Interlude𝙴 𝙽 𝙴 𝚂
Ein freundliches Lächeln. Ein ganz kurzes, ganz kleines. Eines, welches man seinem Nachbarn schenkt, dessen Namen man nichteinmal kennt. Eines, welches man dem Busfahrer schenkt oder dem Bäcker, bei dem man sein Brot kauft. Eines, welches man seinem Lehrer schenkt, an dem man im Schulgebäude vorbei läuft. Eines, welches nicht einmal die Augen erreicht. Nur ein kleines zucken der Muskeln. Eins ohne Bedeutung. Eins ohne Freude. Eines, welches man nur aus Höflichkeit überbringt. Eines, welches genauso unvertraut ist, wie das ,,schönen Tag noch", dass man dem Kassierer im Supermarkt ausrichtet. Ein so distanziertes, welches dir alle Hoffnung auf Nähe nimmt. Ein so kaltes Lächeln, welches paradoxer Weise keine Reflexion von Glück ist, sondern nichts weiter als die gebrochenen Scherben, welche mittlerweile so oft hin und her gekehrt wurden, dass von ihnen nur noch Sandkörner übrig geblieben sind, was es unmöglich macht, die ursprünglichen Scherben wieder zusammen zu bringen, um ein Ganzes zu bilden.
Mehr bekomme ich nicht von ihr. Ein freundliches Lächeln. Nichts weiter. Seit dem Tag auf dem Dach... dem Todestag meines Vaters, an dem sie bei mir war. Wie viele Monate das nun her war, habe ich irgendwann aufgehört zu zählen.
Bekannterweise heißt es, die Ruhe vor dem Sturm zu erwarten, doch sie richtete noch ein letztes mal einen unfassbaren Sturm in mir an, bevor sie mich in Ruhe ließ.
Würde sie mich doch einfach hassen oder wütend auf mich sein oder rumzicken oder meckern oder mich schubsen oder beleidigen.
Würde sie doch irgendetwas anderes tun, als einfach nur meine freundliche Nachbarin zu sein.
Seit Monaten sind wir nichts weiter als Klassenkameraden und Nachbarn. Der Höhepunkt meiner letzten Woche war ein kleines ,,Guten Morgen", als sie an mir vorbei lief. So weit von mir entfernt, dass ich nicht einmal mehr ihren Duft riechen konnte... auch wenn ich es versucht hatte. Ich weiß mittlerweile nicht, was ich wirklich hasse. Mich? Den Fakt sie jemals überhaupt kennengelernt zu haben? Das bescheuerte, was sie mit mir angestellt hatte? Sie? Den Fakt, dass ich sie verloren hatte?
Wahrscheinlich hasste ich mich dafür, einen so besonderen Menschen kennengelernt zu haben und dann jemanden, der so etwas mit mir angestellt hat, verloren zu haben.
Ich muss diese Gedanken aus meinem Kopf bekommen. Das rede ich mir Tag für Tag ein und hoffe einfach auf den Tag, an dem ich es mir tief genug eingeredet hab'.
Gestern gab es die Abiturergebnisse. Morgen fahren wir auf die von Schülern geplante Kursfahrt und in einundeinhalb Wochen ist der Abiball. Danach werde ich mit niemandem aus der Schule, außer den Jungs, mehr etwas zutun haben müssen. Auch nicht mit Liya. So muss ich sie wenigstens nicht jeden Tag in der Schule sehen und kann anfangen mir wieder mein normales, unverwirrtes ,Ich' anzueignen.
Ein dumpfes Geräusch, ausgelöst vom Aufprallen eines Balles, direkt vor mir, riss mich aus meiner Gedankenwelt.
,,Schieß rüber!" rief mir Arda zu, dessen Ball versehentlich über den Zaun in unseren Garten flog. Er speilte alleine im Garten und schoss den Ball immer und immer wieder gegen die Tür des kleinen Gartenhäuschens. Besonders Freudig wirkte er nicht.
,,Alles gut?", fragte ich ihn besorgt und lief zum Zaun, welcher unsere beiden Gärten trennte.
Er gab mir nur ein kleines Schulternzucken, bevor ich ihm den Ball überreichte. Irgendetwas liegt dem kleinen auf dem Herzen doch er traut sich anscheinend nicht es auszusprechen.
Mit einem Schwung sprang ich locker über den nicht allzuhohen Zaun und legte einen Arm um ihn. ,,Erzähl, was stimmt nicht?" Er war mittlerweile wie ein kleiner Bruder für mich. Selten hatte ich so einen wohlerzogenen, höflichen Jungen gesehen wie Arda. Ganz anders als seine mürrische Schwester.
Er ließ ein lautes Seufzen ausstoßen. ,,man Enes Abi, da gibts so ein Mädchen in meiner Klasse.."
Frauenprobleme also. Ich musste mir mein Schmunzeln unterdrücken und lief mit ihm zur Schaukel. Er sah ziemlich betrübt aus und lies die Schultern hängen.
Welche Hello Kitty Trägerin hat ihm sein Herz gebrochen?,,Bevor wir über dieses Mädchen reden...eine wichtige Frage. Hat sie ältere Brüder?"
Er sah mich etwas verwirrt an aber schüttelte dann mit dem Kopf.
,,Ok, gut. Erzähl. Was ist mit ihr?",,Naja also irgendwie mögen wir uns aber irgendwie streiten wir uns andauernd, weil sie mich immer anzickt!", meckerte er los.
,,Ach, die Sorte kenn ich gut", lachte ich auf.
,,Bald haben wir einen Schulball und ich könnte ganz viele Mädchen fragen zum Beispiel Pia, Denise, Mandy, oder Selin. Die sind alle voll nett zu mir und ich glaube auch ein bisschen verliebt in mich", regte er sich auf die süßeste Art und Weise auf. So süß, dass ich mir mein Grinsen nicht verkneifen konnte.
,,Alle außer das eine Mädchen, weswegen wir hier gerade sitzen, oder ?", fragte ich ihn und bekam ein betrübtes Nicken von Arda.
,,Ja.. Das kenn ich gut. Wie heisst sie denn?"
,,Alev"Wahrscheinlich liegts am Anfangsbuchstaben.
,,Eigentlich kann ich sie immer zum Lachen bringen. Aber sie ist immer gemein zu mir. Nagut .. okay.. Ich bin auch gemein zu ihr aber ich mache ja nur Spaß und ich weiß nicht, ob sie auch nur Spaß macht... Manchmal ist sie dann voll nett und dann auf einmal zickt sie mich wieder an..." Der kleine war ziemlich verzweifelt, das konnte man ihm ansehen.
Leicht lachend sammelte ich meine Gedanken.,,Da hast du dir ja die schlimmste Sorte ausgesucht. Weißt du, ich bin mir sicher, dass Alev dich auch mag aber sich nicht traut es dir zu zeigen. Normalerweise würde ich dir sagen, dass du sie einfach ignorieren sollst, bis sie von alleine angerannt kommt... und eigentlich funktioniert das auch.. aber nicht bei solchen Mädchen. Mach das auf keinen Fall, sonst siehst du sie nie wieder.
Dass sie dich ärgert ist ein gutes Zeichen. Das heißt nur, dass sie irgendwie mit dir reden will, aber es nicht besser hinkriegt.
Du solltest einfach immer ehrlich zu ihr sein und sie auf keinen Fall anlügen",,Worüber sollte ich sie anlügen?", fragte Arda mich verwirrt und ich bemerkte, wie sowohl meine Gedanken als auch meine Rede gerade, von Alev abschweiften... Ich Idiot.
,,Was ich damit sagen will ist...Du bist ein cooler Typ man und sie steht auf dich und du solltest sie fragen, ob sie mit dir zum Schulball kommt und ich bin mir sicher, dass sie ja sagen wird!" Mit schnellen Worten versuchte ich ihn aufzumuntern und bekam ein kleines süßes Lächeln von ihm.
,,Ich hatte auch mal so eine wie Alev", seufzte ich, dennoch leicht lächelnd.
Er sah mich mit großen Augen an, als würde er warten, bis ich weiter erzähle.,,Meine war sogar noch ein bisschen komplizierter und ich wette, dass meine sogar noch ein bisschen hübscher ist als Alev"
Er sah mich belustigt an. ,,Bist du in sie verliebt?", fragte er mit einem breiten Grinsen und großen Augen.
Ein kleines Lachen stieß ich aus und nickte leicht. Wow. Das hatte ich noch nie vorher zugegeben. Weder jemand anderen, noch mir selbst
,,Wie heißt sie ?"
Hoffnungsvoll sah er mich an.
Ich machte eine kleine Handbewegung, damit er mit seinem Kopf näher zu mir rückt.
Mit meiner Hand bildete ich eine kleine Muschel an seinem Ohr um ihm den Namen zuzuflüstern.,,Was?", rief er mehr als erstaunt.
Seine Augen weiteten sich immer mehr und er starrte mich mit offenem Mund an, bevor er belustigt anfing zu lachen.,,Aber das darfst du niemanden verraten, ok?"
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Kleines süßes Kapitel. ♡
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Ego vs. Ego
Teen Fiction☾𝐸𝑛𝑒𝑠 & 𝐿𝑖𝑦𝑎☽ 𝑊𝑒𝑛𝑛 𝑧𝑤𝑒𝑖 𝑀𝑒𝑛𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑚𝑖𝑡 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑧𝑢 𝑔𝑟𝑜𝑠𝑠𝑒𝑚 𝐸𝑔𝑜 𝑢𝑛𝑑 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑧𝑢 𝑘𝑎𝑙𝑡𝑒𝑛 𝐹𝑎𝑠𝑠𝑎𝑑𝑒 𝑎𝑢𝑓𝑒𝑖𝑛𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟 𝑡𝑟𝑒𝑓𝑓𝑒𝑛. 𝐸𝑖𝑛𝑒 𝑠𝑖𝑐ℎ 𝑙𝑎𝑛𝑔𝑠𝑎𝑚 𝑎𝑢𝑓𝑏𝑎𝑢𝑒𝑛𝑑�...