62| Geheimnis

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𝙻 𝙸 𝚈 𝙰

,,Abla hadi! Wir müssen los! Ich komme noch zu spät! Der Trainer meckert dann immer! Du darfst dann meine Strafliegestütze machen!", hetzte mich Arda, als ich gerade dabei war mich umzuziehen. Ich hatte schon viel zu lange in diesen unbequemen Sachen gesteckt.

,,Ist ja gut. Lass' los gehen!",kam ich die Treppen runtergerannt und wir liefen zum Bus. Ich musste seine Tasche tragen, weil er noch so ein kleines kraftloses Baby war. Kurz bevor wir beim Fußballplatz ankamen, muss ich ihm immer seine Tasche wieder zurück geben, damit er nicht uncool wirkt vor seinen Freunden.

Wie immer setzte ich mich hier auf die kühle, etwas pieksende Wiese und hing an meinem Handy, bis Ardas Training fertig war. Der kleine Knirps ist mittlerweile fast so groß wie ich. Ich erinnere mich noch daran, wie er im Kindergarten nach Mama geweint hat... und jetzt kommt er schon bald in die Pubertät. Die Zeit rennt viel zu schnell davon.

Als Kind kam mir die Zeitangabe ,ein Jahr' unendlich vor, nun hab' ich das Gefühl, die Jahre vergehen wie Wimpernschläge.

Das Einzige was so gar nicht vergeht ist dieses Training. Diese eineinhalb Stunden waren sonst schon immer schlimm aber diesmal habe ich auch noch meine Kopfhörer vergessen.

,,Liya?", hörte ich eine Stimme hinter
mir. Ich war mir nicht so ganz sicher, ob sie mir bekannt vorkam.
,,Amir", freute ich mich, als ich mich umgedreht und ihn wiedererkannt hatte.
,,So sieht man sich wieder", er zog mich in eine freundliche, kurze Umarmung. Etwas überraschend.
,,Alles gut bei dir ?" Gemeinsam setzten wir uns auf die Wiese.
,,Ja und bei dir?", fragte ich nur aus Höflichkeit zurück.

Smalltalks sind so oberflächlich und nichtsaussagend. Jeder weiß, dass man ohne nachzudenken einfach sagt, dass es einem gut geht.

,,Abla, wir können gehen. Ich bin fertig", quietschte Ardas hohe Stimme auf und unterbrach die lange Unterhaltung zwischen mir und Amir. ,,Oh... Hallo", begrüßte er Amir, als er bemerkte, dass ich nicht alleine war.

Die beiden fingen schnell an über Fußball zu quatschen, als wir gerade gemeinsam vom Sportplatz runter liefen. So schnell kann man Ardas Herz  gewinnen.

,,Wohin gehst du denn?", fragte Amir verwirrt, als ich gerade zum Bus laufen wollte.
,,Steigt ein! Ich fahre euch natürlich", er öffnete seine Autotür und ich hatte eigentlich überhaupt nicht das Bedürfnis, noch einen Gefallen von ihm anzunehmen.

,,Nein, quatsch. Wir nehmen den Bus", schlug ich seine nette Geste ab und wollte mit Arda weiter laufen. Langsam nervte
es mich minderjährig zu sein und nicht selbst Auto fahren zu können. Dann würde ich wenigstens nicht von jedem wie ein zu bemitleidendes Kind behandelt werden.
,,Ich akzeptiere kein nein! Es ist sowieso auf meinem Weg" Widersprechen ging wohl nicht mehr.

Die Fahrt über unterhielten sich die Beiden über irgendwelche Fußballer, deren Namen ich noch nicht einmal aussprechen konnte.

,,Wollen wir noch was machen?", fragte er unerwartet, als ich gerade dabei war ins Haus zu laufen. Ich schickte Arda schon mal rein und lief zu Amirs Autofenster.

,,Ich meine.. du schuldest mir noch was" Er hatte meinen dummen Spruch also noch nicht vergessen. Ich lachte leicht auf, musste aber zugeben, dass es sich nicht so abwegig anhörte. Er schien sehr nett zu sein. Etwas langweilig aber halt... nett.
Ich duckte mich etwas, um mich ein wenig durch sein Fenster zu lehnen.

Ego vs. EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt