90| Du, Ich und ein Dach.

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𝙴 𝙽 𝙴 𝚂

,,Hi", bekam ich unschuldig zu hören, nachdem ich ihren Anruf trotz meiner Verwirrung entgegen nahm. ,,Ehm.. Hi?", erwiderte ich noch immer irritiert. ,,Ehm.. Was machst du? Gehst du auch nicht zu dieser komischen Party?", fragte sie schüchtern. ,,Ehm.. Ne.." Erst jetzt bemerkte ich, dass sie bis zu ihrem Kopf mit der Decke zugedeckt war und nur ihr Gesicht rausguckte.
Süß, der Anblickt. Erinnerte mich an einen ganz bestimmten Tag.

,,Warum ist es so dunkel bei dir?" Es brannte kein Licht in ihrem Zimmer, was es mir erschwerte sie zu sehen. ,,Naja.. Damla ist halt auf diese komische Party gegangen und weil sie meinte, dass sie mit Mert sicherlich sehr lange dort sein wird, hat sie den Schlüssel mitgenommen, um mich in der Nacht nicht wecken zu müssen und den anderen Schlüssel habe ich in ihrer Tasche vergessen.. Und ohne Schlüssel kann man hier kein Licht an machen... und sie gehen beide nicht ans Telefon", erzählte sie mir und alles was ich dabei sah, waren ihre runden Kulleraugen, weil alles andere viel zu dunkel zum erkennen war.

,,Verstehe... Du bist also alleine und es ist ganz dunkel" Ich musste mich zusammenreißen kein Schmunzeln zu zeigen, doch langsam verstand ich die Situation. ,,Und wieso hast du angerufen?", stocherte ich nach, um sie noch etwas zu ärgern. Ich wusste natürlich wieso sie anrief. ,,Ehm.. Ich wollte fragen, ob du noch sauer auf mich bist.." Diese unschuldige Stimme konnte ich nie ernst nehmen. ,,Mhm", nickte ich, da ich, wenn ich zu viel sprechen würde, mein Lachen nicht mehr zurückhalten könnte. Sie war zu niedlich. ,,Ja ehm.. Ich bin auch noch sauer.. Wenn du willst.. ehm.. Kannst du rüber kommen und dann .. eh .. können wir hier .. naja .. zusammen sauer sein...?!", fragte sie mich zögernd und vollkommen vor Schüchternheit stotternd. Ich konnte mein Grinsen nicht länger verdrängen. Sie war einfach zu stolz um den wahren Grund auszusprechen und ließ sich nichts besseres einfallen als diese unschuldige, unfassbar süße Ausrede. Kopfschüttelnd lachte ich für einen Moment über diese Situation.

,,Ich bin froh, dass du fragst", erwiderte ich. euphorisch ,,Jetzt wo Mert auch weg ist und ich alleine in diesem" Ich pausierte kurz um das Licht auszuschalten ,,dunklen Hotelzimmer bin, habe ich nämlich etwas Angst.. so ganz alleine"

Ich erkannte nicht viel, aber ich hörte ihre Reaktion. Egal wie sehr auch sie versucht hatte ihr Lachen zurückzuhalten, das kleine, leise Prusten entging mir nicht.

Für einen Moment saß ich nachdem wir das Telefonat beendet hatten noch auf dem Bett und starrte kurz in die Leere, bevor ich mir lachend an den Kopf fasste. Womit habe ich diesen kleinen, unschuldigen Vogel bloß verdient? Wahrscheinlich gar nicht.. Deswegen entfernten wir uns auch Stück für Stück voneinander. Sie war viel zu Wertvoll für so jemanden wie mich.. Weswegen ich dankbar sein sollte, für die wahrscheinlich letzten Momente, die wir noch zusammen verbringen könnten. Lustig.. wie ich vor wenigen Momenten noch kein einziges Wort über sie überhaupt in meinen Gedanken aufbringen wollte und ein kleiner, vollkommen naiver Anruf meine gesamte Laune auf den Kopf stellte.

Bevor ich noch mehr Zeit verschwendete und sie noch länger alleine im Dunkeln angst haben musste, schwang ich mich vom Bett, sprang regelrecht in meine Schuhe und bewegte mich auf dem schnellsten Weg raus aus meinem Zimmer, da ich noch einen kleinen Umweg geplant hatte.

Vollkommen aus der Puste kam ich nach diesem Umweg fast vor ihrer Tür an und versuchte ersteinmal meinen Atem zu beruhigen, um ihr nicht deutlich zu machen, dass ich gerade durch das halbe Hotel gerannt bin wie ein verrückter. Außerdem kann ich dann nicht den lockeren und gelassenen spielen, wenn ich rum hechle wie eine Frau, die kurz davor ist ein Kind zu gebären.

Sie öffnete vorsichtig die Tür und schon wieder sah ich nur ihr winziges Gesicht, wie es aus der Decke herausguckte, die sie um sich gewickelt hatte. Ich weiß, ich sollte eigentlich noch so tun, als wäre ich sauer, aber wie sollte das möglich sein, bei solch einem Anblick? Ich lief amüsiert in das dunkle Zimmer und zückte meine Mitbringsel raus , die ich auf meinem Umweg besorgt hatte. Zwei Redbulldosen gehörten zur Tradition. Sie waren immer dabei, wenn wir einen Abend zusammen verbracht hatte. ,,Wo hast du die Getränke her?" Sie ließ die Decke endlich dort liegen wo sie hingehörte. Auf dem Bett. ,,Von der Bar unten."

Ego vs. EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt