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Ellie

07. Januar

"Mom!", rufe ich laut. Mein Spiegelbild sieht anders aus als gestern und das sehr viel anders. Schockiert greife ich mir in die Haare und an die Brüste, da diese definitiv größer geworden sind, als sie es die letzten Tage noch waren.
Meine Mutter öffnet die Badezimmertüre und tritt ein, beäugt mich von oben bis unten. Auch ihr fällt auf, was mir zuvor aufgefallen ist. "Es ist so weit", sagt sie leise. Ich nicke. Wir alle wissen nicht wie schnell der Alterungsprozess weiter gehen würde und uns ist bewusst, dass ich mich jetzt verwandeln muss, wenn ich nicht ewig im Körper einer 40-Jährigen Frau stecken will.
"Wer von euch wird es tun? Mich umbringen?", frage ich vorsichtig, woraufhin meine Mutter leise lacht. "Dein Vater, er hat den stärkeren Griff. Ich habe Angst, dass ich dir nicht direkt das Genick breche vor lauter Aufregung." Amüsiert muss ich schmunzeln, denn ihre Worte haben definitiv was an sich.
"Hast du das Blut noch?", fragt sie und ich nicke. Es steht sicher im obersten Fach meines Kleiderschrankes und dank Alison, die irgendeinen Zauber drauf gelegt hat, hat sich weder die Konsistenz noch haben sich die Blutkörperchen darin verändert. Ohne das gemacht zu haben, wofür ich heute Morgen eigentlich ins Bad gegangen bin, verlasse ich es wieder und laufe zu meinem Zimmer. Mom folgt mir und beobachtet mich dabei, wie ich nach der kleinen Ampulle greife und sie kurz drauf in der Hand halte.

Es ist kaum zu glauben, dass sich in diesem kleinen Gefäß eine Ewigkeit befindet, welche ich in wenigen Augenblicken beginnen werde. Diese zwei, drei Schlucke geben einem unnatürliche Kräfte nach denen viele förmlich lächzen, ohne sie jemals zu bekommen. Und ich? Ich bin Mitglied einer Familie, die wahrscheinlich die mächtigste der Welt ist und kann mir nichts dir nichts diese Kräfte erlangen. Dabei bin ich erst seit gut einem Jahr wieder unter den Lebenden und habe meine Familie, die wichtigsten Menschen in meinem Leben um mich herum.

"Sagst du Dad bescheid?", flüstere ich leise. "Ja Schatz", antwortet meine Mutter, da sie es natürlich gehört hat. Sie verlässt leise mein Zimmer und für einen kurzen Moment bin ich in dieser Ruhe allein. Mit der Ampulle in der Hand folge ich ihr und laufe die Treppen nach unten, um dann ins Wohnzimmer zu gehen. Mom spricht mit Dad, stoppt jedoch, als ich eintrete und dreht sich lächelnd zu mir.
Dad betrachtet mich ebenso wie meine Mutter von Kopf bis Fuß und lächelt dann stolz.
"Bist du bereit?", fragt mein Vater mich und kommt auf mich zu, woraufhin ich nicke. Er nickt und zieht mich in eine Umarmung. "Ich will dir nur Mal eben sagen, wie stolz ich auf dich bin Schatz. Du bist eine wunderschöne junge Frau", flüstert er leise und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. "Danke Dad", nuschel ich. Sowas gesagt zu bekommen, obwohl man gerade erst aufgestanden ist und noch Schlafsachen trägt, macht einen in gewissermaßen schon Stolz.
Wir lösen uns von einander und setzen uns daraufhin zu Mom aufs Sofa. Sie hat uns die ganze Zeit über lächelnd beobachtet und jetzt, wo ich ihr so nah bin, merke ich, dass ihre Augen glänzen. "Ich hab euch Lieb", sage ich an beide gerichtet, woraufhin sie mir mit "Wir dich auch, Schatz" antworten.
Nachdem auch dies ausgesprochen ist öffne ich die kleine Ampulle und hebe sie an. "Na dann. Cheers", sage ich, bevor ich sie an meine Lippen setze und die rote Flüssigkeit in einem runter kippe. Mein - noch menschlicher - Geschmack rebelliert und will, dass ich mich mit einem aufstoßen gegen die Flüssigkeit wehre, jedoch halte ich diesen Reflex zurück und schaue zu meinem Vater.
Dieser steht auf und legt seine Hände an die Seiten meines Kopfes, schaut mich an und das letzte was ich höre, bevor alles schwarz wird ist ein "Bis gleich."

