Ego vs. Ego

78| Ich bin nicht Sie und Du bist nicht Er

𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

,,Ein großes Bett?", äußerte Mert sich entsetzt, als wir beide unser Zimmer betraten.
Er hatte wohl zwei Einzelbetten erwartet.

,,Musst du wohl zur Abwechslung mit mir Kuscheln anstatt mit deiner Damla"

,,Halt die Klappe!"
Lachend warf er ein Kissen auf mich ,,Und jetzt mach schnell! Die Jungs sind schon alle auf der Terrasse"

Ein schneller Toilettengang, da meine Blase kurz vorm explodieren war, und schon machten wir uns auf den Weg nach unten zu dieser ,Party'.

Ich war kurz davor, nicht mit auf diese Kursfahrt zu kommen.. aber jetzt wo wir hier sind, fühlt es sich gut an doch dabei zu sein.

Das volle, mit vielen jungen Leuten belebte Hotel, erzeugte automatisch eine gelassene Urlaubslaune. Die stressigen Prüfungen sind nun auch endlich vorbei und ich kann mit meinen Jungs eine schöne, lustige Zeit verbringen.

Meine Gedanken schweiften von links nach recht, während wir vom 4. Stock, in dem sich unser Zimmer befand, mit dem Fahrstuhl runter fuhren. Bei jedem Stockwerk stiegen immer wieder leicht bekleidete, hübsche Mädchen ein und aus und schenkten mir alle jedesmal ein freundliches Lächeln.

Ich liebe freundliche Mädchen..

Vor allem wenn sie kaum was an haben.

,,Bakma lan!"(Guck nicht !) Mit meiner Hand klatsche ich Mert gegen den Hinterkopf, als ich ihn dabei erwischte, wie seine Augen zu einem Mädchen schweiften, welche gerade den Fahrstuhl verließ.

,,Ach, aber du darfst ja?", beschwerte er sich lachend.

,,Bruder ich bin Single, ich darf alles"

Wir folgten der lauten Musik und fanden letztenendes auch die viel zu überfüllte Terrasse.

Mädchen in Bikinis, angetrunkene Jungs, laute Musik, bunte Cocktails und ne Menge gute Laune begrüßten uns.

𝙻 𝙸 𝚈 𝙰

,,Ufff Ich will da nicht hin! Lass was anderes machen! Lass von mir aus im Zimmer chillen.", flehte ich Umut an. Damla war schon längst unten auf der Terrasse, weil sie sich dort mit Mert treffen wollte.

,,Bist du blöd ? Das ist unser erster Tag. Das halbe Hotel ist da unten"

,,Ja. Genau darum gehts." Bockig setzte ich mich wieder auf das Bett und aß meine Chips weiter.

,,Jetzt komm man! Das wird lustig!", zog mich Umut mit einer unschlagbaren Euphorie aus dem Zimmer. Seufzend ließ ich mich durchs Hotel zerren, wie ein kleines fünf Jähriges Kind, welches nicht vom Spielplatz wieder nach Hause möchte.

,,Morgen brauche ich einen Ohrenarzt." Schrie ich genervt, als wir auf dieser bescheuerten ,Party' waren... wenn man das eine nennen konnte.

Wenn ich noch zwei mal mehr meine Augen verdrehe, dann bleiben sie wahrscheinlich verkehrtherum in meinem Kopf so stecken.

Ich hasste diese Atmosphäre. Viel zu viele Menschen, viel zu viel Kontaktfreudigkeit, viel zu wenig Abstand und viel zu wenig Berührungsängste.

Am Rand, einmal um die Terasse herum standen einige, wenige Tische. Ein kleiner DJ Pult ohne DJ sondern einer durchlaufenden, billigen Playlist und eine ganze Menge halbnackter Menschen, die herum zappelten wie gestrandete Fische.

Eine Schulklasse mit 25 Schülern sind mir schon zu viele Menschen.. wie soll ich diese Kakofonie ertragen? Ich hasste gerade Damla dafür, dass sie Mert mir vorzog und Umut dafür, dass er mich hier her gezwungen hatte.