𝙴 𝙽 𝙴 𝚂Länger wollte ich mir nicht mehr anhören, wie jeder andere, außer mir, über mich sprach.
Die Jungs wollten einfach nicht begreifen, dass ich nicht daran interessiert war darüber zu sprechen. Mir selber versuchte ich einzureden, dass sie mich nicht mehr interessierte, aber wie viel Wahrheit dahinter steckte war mir nicht ganz klar.Auf dem Weg zum Unterricht erblickte ich Liya im Schulflur. Abrupt blieb ich stehen und beobachtete sie aus der Ferne.
Ich kann nicht ehrlich behaupten, dass es wirklich nur Zufall war, dass ich sie hier sah..Sie stand angelehnt an ihrem Spind und sah ziemlich neben der Spur aus. Ihre Finger pulten hektisch an ihrer Unterlippe, während sie einige Sekunden in die Leere starrte. Ich wusste doch, dass sie wieder nur so getan hatte, als würde alles an ihr abprasseln. Ich bewunderte sie so sehr dafür, was für ein Schauspiel sie Tag für Tag ablegte.
Ich war der Einzige, der das wusste. Der Einzige, der das jedesmal bemerkte.. Der Einzige, der ihren weichen Kern kannte.Ich dachte drüber nach, wie alleine sie jetzt sein musste. Es gab nun keinen Menschen mehr in ihrem Leben, dem sie sich öffnen konnte und ihr wahres Ich zeigen konnte...
Sie könnte zwar schon, aber sie hatte sich nur bei mir wohl gefühlt. Ich beobachtete jeden ihrer kleinen, graziösen Bewegungen. Alles an ihr war so bewundernswert. Wie sie ging, wie sie sprach, wie sie dachte sogar die Art und Weise, wie sie Dinge mit ihren Händen hielt. Ich stand so weit von ihr weg und spürte mit jedem vergehenden Moment die Sehnsucht in mir wachsen. Die Sehensucht danach, wieder in ihre mit so viel Weisheit gefüllten Augen blicken zu können.
Mit meinen Händen versteckt in meinen Hosentaschen, fingen meine Beine an, mich unkontrolliert in ihre Richtung zu tragen. Sie war wieder so vertieft in einer ihrer viel zu weitgreifenden Gedanken, mit denen sie sich gerade bestimmt grundlos verrückt machte.
Mit jedem Schritt, den ich ihr näher kam, wuchs in mir eine Aufregung, die ich vorher noch nie gespürt hatte. Sie hatte etwas an sich, was mich einschüchterte. Ihre Unberechenbarkeit, gefolgt von ihrem viel zu großen Stolz, der dafür verantwortlich war, dass sie seit Wochen oder vielleicht mittlerweile sogar Monaten kein Wort mehr mit mir gewechselt hatte.,,Liya!", war das Einzige, was ich rausbrachte und ich hätte ich nie gedacht, dass ein einziger ausgesprochener Name so viel in einem Körper auslösen könnte.
𝙻 𝙸 𝚈 𝙰
,,Liya!", war das Einzige, was ich hörte und ich hätte nie gedacht, dass ein einziger ausgesprochener Name so viel in einem Körper auslösen könnte.
Sofort kehrte ich ihm den Rücken zu und warf meine Tasche über meine Schulter. ,,Können wir kurz reden?", rief er mir hinterher, aber ich reagierte absichtlich nicht.
Die letzten Monate gibt er keinen Ton von sich und jetzt will er mit mir reden? Naklar und dazu backe ich ihm am Besten noch einen Kuchen als Belohnung.
,,Bleib doch mal stehen!" Er griff meine Schulter und drehte mich mit einem Ruck zu sich um. Sofort trafen sich unsere Blicke und für einen ganz winzig kleinen Moment fühlte es sich an wie früher. Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte ich meine Wut vergessen.
Aus einem mir unerklärlichen Grund wartete ich einen Moment um zu hören, was er zu sagen hatte. Es könnten einige Sekunden gewesen sein, doch mir kam es vor, wie eine halbe Ewigkeit. Kein einziges Wort brachte er raus, er starrte mich nur an. So, als wenn er durch mich durch sehen würde. Sein Blick rutschte sofort auf meinen Mund. Aus Unsicherheit zog ich meine Unterlippe ein und hatte einen metalligen Geschmack im Mund - Das Blut meiner Lippe, an der ich vorhin die ganze Zeit gepult hatte, als ich in Gedanken versunken war. Anscheinend hatte ich zu doll gepult.
Seine Hand lag noch immer auf meiner Schulter. Ich löste mich wütend von seinem Griff und drehte mich sofort wieder um. Mit schnellen Schritten verließ ich das Gebäude, auch wenn ich gerade für meinen nächsten Unterricht in die falsche Richtung lief.
Ein lauter knall und das darauffolgende kurze Aufschreien hinter mir, ließ mich zusammenzucken. Wie ein Scheppern klang es.
Ich blieb kurz stehen. Mein Gewissen übernahm für einen Moment die Kontrolle über meinen Körper. Fast wollte ich wieder umkehren um nach ihm zu sehen, entschied mich dann aber doch dagegen und lief über einen Umweg zur Sporthalle.
Was dachte dieser Vollidiot sich? Dass er einfach ankommen kann, wann es ihm passt und ich sofort springe, weil ihm gerade danach war? Was an nie wieder hat er nicht verstanden?!
Versunken in meinen mit Wut gefüllten Gedanken zog ich mich um und begab mich auf den Sportplatz. Wie immer hatten wir Sport zusammen. Die letzten Wochen war das auch kein Problem. Wir haben uns gekonnt gegenseitig ignoriert.. aber jetzt hatte ich ein komisches Gefühl dabei. Es fiel mir schwer ihn zu ignorieren. Ich musste mich bewusst kontrollieren nicht in seine Richtung zu sehen und konnte oft seine Blicke auf mir spüren.
Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich es mitbekam und dass es mich verunsicherte, aber ich war mir nicht sicher, wie überzeugend ich dabei rüber kam.Normalerweise macht mir der Sportunterricht spaß, aber diesmal konnte ich es kaum abwarten endlich diese Klingel zu hören und nach Hause zu gehen. Ich spürte mittlerweile nicht nur Enes' Blicke auf mir, sondern hatte das Gefühl, dass sie mich alle anstarrten.. Ich hatte beinahe vergessen, dass ich ja diese Ansage in der Mensa gebracht hatte..
Versunken in meinem Kopf, musste ich mein Lachen über meine eigenen Gedanken zurückhalten, während wir alle unsere Runden liefen.
Plötzlich hörte ich einen Tumult hinter mir und drehte mich um.
Ich sah wie zwei Jungs auf dem Boden lagen.
Enes und ein anderer Vogel an dessen Namen ich mich nicht erinnerte. Er sprang wieder auf, aber Enes war noch immer am Boden. Ich lief sofort zur Schülermasse und schlängelte mich durch.,,Was ist passiert?", fragte jemand aus der Runde. ,,Ich ehm, wir sind zusammengeknallt", antwortete er und rieb sich das Knie, während alle besorgt Enes ansahen, der mit dem Kopf auf den harten Boden aufgeprallt war.
,,Hast du keine Augen im Kopf oder was ?", schrie ich ihn an und schubste ihn bei Seite. ,,Es war ein Versehen" fügte er schuldvoll hinzu.
Ich hockte mich sofort zu Enes runter. Besorgt nahm ich seine Hand und versuchte ihn wieder aufzuwecken, als mir sein rauer Handrücken auffiel. Ich sah, dass seine Knöchel ganz wund waren..
War das etwa das Scheppern von vorhin?.. So ein Vollidiot.,,Wer.. Wer bist du?", ertönte seine zittrige Stimme, als er seine Augen öffnete und ich blickte schockiert zu ihm.
,,Ich mache spaß, Popel", lachte er auf ,,Und jetzt geh runter von mir", lachte er weiter.
Ich zog sofort meine Hand weg, als ich bemerkte, dass ich seine noch immer hielt und sprang auf. ,,Alles Ok bei Ihnen?", fragte ihn der Lehrer, der viel zu spät am Geschehen eingetroffen war. ,,Alles gut!", antwortete er und rieb sich dabei etwas am Hinterkopf.Ich drehte mich um und wollte wieder weiter joggen um mich vor dieser peinlichen Situation sofort wieder entfernen zu können, als ich spürte, wie sich mir jemand von hinten näherte. Automatisch wurde ich langsamer, traute mich aber nicht mich umzudrehen.. da ich sowieso schon eine Ahnung hatte, wer es sein könnte.
,,Interessant", flüsterte er mir in den Nacken. Ich sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem verwirrten, fragenden Blick an. Interessant? Was meint er damit? Er sah mich nur lachend an und zuckte mit den Schultern, als er kurz rückwärts vor mir joggte um mich anzusehen.
Plötzlich zog er sein Shirt vor mir hoch und wischte sich damit den Schweiß aus seinem Gesicht. Ich musste mein Schmunzeln krampfhaft zurückhalten, da ich ganz genau wusste, was ihm durch den Kopf ging.
,,Interessant", wiederholte er wieder grinsend und zeigte dabei mit seinem Finger auf seine Wange. Damit wollte er anscheinend auf mein Grübchen deuten, welches mich mal wieder verraten hatte.
Ich schüttelte den Kopf und sah auf den Boden.
Er drehte sich lachend um und joggte weiter.

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Ego vs. Ego
Roman pour Adolescents☾𝐸𝑛𝑒𝑠 & 𝐿𝑖𝑦𝑎☽ 𝑊𝑒𝑛𝑛 𝑧𝑤𝑒𝑖 𝑀𝑒𝑛𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑚𝑖𝑡 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑧𝑢 𝑔𝑟𝑜𝑠𝑠𝑒𝑚 𝐸𝑔𝑜 𝑢𝑛𝑑 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑧𝑢 𝑘𝑎𝑙𝑡𝑒𝑛 𝐹𝑎𝑠𝑠𝑎𝑑𝑒 𝑎𝑢𝑓𝑒𝑖𝑛𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟 𝑡𝑟𝑒𝑓𝑓𝑒𝑛. 𝐸𝑖𝑛𝑒 𝑠𝑖𝑐ℎ 𝑙𝑎𝑛𝑔𝑠𝑎𝑚 𝑎𝑢𝑓𝑏𝑎𝑢𝑒𝑛𝑑�...