52| Nie wieder

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𝙻 𝙸 𝚈 𝙰

Ich schlängelte mich durch die Masse und lief mit schnellen Schritten weg. Ich konnte nicht glauben, was ich gerade gelesen und gehört hatte. Dieser ganze Tag war mir viel zu viel.. erst die gesamte Schule, die mich hin und her schubste und sich über mich lustig machte, dann dieser Schock als ich diese Bilder sah. Ich fühlte mich so eklig. Es war so ein unbeschreiblich schlimmes Gefühl, diese Bilder zu sehen und zu wissen, dass diese Dinge mit mir passiert sind, als ich nichts davon mitbekommen hatte. Ich könnte nie sicher darüber sein, was genau an dem Tag alles passiert ist. Wie dieses eklige Schwein neben mir lag und seine Hände an meinem Körper hatte, während ich nicht bei mir war...
Dann dieses Video, von dem jeder denkt, dass ich es wäre... obwohl das nicht der Fall war.
Ich fühlte mich ekelhaft. Ich fing an, mich vor mir selbst zu ekeln, obwohl ich keine Schuld an etwas trug. Diese Ungewissheit und dieses Gefühl über nichts die Kontrolle zu haben, obwohl es mein eigenes Leben und mein eigener Körper ist, war das, was mich fertig machte. Ich wusste nicht, was als nächstes kommen könnte. Was sie vielleicht noch mit mir angestellt hatten. Was ist, wenn diese Bilder und Videos meine Lehrer oder meine Mutter erreichen...? Als wäre die gesamte Schule nicht schon peinlich genug. Was ist, wenn sie noch etwas im Schilde führten.. wie sollte ich darauf vorbereitet sein, wenn ich nichtmal wissen konnte ob es überhaupt der Fall war. Ich hatte überhaupt keine Kontrolle über diese Situation und fühlte mich, als wenn ich nur dumm dasitzen und warten müsste, bis die beiden fertig damit waren, mir das Leben zur Hölle zu machen.

Ich kann heute keinen Fuß mehr in einen Klassenraum setzen geschweige denn in die Schule. Diese Beleidigungen und Sprüche von eins, zwei, fünf, zehn Leuten würde ich ignorieren, würde vielleicht sogar was dummes kontern ... aber von der gesamten Schule nieder gemacht zu werden? Darauf hatte ich kein Bock. Ich lief einfach weg von allen. Ich wollte jetzt nichts anderes, als alleine sein.. wieder unsichtbar sein.
Als hätte alles in den letzten Tagen nicht schon gereicht.. kommt obendrein noch diese bescheuerte Geschichte mit der Wette hinzu.

𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

Wäre ich nicht so lange von diesen verdammten Lehrern aufgehalten worden, wäre ich ihr schon viel früher hinterhergelaufen. Ich weiß nicht, was mich wütender machte, das, was sie ihr angetan haben oder, dass er das mit der Wette ausgeplaudert hat. Die 7 Tage Suspendierung , die ich gerade Kassiert hatte, waren mir ziemlich egal.

,,Geh ran! Geh ran! Uff"
Verzweifelt lief ich zum Auto, als sie alle meine Anrufe und Nachrichten ignorierte. ,,Damla, wo ist sie hingegangen?", schrie ich das unschuldige Mädchen schon beinahe am Telefon an. ,,Sie ist zu Hause, aber sie hat gesagt, sie will dich nicht sehen Enes!"
Ohne eine Antwort zu geben lag ich auf und warf mein Handy auf den Beifahrersitz. 
Ich habe es mir mit der Stursten und Dickköpfigsten Person, dessen Stolz mehr als ihr eigener Körper auf die Waage bringen würde, verbockt und musste fast über mich selbst lachen... darüber, dass ich ernsthaft dachte, dass sie mir zuhören würde, darüber, dass ich wirklich glaubte, dass sie ihren Stolz zur Seite legen und mir vielleicht verzeihen würde. Wäre es jedes gewöhnliche Mädchen..kein Problem.. aber die Rede ist hier von Liya. Das Mädchen, was mit mir den Kontakt abbrechen würde, wenn ihr meine Sockenfarbe nicht gefallen würde.

Nachdem ich geparkt hatte sprang ich aus dem Auto, als würde es einen Unterschied machen, wenn ich einige Sekunden früher an ihre Tür klopfte.

,,Liya! Bist du da?"
Nach mehrmaligem Klopfen fing ich an Sturm zu klingen. ,,Liya mach auf!"
Meine Geduld hatte schon vor meiner Ankunft an ihrer Haustür meinen Körper verlassen.

Ihre Bilder so veröffentlich zu sehen und mitzubekommen, wie jeder sie Grundlos verurteilte, war für mich wie ein Stich im Herzen. Ich hatte das Gefühl, versagt zu haben. Hatte das Gefühl, sie nicht gut genug beschützt zu haben. ,,Aliya mach deine scheiß Tür auf!", schrie ich mittlerweile.

Ego vs. EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt