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Sophias Sicht

10 Tage später

Vor dem großen Spiegel unseres Schlafzimmers stehend, sehe ich prüfend über mein Erscheinungsbild. Das schwarze hautenge Kleid schmiegt sich perfekt an meine Rundungen, betont alles, was in Szene gesetzt werden muss um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Mein langes Haar liegt in lockeren Wellen über meinem Rücken, während mein Gesicht passend geschminkt ist. Blutrote Lippen und betonte Augen. Es ist ein Outfit, welches eigentlich annehmbar ist, wäre das Kleid nicht so kurz, dass es allein beim Bücken gefährlich hochrutscht. Meine Augen bleiben an meinem linken Arm hängen, an dem jeden Moment Jason den Peilsender injezieren wird und der für genau zwei Dinge gedacht ist: mich aufspüren zu können und als ein Notfallsignal. Innerlich hoffe ich diesen nicht vor meiner Frist nutzen zu müssen, dennoch kann ich nicht abstreiten, dass es mein Gemüt etwas beruhigt. So bin ich nicht zu hundert Prozent auf mich allein gestellt und weiß, dass es nur einen Handgriff benötigt, der mich retten kann.

Ich höre wie sich die Tür öffnet und sehe durch den Spiegel in seine Augen, die musternd auf meinem Körper liegen. Wären die Umstände anders bin ich mir sicher, dass ich Verlangen in ihnen sehen würde, doch jetzt spiegelt sich vor allem Sorge in ihnen wider, die nicht gewichen ist, seitdem es beschlossene Sache ist, dass wir den Plan durchziehen werden. Hinter mir bleibt er stehen, löst seinen Blick von meinen Augen nicht, als er mein Haar zur Seite schiebt und einen Kuss auf meine entblößte Haut haucht. Kaltes Metall streift meine Beine und sorgen dafür, dass ich von seinem Gesicht nach unten sehe, direkt zu der kleinen Pistole, in der sich der Peilsender befinden muss.

"Ist alles soweit?", frage ich mit leiser Stimme und hebe den Blick, sehe wieder zu ihm, erkenne wie er beginnt zu nicken. "Wiederhole den Plan", brummt er daraufhin, was mich zum Lächeln bringt, da er sich in mein Gehirn gebrannt hat, ehe ich ihm antworte.
"Ich lasse mich von einem der Mitglieder mitnehmen, indem ich so tue, als würde das KO-Mittel wirken. Sobald ich in ihrer Basis bin habe ich genau vier Wochen Zeit um sämtliche Informationen von ihnen zu sammeln ohne aufzufallen oder mich unnötig in Gefahr zu begeben. Ich verschaffte mir unauffällig Zugriff zu einem Telefon, gebe euch alle in Erfahrung gebrachten Infos weiter, und halte dich auf dem Laufenden. Sobald der geringste Verdacht besteht, dass sie wissen könnten, dass ich keine normale Gefangene bin oder etwas ahnen, löse ich den Peilsender aus und ihr kommt mich holen. Ich halte mich an den Plan, außer wir vereinbaren etwas anderes."
Mit einem Nicken fügt er ein "Wiederhol meine Handynummer", hinzu, was ich ohne einen Moment überlegen zu müssen, tue. "1-530-398-7752"

Ich könnte sie selbst im Schlaf auswendig aufsagen, da ich sie schon seit langem in mein Gedächtnis eingeprägt habe. Sichtlich zufrieden legen sich seine Arme um mich, ziehen mich an seine harte Brust und ich kann das Seufzen, das aus meinem Mund erklingt, nicht zurückhalten. Der einzige Nachteil, der sich in diesem Plan herausstellt, ist die Distanz, die sich zwischen mir und ihm, meiner Schwester und den anderen befinden wird. Ich bin es schlichtweg nicht mehr gewohnt allein aufzuwachen oder einzuschlafen. Und ich weiß nicht mal, wie er Valeria davon überzeugen soll, dass ich mich für einen ganzen Monat für wegen eines Notfalls im Ausland befinde.

Valeria ist nicht dumm und ich hoffe, dass er sie zu Händeln weiß.

"Einen Monat. Wie schwer kann es schon werden?", sage ich, eher zu mir selbst, und presse mich so nah wie es geht gegen ihn. Brummend stimmt er mir zu und platziert einen Kuss an meiner Schläfe. "Du schreibst mir so oft du kannst, verstanden?"

Während er die Worte ausspricht löst er sich soweit von mir, dass ich mich zu ihm wenden kann. Die Pistole hängt er an seine Gürtelschlaufe, um dann seine Hände um mein Gesicht zu legen. Ich lege meinen Kopf soweit in den Nacken, dass ich ihm in seine Augen sehen kann, und flüstere leise "Verstanden."
Da ich weiß, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, bis ich mich auf den Weg in den Club machen muss, ziehe ich ihn an seinem Oberteil zu mir um ihn zu küssen. Von sanft und zärtlich keine Rede, stattdessen bewegen sich unsere Lippen sehnsüchtig und leidenschaftlich aufeinander. Du hast ein ganzes Jahrhundert ohne ihn überlebt, sogar zwei Mal!, ruft mir mein Gewissen zu, was dafür sorgt, dass sich mein Körper etwas entspannt und den Moment bis aufs Letzte auskostet.

Unsere Ewigkeit Für ImmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt