88| Feuriger Reiz

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

Vielleicht ist sie rausgerannt? Vielleicht hat der Anblick sie vorhin zu sehr verletzt. Mein schlechtes Gewissen war gerade bereit sich bei mir zu melden, als sie stampfend aus der Toilettentür direkt auf diesen Typen zugelaufen kam. Ihre Haare hatte sie sich zu seinem Zopf gebunden. Das hieß nichts Gutes. Schnurstracks stolzierte sie zu ihm und ließ zu, dass er seinen Arm um sie legte. Seit wann ist sie so? Bei mir meckert sie bis heute jedesmal rum. Ich war kurz davor mich zu vergessen, als die beiden so auf unseren Tisch zugelaufen kamen. Mein Kiefer verkrampfte beinahe vom heftigen zusammenkneifen.

,,Aw, hast du sie vergrault? War der Kuss so schlecht? Hätte ich ihr gleich sagen können" Hitzig sah sie mich an. Ich konnte ihre feurige Wut in ihrer Tonlage und an ihren blutig gebissenen Lippen erkennen. ,,Werd nicht frech!", leise ermahnte ich sie. Würde ich sie nicht zügeln, würde sie viel zu weit gehen.

,,Heute ist hier in der Nähe eine Party. Würde mich freuen, wenn du mich hinbegleiten würdest", machte er sie weiterhin an.

,,Nimm mal deine Finger weg!", fuhr ich ihn trocken an und schlug seinen Arm von ihr runter.  Mehr als einen verdutzten Blick bekam ich nicht zurück.
Immerhin berührte er sie nicht mehr, aber dennoch entfernte er sich nicht von ihr.
Der Typ regte mich auf. Ich konnte die beiden zusammen so nicht länger ertragen. Jeder Geduldsfaden meines Körpers arbeitete mit voller Kraft dagegen an zu reißen. Ich konnte nicht anders als die beiden anzusehen, wie sie vor mir standen wie zwei Turteltäubchen. Es war wie ein Unfall. Man musste hinschauen.

,,Ich wusste gar nicht, dass du tanzen kannst."

Du kennst sie auch erst seit ein paar Stunden du Vollpfosten. Gereizt seufzte ich mehrmals auf und wusste kaum wohin mit meinen Augen. Mir kribbelte es bereits in den Fingern.

,,Aber bei den Hüften überrascht es mich auch nicht" Unerwartet platzierte er ihr einen Kuss auf die Wange und ließ bei mir alle Sicherungen durchbrennen. Rasend sprang ich von meinem Stuhl auf und schob mit einem Ruck den Tisch gegen ihn. Er verlor sein Gleichgewicht und fiel auf den Boden.

,,Enes! Spinnst du?!", brüllte sie mich empört an. ,,Um dich kümmer' ich mich auch gleich, sen bekle! (Warte ab!)".

In der nächsten Sekunde fand ich mich an seinem Kragen und zerrte ihn wieder hoch. Kochend vor Zorn drückte ich rücksichtslos grob seine Körper gegen die Wand und brachte alle hängenden Bilder zum rütteln.

,,Enes! Lass ihn los!" Vergebens versuchte sie mich am Arm zu ziehen. Panisch zuppelte sie an mir herum, um mich von ihm zu entfernen. 
,,Geh und warte draussen!", zischte ich sie an, bevor ich meinen Arm aus ihrem Griff zog und in der nächsten Sekunden ihm einen Schlag ins Gesicht verpasste. Das Blut seiner Lippe spritze wie aus der Kanone geschossen gegen meinen Arm, als sein Kopf sich heftig nach links drehte. Sofort verlor er schon die Kraft alleine auf eigenen Beinen zu stehen. Sobald ich seinen Kragen wieder los lassen würde, würde er zu Boden gleiten.
Das ganze Geschrei der Menschen im Laden hatte ich vollkommen ausgeblendet.

Panisch zog sie an mir herum und rief irgendwas unverständliches. Mein Zorn brummte mir noch immer im Kopf.
Wutschäumend pustete ich regelrecht Feuer aus der Nase, als ich wegen ihrem aufgelösten Gewusel genervt seufzte. Hassvoll ließ ich ihn zu Boden fallen, drehte mich zu ihr und warf sie kommentarlos über meine Schulter.
Vorher zog ich noch Geldscheine aus meiner Tasche, schmiss sie auf den Tisch und lief mit der Hexe zusammen raus. Was die ganzen Menschen von mir dachten, war mir egal. Ich hatte weder etwas sehen, noch hören können, so sehr blendete die Wut in mir alles um mich herum aus. Wäre sie raus gegangen, wie ich es ihr befohlen hatte, hätte ich den Typen grün und blau geschlagen. Die ganze Zeit über versuchte sie sich gegen meinen Griff zu wehren und laberte irgendetwas, wofür ich gerade gar keinen Nerv hatte um es zu verstehen zu versuchen.

Ego vs. EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt