40| Täuschung

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𝙻 𝙸 𝚈 𝙰

,,Aber du wirst nicht glauben was dann in der Kammer passiert ist" ..

,,Was denn?", war seine Mutter schon verwirrt von unserem schrägen Verhalten. Enes wollte sich gerade zu Wort melden, als ich ihn schnell unterbrach ,,Mir ist beim suchen eine Kiste auf den Kopf gefallen!", sagte ich so schnell ich konnte. Wieso fallen mir unter Druck die sinnlosesten Dinge ein? Er lachte los, kniff mir ins Bein und ich versuchte meine Reaktion zu unterdrücken. Diese Situation schien sehr amüsant für ihn zu sein.

,,Oh nein. Ich hoffe du hast dich nicht verletzt meine Süße", war seine Mutter besorgt. ,,Nein, nein! Ich hab mich sehr gut um sie gekümmert", lachte Enes noch immer. Ich konnte nicht glauben, was für ein Arschloch er gerade war.

,,Du bist so leicht aus der Ruhe zu bringen", flüsterte er mir zu, als seine Mutter kurz in der Küche verschwand. ,,Warte ab du Penner!", drohte ich ihm flüsternd, konnte ihn aber mit meinem Zeigefinger anscheinend nicht einschüchtern, wie ich seinem, noch immer amüsanten, Gesichtsausdruck entnehmen konnte.

Ich blieb nicht mehr lang. Noch circa eine Stunde und wir unterhielten uns über etliche Themen. Seine Mutter war wie eine Freundin. Sie war wirklich sehr herzlich und man konnte mir ihr ganz locker reden. Wir mussten uns gar nicht bemühen um Gesprächsstoff zu finden. Die Unterhaltungen nahmen einen problemlos natürlichen Verlauf und ich empfand sie als sehr angenehm. Als ich merkte, dass ich bald los musste um es noch rechtzeitig zu Caner zu schaffen, verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg.

,,Wohin gehst du ?", hörte ich hinter mir, als Enes sah, dass ich nicht nach Hause ging. ,,Hab noch was zutun", Wollte ich ihn abwimmeln. Ich hab wirklich keine Lust mir von ihm anzuhören wie schlecht Caner doch wäre.

,,Was denn?", fragte er nochmal. ,,Kann dir doch egal sein", zuckte ich mit den Schultern. Ich wollte eigentlich nicht so gemein sein, aber ich konnte ihm nicht sagen wohin ich gehe. Ich hatte keine Ahnung was die beiden für ein Problem hatten, aber ich mochte Caner. Wir verstanden uns gut und seinem kleinen Bruder Nachhilfe geben war kein Weltuntergang... aber Enes würde es als einen ansehen. Ich wusste nicht was sein Problem mit Caner war, aber es hatte sicherlich nichts mit mir zutun..

,,Ich fahr dich"
,,Nein!", kam es aus mir geschossen. ,,Ich will lieber alleine sein", fügte ich hinzu um glaubwürdiger zu wirken und lief sofort mit großen, schnellen Schritte los zum Bus, steckte mir meine Kopfhörer ins Ohr und war für eine Weile endlich alleine.
Ich war unter Menschen .. aber gleichzeitig alleine. Ich liebe dieses Gefühl wie in Trance zu sein und alles andere um mich herum auszublenden.

Die gesamte Fahrt über dachte ich nicht einen Moment lang an Enes und war mehr als erleichtert darüber, als ich es bemerkte. Wir hatten in den vergangenen Tagen viel Zeit mit einander verbracht. Viel verwirrende Zeit. Mich verwirrte es zumindest. Ihn wahrscheinlich überhaupt nicht. Ich war mir noch nichtmal sicher, ob wir überhaupt Freunde waren und dann passierte das in der Kammer und dann nennt er mich auf einmal Beste Freundin. Das verwirrte mich alles sehr. Ich wünschte ich wäre wirklich so, wie ich immer tue. So wie jeder denkt wie ich es bin. Desinteressiert, kalt, sorglos und selbstbewusst. Ich tue immer so, als würde mich nichts interessieren, als würde mich niemand jucken aber in Wahrheit zerbreche ich mir über jedes einzelne Wort den Kopf und es frisst mich auf.
Mit einem kleinen Kopfschütteln versuchte ich meine Gedanken zu leeren und lief die letzten paar Meter zu Caners Haus.

𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

,,Sie mag dich", hörte ich leise, als ich wieder ins Haus ging, nachdem ich noch kurz mit Liya geredet hatte. Ich fragte mich, was sie mir verheimlichte...

,,Hm?" Ich hatte meiner Mutter nicht ganz zugehört, weil ich in Gedanken versunken war. ,,Sie mag dich. Vermassel es nicht!", sagte sie, während sie gerade das Geschirr in die Spülmaschine ordnete. Ich antwortete nicht und nahm mir einfach leise ein Redbull aus dem Kühlschrank.

,,Du magst sie auch", fügte sie hinzu.
,,Man Anne", seufzte ich genervt. ,,Sie ist das erste Mädchen, das du nach Hause gebracht hast" Sie drehte sich zu mir um. ,,Du hast sie doch eingeladen ?", lachte ich. ,,Sie ist bisher die einzige, die ich einladen wollte", konterte sie zurück. Warum kann man gegen Mütter nie diskutieren ? ,,Uff Anne, ich weiß was du denkst, aber wir sind Freunde! Wirklich!", versuchte ich sie zu überzeugen.
,,Ich hab doch nie was anderes behauptet", grinste sie mich an.

Das war peinlich.

Ich ging lachend rauf auf mein Zimmer um der Situation zu entkommen. Auf den Treppen fiel mir wieder das kurze Gespräch vorhin vor der Tür mit Liya ein. Sie hat sich wirklich komisch verhalten.. Lag das vielleicht an gestern? Aber dann hätte sie sich direkt danach und auch beim Essen vorhin anders verhalten.. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass sie mir etwas verheimlicht. Sie kann ja tun und lassen was sie will, aber wenn sie mir etwas verheimlicht, dann hat das sicherlich einen ernsten Grund. Ich nahm mein Handy raus und schrieb ihr ein paar Nachrichten...
Ich wartete etwas, aber bekam keine Antwort. Ich überlegte nicht  mehr lange und rief sie an.
Zwei mal . Drei mal. Vier mal.
Sie ging nicht ran. Ihr Handy und sie sind wie linke und rechte Arschbacke. Da stimmt etwas nicht, wenn sie nicht ans Handy geht. Ich bekam ein unwohles Gefühl und machte mir langsam Sorgen, weswegen ich mich dazu entschied Damla anzurufen. ,,Geh ran! Geh ran! Geh ran!", flüsterte ich vor mich hin, als ich in meinem Zimmer hin und her lief.  ,,Hallo?", ertönte Damlas Stimme. ,,Damla, wo ist Liya?", fragte ich sofort, ohne um den heißen Brei zu reden. ,,Ehm.. ich ehm weiß nicht" Ich hörte, dass auch sie mir etwas verheimlichte. ,,Lüg mich nicht an! Wo ist sie ?" ,,Enes, ich kanns dir nicht sagen"
,,Damla ich mache mir Sorgen ! Sie geht weder ans Handy, noch antwortet sie.. und vorhin war sie voll komisch drauf. Wo ist sie?" Ich wurde langsam ungeduldiger. ,,Uff.. brauchst dir keine Sorgen machen. Ich sollte es nicht sagen aber sie ist bei Caner", verriet sie mir nach kurzem zögern. ,,Caner?! Was macht sie bei Caner ?!", war ich mehr als überrascht diese Antwort zu hören. ,,Sie gibt seinem kleinen Bruder Nachhilfe in Mathe, also kannst du dich beruhigen", teilte sie mir mit und mein Herz rutschte mir in die Hose. ,,Das ist nicht dein Ernst", brachte ich vollkommen schockiert raus. ,,Doch, wieso?" ,,Ruf Mert an er soll sofort zu Caners Haus kommen!", schrie ich ins Telefon und versuchte mich dabei so schnell es ging anzuziehen. ,,Enes ? Was ist los ?", rief sie besorgt. ,,Caner hat keinen kleinen Bruder !"

𝙻 𝙸 𝚈 𝙰

An dem Haus angekommen, wollte ich gerade klopfen, als mir die Haustür schon geöffnet wurde.
Plötzlich war ich wie eingefroren, als ich sah, dass es nicht Caner war, der mir die Tür geöffnet hatte...

Ego vs. EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt