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13. August


Wie ein Irrer tigere ich durch das Hotelzimmer, in welchem Jason und Sophia sich eingemietet haben.
Stöhnend werfe ich meinen Kopf in den Nacken und greife mir mit den Händen in die Haare. Draußen ist es bereits dunkel und Benni schläft bei Alisons Eltern, während ich beinahe wahnsinnig werde. Erneut habe ich einen ganzen Tag bei Alison im Krankenhaus verbracht, ohne dass sich an ihrer Lage etwas verändert geschweige denn verbessert hat, bis die Besuchszeit vorbei war und ich mal wieder das Klinikum verlassen musste.
Bereits in fünf Tagen ist Alisons einundzwanzigster Geburtstag und sie liegt schon seit 9 Tagen im Koma. Am aller schlimmsten ist es für mich, dass ich ihr nicht einmal helfen kann! Solange sie nicht wach ist, kann ich ihr mein Blut nicht geben, da ich so eine Verwandlung und den Tod unseres Kindes riskieren würde.

"Jason ich halte das nicht mehr aus!", jammere ich förmlich und bleibe stehen. Ich sehe ihn an und seufze. Gelassen lehnt er an der Theke der Bar, während seine Frau auf dem Sofa sitzt und uns mustert. "Wenn ich nicht bald meinen Frust raus lassen kann und frisches Blut bekomme, gehe ich auf den nächst besten los und das werden dann entweder Alisons Eltern oder die Krankenschwestern sein. Das kann ich nicht riskieren."
Er sagt nichts. Stattdessen mustert er mich schweigend und trinkt einen Schluck aus seinem Whisky Glas. "Wofür haben wir Feinde, wenn wir sie nicht quälen?", fragt er schliesslich. Verwirrt sehe ich ihn an. "Was meinst du?"
Er schnaubt amüsiert. "Die Wölfe haben uns doch, bevor Luca seinen Schwanz eingezogen hat, einen Hinweis gegeben. Seit dem behalten wir doch eine Truppe von möchtegern Gangstern im Auge, die es auf unsere Häuser im Süden abgesehen haben."
"Du meinst die an der mexikanischen Grenze?", hake ich nach, um ihm folgen zu können. Jason nickt. "Ganz genau die. Warum sollen wir sie nur weiter im Auge behalten, wenn wir sie genausogut los werden können Logan?"
"Bietest du mir gerade an, dass wir beide an die Grenze reisen, um einen Clan auszuschalten?" Ich grinse, da mir dieser Gedanke gefällt. Es wäre wie in alten Zeiten, wo wir beide immer wieder gegen eine Vielzahl Feinde gekämpft haben. Zudem könnte ich mich endlich Mal wieder satt trinken. Das letzte Mal, dass ich überhaupt einen Schluck frisches Blut hatte, war mit Alison und das ist definitiv viel zu lange her.

"Ist das wirklich eine gute Idee?", Sophia sieht uns skeptisch an. Noch immer sitzt sie mit überschlagenen Beinen auf dem Sofa.
"Wieso sollte es das nicht sein?", fragt Jason seine Frau schliesslich und auch ich sehe zu ihr, da mich ihre Antwort durchaus interessiert.
"Naja, wenn ihr sie ausschaltet, wer sagt, dass nicht andere sich für deren Tod rächen werden? Wisst ihr überhaupt wie viele es sind? Und sie sind doch sicher nicht ohne Grund unter Beobachtung." Sie steht auf und bleibt in der Mitte des Raums stehen.
"Ich kann verstehen, dass du deinen Frust irgendwie rauslassen musst, aber ihr dürft auch nicht vergessen, dass eine unüberlegte Handlung Folgen haben kann."
Ironisch lache ich. "Es wäre nicht das erste Mal, dass wir in ein solches Lager gehen, um jeden einzelnen abzuschlachten, aber wenn du dich als mein Opfer anbietest, nehme ich auch gerne dich und kümmere mich später um diese Arschlöcher." Ich merke wie meine Augen rot werden und Jason einen Schritt auf mich zu macht, da es auch ihm nicht entgangen ist.
"Das ist unsere Entscheidung Sophia", sagt er. Dabei betont er ihren Namen besonders und ich lasse meine Augen wieder normal werden. "Haben wir Waffen da?" Jason nickt und will mir antworten, als Sophia erneut den Mund öffnet. "Könnt ihr nicht einfach trainieren gehen oder den anderen den Arsch aufreißen statt direkt eine ganze Meute abzuschlachten?"
Jasons skeptischer Blick entgeht mir nicht und ich setze mich auf einen der Barhocker, um etwas zu trinken.
"Wieso sollten wir?", fragt er sie. Sie zuckt kaum merklich zusammen, was nicht nur Jason, sondern auch mich mit der Stirn runzeln lässt.
"Vielleicht, weil ihr einfach so, ohne Infos dahinspazieren wollt. Was, wenn was passiert? Ja, ihr beide seid stark genug um es sicher mit den meisten aufzunehmen. Trotzdem kann was schiefgehen." Ich muss nicht hinsehen um zu wissen, dass Sophia verzweifelt ist. "Allein die Narbe auf deiner Brust, durch das Schwert. Ihr wusstet vorher nicht, was euch genau erwarten wird und dann das."
"Sophia", brummt Jason warnend, doch Sophia scheint ihn zu ignorieren. Ich höre ihre Schritte und sehe zu den beiden, sehe, dass sie bei ihm steht und eine Hand auf seine Brust gelegt hat. "Jason bitte", flüstert sie. Mein bester Freund greift grob nach der Hand seiner Frau und entfernt sie knurrend von seiner Brust. "Du bleibst hier, während wir gehen", sagt er. "Aber-", setzt sie erneut an, jedoch hat er bereits seine Hand gehoben und sie so zum schweigen gebracht. "Ich sagte wir gehen und du bleibst hier, Sophia", knurrt er. Ich sehe dies als mein Zeichen an aufzustehen. "Hast du mich verstanden?", fragt er sie noch.

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