Dieses Mal fühlt sich der Tot anders an, als damals. Damals hat er den Körper meines 9-Jährigen ich's von innen zerfressen, während nun mein Körper in einer Umwandlung ist. Es fühlt sich an, als würde man mir ein Upgrade verpassen. Mein Herz schlägt nicht mehr, dafür höre ich die Zellen in meinem Körper arbeiten.
Ich nehme alles wahr. Das langsame wachsen meiner Haare, die nun schneller zu wachsen scheinen, das rauschen der Luft an meinen Ohren und die Bewegungen meiner Eltern. Noch kann ich sie nicht sehen, da noch alles schwarz ist, aber ich nehme sie wahr. Ich weiss instinktiv, dass sie neben mir sitzen. Ich höre ihre Bewegungen und ich fühle, wie meine Mutter beginnt sanft über meinen Kopf zu streichen.
Plötzlich fühlt es sich so an, als würde man mir die Kehle zuschnüren und mit einem tiefen Atemzug öffne ich meine Augen. Ich sehe meine Eltern klar und deutlich vor mir, erkenne die kleinste Schrift der Zeitung die mehrere Meter von uns entfernt weg liegt und höre die Krabbeltiere draußen im Wald. "Wow", flüstere ich über diese Erkenntnis. Ich wusste, dass der Unterschied zu menschlichen Fähigkeiten groß ist, aber das er so enorm ist? Das hätte ich mir niemals erträumt.
"Das ging schnell", stellt meine Mutter amüsiert fest und steht auf, schaut mich an. "Wie geht es dir?", fragt sie.
"Gut", antworte ich, fass mir jedoch an den Hals. "Ich habe Durst."
Meine Eltern nicken verständlich, "das ist normal." Mom steht auf und holt ein Glas und einen Blutbeutel aus der Küche. Aus dem Wohnzimmerschrank holt sie eine Ampulle die fast identisch zu der ist, die Alison mir gegeben hat. "Das Blut von Alison, um deine Verwandlung zu vollenden", erklärt sie, während sie es ins Glas kippt. "Und wofür ist dann der Blutbeutel?", hake ich nach, was Dad lachen lässt. "Denkst du von dem bisschen Blut wird dein Durst gestillt? Es geht dabei nur um die Verwandlung."
Ich forme ein stummes Ah mit meinen Lippen, da ich nachvollziehen kann, was er meinte und nehme meiner Mutter das Glas ab. Der Geruch von Blut steigt mir in die Nase und ich merke wie sich etwas in meinem Gesicht verändert und meine Zähne hervor kommen. Mein Durst wird schlimmer und schnell leere ich das Glas, halte es meiner Mutter hin, damit sie es mit dem Beutel auffüllen kann.

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Im Telefon ertönt das Freizeichen und signalisiert mir, dass mein Bruder eigentlich zu erreichen ist und dennoch lässt er mich warten. "Ja?", ertönt schließlich Bens raue Stimme. Er klingt verschlafen, was mich kichern lässt. "Hallo Bruderherz", begrüße ich ihn. Ein rascheln ertönt, was mich schätzen lässt, dass er sich aufgesetzt hat. "Ellie?", fragt er. Seine Stimme klingt überrascht und erneut kichere ich amüsiert. "Ja, wer sonst? Ich wüsste nichts von einer Schwester."
"Du klingst anders", stellt er fest und ich nicke, auch wenn er es nicht sehen kann. "Ich weiß. Ich sehe auch anders aus. Stecke in nem Körper einer 18/19 Jährigen."
"Hast du die Verwandlung durchgezogen?"
"Ja, heute morgen. Wir wussten, dass es ungewiss ist wie alt mein Körper morgen ist, also sind wir kein Risiko eingegangen." Er brummt verstehend. "Wie geht es dir? Gab es Komplikationen?", hakt er nach. "Nein, es ist alles bestens gewesen und mir gehts super. Mom und Dad sind auch zufrieden. Sie haben mir sogar Komplimente gemacht, wie hübsch ich sei, obwohl ich in Schlafsachen war." Ich lache herzlich und höre auch Ben durchs Telefon lachen. "Das ist schön, schick mir später ein Foto. Ich will meine kleine Schwester schließlich erkennen, wenn ich sie sehe."
"Mache ich. Wie geht es euch? Wie war euer Silvester? Du warst doch allein mit Dajana, oder?" Nun bin ich die neugierige von uns beiden und beginne ihn mit Fragen zu löchern. "Ja. Wir sind zuhause geblieben und haben einen entspannten Abend gehabt. Es war wirklich schön. Logan, Alison und der rest hatten wohl ne riesen Party in Vegas", er lacht. "Ich habe das Gefühl, dass ich alt werde. Ich finde es nicht Mal schade, dass ich die Party verpasst habe."
"Du bist verrückt Bruderherz. Offiziell bist du gerade einmal 27, fast 28. Das iat definitiv nicht alt und Logan kann ja auch noch feiern, er ist nur zwei Jahre jünger als du und er ist Vater und er hat länger gelebt!" Das Ben so denkt ist für mich wirklich unerklärlich. Wir waren so lange auf uns allein gestellt im Jenseits, da könnte er jetzt gerne Mal die Sau raus lassen. Eins steht fest, ich werde definitiv die Sau raus lassen.
"Schon gut Ellie", er lacht. "Ich bin nicht alt ich weiß, aber ich muss jetzt aufstehen und mich für den Tag fertig machen. Sehen wir uns demnächst mal wieder?"
"Bestimmt. Ich überrede Mom und Dad euch einen Besuch abzustatten. Hab euch lieb und sag Logan bescheid." Nachdem wir uns verabschiedet haben, lege ich auf uns schaue meinen Körper zufrieden grinsend im Spiegel an. Mich hätte es für eine Ewigkeit definitiv schlimmer treffen können.

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Da ich heute Geburtstag habe und dementsprechend gut gelaunt bin, gibt es heut die doppelte Dosis mit zwei Kapiteln!

Geburtstagsspecial sozusagen.

Ich hoffe ihr habt genauso einen schönen Tag wie ich!

Unsere Ewigkeit Für ImmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt