffnet sich wieder und Alison betritt den Raum durch einen Spalt, ehe sie sie wieder hinter sich schließt. „Du bist wach", bemerkt sie das offensichtliche. Ich schnaube. „Sieht so aus."
Alison lässt sich jedoch nicht von mir unter kriegen, stattdessen grinst sie, ehe sie zu mir kommt und unmittelbar neben dem Bett stehen bleibt. „Wie geht es dir?" Sie mustert meine bandagierte Brust genauer und ich zucke mit den Schultern, fluche dann jedoch als mich wieder Schmerzen überkommen.
Alison legt ihre Hand auf eine unverletzte Stelle an meiner Brust. „Du solltest dich nicht so viel bewegen Timothy. Du wurdest schwer verletzt und es war knapp."
Ich runzle die Stirn. „Wenn es knapp war, wie kann es dann sein, dass ich ohne Krankenhaus und Notoperation noch lebe?" Meine Stimme klingt schärfer als beabsichtigt.
„Du hattest eine Notoperation, nur hier. Sophia und ich haben dein Leben gerettet." Alisons Blick ist klar. Sie sieht nicht danach aus, als würde sie mich verarschen wollen und ganz ehrlich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es in einer solchen Situation tun würde. Aber das verwirrt mich nur noch mehr. „Wovon redest du?"
Sie greift nach der Decke und zieht sie zurück, sodass mein gesamter Oberkörper und auch ein Teil meines Oberschenkels frei liegt. Überall befinden sich Verbände die säuberlich angebracht wurden. Alison deutet auf meine Hand und hält mir dann ihre hin. Zögerlich, da ich nicht weiß, worauf sie hinaus will gebe ich sie ihr. Sie schließt die Augen und spricht ein paar Worte auf einer Sprache die ich nicht verstehe, dann sieht sie mich wieder an und ihre Augen glühen förmlich! Ich schnappe erschrocken nach Luft und starre sie an, nur um verstehen zu können was sie getan hat, aber es will mir einfach nicht gelingen.

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