43|Ich muss dir was sagen

2K 106 35
                                    

𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

Langsam machte ich mir Sorgen.. Es war nun schon eine halbe Stunde vergangen und sie war immer noch am Duschen. Ich ging hoch in ihr Zimmer und wollte gerade an ihre Badezimmertür Klopfen, als sich diese schon öffnete. ,,Aahh", kreischte sie, als sie in einem Handtuch eingewickelt gegen mich knallte.
Ich zucke vor Schrecken ebenfalls zusammen, aber konnte sie noch festhalten, sodass sie nicht hinfiel. ,,Lass mich los!", fauchte sie mich an und löste sich von meinem Griff. ,,Wollte dich nur nicht fallen lassen"

,,Was machst du hier ? Raus!", sie hielt mit einer Hand ihr Handtuch fest und mit der anderen schob sie mich nach draussen.
Ich stand vor ihrer Tür und musste lachen. Sie sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen.
Wütend stampfte sie nach einigen Minuten fertig umgezogen aus dem Zimmer raus.

,,Mach das nie wieder!", zickte sie mich an. ,,Was denn?", war ich verwirrt und lachte etwas, weil sie aussah wie ein wütender Kobold. ,,Na ... keine Ahnung. Machs einfach nicht!", wusste sie nicht, was sie sagen sollte. ,,Ich wollte nur sehen wo du bleibst, kann ich riechen, dass du nackt rausläufst?", ärgerte ich sie. Sie zückte wieder ihren bedrohlichen Zeigefinger und sah mich böse an. Leider hielt ich nicht länger als nur vier Sekunden von diesem Anblick aus, bevor ich in Gelächter ausbrach.

Unsere Dach-Abende waren meine liebsten. Von unseren Dächern hat man zwar nicht die aller beste Aussicht auf die Stadt, dafür sah der Himmel von hier noch faszinierender aus als sonst. Die Sternen erschienen so nah, als könnte man sie greifen und dunkel war es dank dem hell leuchtenden Mond eigentlich nie.. Abgesehen von der Aussicht, mag ich unsere Gespräche, die hier entstehen, wirklich sehr. Ich hatte lange niemanden, mit dem ich so Problemlos über alle möglichen Themen reden konnte. Sie ist wirklich ein schlaues Mädchen und ich mag es ihr zuzuhören. Wir saßen nebeneinander auf einigen Kissen und Decken.

Sie schlürfte an ihrem Strohhalm.. wirkte aber sehr distanziert und blickte mich nicht ein mal an. ,,Wollen wir drüber reden?", fragte ich vorsichtig. ,,Nein!", gab sie trocken von sich.
,,Und warum guckst du mich nicht mal mehr an ?", traute ich mich nun zu fragen. Sie zögerte etwas, zuckte dann aber einfach nur mit den Schultern. Ich atmete genervt aus, griff ihr Kissen, auf dem sie saß, zog sie zu mir ran und legte meinen Arm um sie. ,,Lass mich l-"

,,Schnauze", unterbrach ich sie und sie sah mich entsetzt an. ,,Kannst mich so hässlich angucken wie du willst. Ich lass' dich jetzt nicht los"
Komischerweise sträubte sie sich nicht dagegen und wir unterhielten uns eine Weile.

,,Enes..?", sie lag mittlerweile mit ihrem Kopf auf meinem Schoß und ich streichelte ihr durch die Haare. ,,Ja?", fragte ich. ,,Caner hat heute was erwähnt, was mir nicht wirklich aus dem Kopf geht seit dem.."

Meine Gedanken sprangen sofort zur Wette.
Hat er es ihr verraten?

,,Ehm.. was denn?", fragte ich vorsichtig. ,,Er meinte, dass er dir etwas von früher zurückzahlen will, indem er mich verletzt.. was meint er damit ?" Nachdem sie mir diese Frage stellte, war ich etwas erleichtert. Ich war einen Moment still um meine Gedanken sammeln zu können.

,,Also... es gab mal ein Mädchen .. Leyla.
Ich hatte... wie soll ich sagen.. ne Menge Mädchen aber hatte nie Gefühle für irgendeine. Bei Leyla zwar auch nicht wirklich, aber sie war die einzige, die mir was bedeutet hat .. auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich sie wirklich geliebt habe, war sie mir wirklich wichtig" ,,Wie lange wart ihr zusammen?", unterbrach sie mich. ,,Keine Ahnung .. knapp ein Jahr circa"
,,Du willst mir sagen, ihr wart ein Jahr zusammen und du hattest keine Gefühle für sie ?", unterbrach sie mich schon wieder und sah mich fragend an.

,,Leyla war mir wirklich wichtig. Es war kompliziert, okay? Jedenfalls wusste das Caner. Es wusste jeder.
Wir waren damals sogar befreundet. Wir waren  immer zu sechst: Mert, Serkan, Tolga, Caner, Layla und ich. Aber Caner stand auch auf sie.. Besser gesagt war er Hals über Kopf in sie verliebt... Sie hat sich aber in mich verliebt und eins kam zum anderen und wir hatten was miteinander. Das ging wie gesagt circa ein Jahr lang und es war nichts geheimes. Alle und auch Caner wussten von uns... Naja lange Rede kurzer Sinn... am Ende hat sie mich mit Caner betrogen" Ich pausierte kurz, weil ich über diese Erinnerung lachen musste.

,,Aber warum ist Caner dann so sauer?", fragte sie weiter
,,Naja zum einen, war sie seine große Liebe, ist aber auch noch nachdem sie mit Caner geschlafen hat wider mir hinterhergerannt... und außerdem konnte ich es nicht auf mir sitzen lassen.. sie wurde mir schnell egal, aber hab's nicht verkraftet, dass mein eigener Freund mich so hintergehen konnte.. und dann habe ich ... Ich sag' das ungern, weil ich nicht stolz drauf bin, obwohl es wahrscheinlich meine witzigste Story ist" Ich musste nochmal ein wenig lachen ,,Jetzt sag schon!", wurde sie ungeduldig.
,, Ich hab .. mit.. seiner Schwester geschlafen.."
,,Du hast was ?", brach es aus Liya heraus und ich bekam mein Lachen gar nicht mehr unter Kontrolle.
,,Aber wie hat er es rausgefunden?"
,,Ich hab ihm am nächsten Tag ihre Unterwäsche in die Hand gedrückt, die seine Schwester in meinem Auto vergessen hatte"
,,Du hast Was?!", brachte sie erneut, aber diesmal noch schockierter, raus und richtetet sich schnell auf. Sie sah mich mit großen Augen an und auf einmal platzte es aus uns beiden heraus und wir brachen in lautes Gelächter aus.

Ich war froh, sie lachen zu sehen. Sie hielt sich irgendwann sogar ihren Bauch fest. Was diese zwei kranken Idioten ihr angetan hatten, wusste ich noch immer nicht, aber ich will sie damit auch eigentlich nicht bedrängen.

Als wir uns nach einiger Zeit beruhigt hatten, nahm ich meinen Mut zusammen und fragte sie endlich

,,Du hast mir immer noch nicht erzählt, was heute genau passiert ist. Was haben sie dir angetan..?", fragte ich in einem ruhigen Ton. ,,Weiß ich nicht", sagte sie leise und sah dabei auf ihre Hände. ,,Wie weisst du nicht?", Ich war verwirrt. ,,Weiß ich nicht. Ich war irgendwie benebelt und bin irgendwann so aufgewacht, wie du mich gefunden hast. Was dazwischen passiert ist, haben sie mir nicht erzählt" In mir fing wieder meine Wut an zu brodeln. Wie kann man einem Menschen so etwas krankes antun?! ,,Haben sie dich angefasst?", fragte ich wütend. ,,Mhm" Sie kniff die Augen zu und nickte dabei. ,,Du musst mir nicht jetzt sofort alles erzählen, wenn du nicht möchtest. Wenn du bereit bist, okay?", sprach ich sanft auf sie ein, während ich schwören könnte, mein eigenes Herz brechen zu hören.

,,Komm jetzt ! Hab bock auf Basketball!"
Voller Elan sprang sie plötzlich auf und zog mich am Arm. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie einfach nur vom Thema ablenken wollte.

,,Du bist ne Niete im Basketball", sagte ich und im selben Moment warf sie einen Korb.
,,Sag das nochmal!"
Ich musste lachen, weil sie sich nach einem einzigen Korb fühlte wie Stephen Curry. Wir spielten eine Weile. Um genauer zu sein, wusste ich nicht was wir taten. Das war alles andere als Basketball spielen... sie war wirklich schlecht.
Als sie sich gerade vorbereitete um den Ball zu werfen, rempelte ich sie von hinten an und wir fielen beide auf den Boden.

,,Runter du Fettsack!", fauchte sie mich an und ich stützte meine Arme links und rechts von ihr ab, damit nicht mein ganzes Gewicht auf ihr lasten musste. Sie wurde still und konnte mir nur schwer in die Augen sehen. Nach einigen Sekunden fing sie leise an zu sprechen ,,Enes.. ehm .. ich muss dir was sagen.."

Ego vs. EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt