Kapitel 33

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Die junge Frau hob den Brief auf, welcher an sie adressiert war und legte ihn in eine Schubalde vom Highboard im Flur. Sie hatte dafür keine Nerven. Dann nahm sie das Paket und reichte es ihrer Tochter. Zum Vorschein kam eine kleine Kindergitarre mit Der Eiskönigin drauf, dann noch ein Kinder Karaoke Mikrofon. Tia schlug die Hände über den Kopf zusammen und stöhnte laut auf. Anouk war mit ihren drei Jahren wirklich musikalisch aber musste das sein? "Liebe Anouk, alles Liebe zum Geburtstag wünschen dir Pino und Andy. P.S. Viel Spaß beim üben und du darfst deine Mama gerne damit nerven." las Tias Vater unter schallenden Gelächter vor. Alle lachten nur Tia nicht. "Mama, da ist noch was drin." Oh nein, bitte nicht, dachte Tia als ihre Tochter eine Tin Whistle raus holte. "Ich bin in einem Albtraum" sagte sie, lachte aber dabei. Erst schrabbelte Anouk auf der Gitarre rum, dann probierte sie das Mikrofon und danach die Flöte. Das Paket war immer noch nicht leer, noch ein Umschlag kam zum Vorschein und wieder stand Tias Name drauf. Schnell nahm sie den Umschlag und ließ ihn verschwinden. Es wurde noch ein lustiger Nachmittag, die kleine probierte Akkorde auf der Gitarre, klappte aber nicht so ganz, dann nahm sie noch einmal die Tin Whistle und versuchte eine Melodie zu spielen. Tia kam die Melodie bekannt vor. Sie holte die Sing meinen Song CD raus wo Paddy damals "Heimat" mit der Flöte begonnen hatte und spielte sie ab. Anouk hörte ganz genau hin und spielte diese kurze Melodie tatsächlich eins zu eins nach. Allen anwesenden blieb der Mund offen stehen und dann applaudierten sie. Anouk schaute verlegen drein und schmiegte sich in die Arme ihrer Mutter. Lächelnd streichelte sie über das mittlerweile schon schulterlange Haar ihrer Tochter. Diese gähnte plötzlich herzhaft und wieder lachten alle. Tias Mutter hatte schon längst den Tisch wie neu gedeckt für das Abendbrot und danach wollten sie auch fahren. Anouk schlief am Tisch schon fast ein so dass Tia sie auf den Arm nahm, mit ihr nach oben ins Badezimmer ging, ihr schnell die Zähne putzte und wusch. Nachts brauchte ihre Tochter sicherheitshalber noch eine Windel, dann kam der Schlafanzug dran und die kleine lag im Bett. Oma, Opa und Patentante kamen hinterher und verabschiedeten sich von der kleinen. Sie gab allen einen Kuss und schon war sie tief am schlafen. 

Gemeinsam räumten sie schnell auf und alle drei Verabschiedeten sich. "Schön das ihr da ward, Anouk hat sich richtig über euch und die Geschenke gefreut. Fahrt bitte vorsichtig und meldet euch wenn ihr daheim seid." Dann war es still. Sie zog leise die Schublade auf, holte den Brief und ging damit auf die Terrasse. Sie ging zur Garage und holte eine Tonschale raus, zerriss den Brief und zündete ihn an. Auch wenn es Paddy gegenüber nicht fair war, aber sie hatte den Entschluss gefasst sich von niemanden mehr verletzten zu lassen. Seinen damaligen Brief hatte sie damals  auch verbrannt in ihrer Wut und Trauer. Als alles verbrannt war, goß sie etwas Wasser über die  Asche, schaute hoch zum Vollmond der gerade aufging und wünschte sich was. Diese Art von Vollmond Wunsch - Magie machte sie seit vielen Jahren und der ein oder andere Wunsch war tatsächlich in Erfüllung gegangen. Seufzend stand sie auf,  die Asche war durch den Schuss Wasser nicht mehr am glimmen und sie entsorgte es im Müll. Dann ging sie zurück ins Haus, zog sich um, schaute noch mal nach ihrer Tochter und ging dann selber ins Bett. Aber sie konnte nicht schlafen, sie dachte wieder über das Vergangene nach, doch ändern konnte sie es eh nicht mehr, warum also an dem Schmerz festhalten? Vorischtig strich sie über ihre Narbe, welche relativ nahe am Herzen war und doch erinnerte es sie an den schlimmsten Tag ihres Lebens. Daran zu denken versetzte sie in eine Panikattacke und sie bekam keine Luft mehr. Plötzlich hörte sie eine Stimme "Langsamer und tiefer atmen. Du schaffst das." Sie hatte Paddys Stimme im Ohr und sein Gesicht vor Augen. Nach ein paar Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, beruhigte sie sich langsam wieder. In Gedanken schimpfte sie auf ihn, auf Gott, auf alles, aber sie musste weiter nach vorne blicken. Im Grunde hatte sie ja alles was sie sich wünschte, ausser einen Mann an ihrer Seite. 

Die halbe Nacht wälzte sich die junge Frau hin und her und schlief erst in den frühen Morgenstunden ein. Sie bemerkte nicht, dass ihre Tochter zu ihr ins Bett gekrochen war. Erst als Anouk ihrer Mutter leicht in den Bauch und die Nase stubste. Grummelnd öffnete Tia ihre Augen und schaute in das wunderschöne Gesicht ihrer kleinen Tochter. "Albtraum gehabt Mami?" fragte sie schüchtern und Tia nickte leicht, zog dann die kleine zu sich und kuschelte mit ihr. Tia schaute auf die Uhr, es war noch so früh und nächste Woche war erst die Kita eingewöhnung.  Anouk war auch wieder eingeschlafen, dass hörte sie am leisen schnarchen. Tia nahm das kleine Mädchen fest in den Arm und sie kuschelte sich wiederum noch dichter an ihre Mutter. So lagen sie da bis der Wecker klingelte. Anouk hatte sich umgedreht und schaute ihre Mutter. Mit ihren kleinen Fingern zeichnete sie ihre Gesichtskonturen nach. Tia öffnete die Augen und lächelte ihre Tochter an. "Mami du bist so schön, Papa ist doch doof." flüsterte sie. Verblüfft schaute sie Anouk an. "Lass uns aufstehen und Frühstücken. Mutti braucht ihren Kaffee." mit diesem Satz stand sie auf und auch ihre Tochter hüpfte aus dem Bett. Sie hielt ihre Mutter kurz fest und meinte das sie auf die Toillette müsste. Gemeinsam gingen sie ins Bad. "Oh Schatz, du bist ja trocken. Mein großes Mädchen." und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Anouk lachte, zog sich selbst den Schlüfer und die Hose an und flitzte runter in die Küche. "Was soll ich dir machen? Toast mit Käse oder Wurst?" fragte sie. "Nutella will ich." Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute die junge Frau das Kind an. "Kinder die was wollen, kriegen was auf die Bollen. Es heißt ich möchte." sagte Tia grinsend. Diesen Satz kannte sie auch noch aus ihrer Kindheit. Theatralisch stöhnte das kleine Mädchen auf. "Ok Mami, ich MÖCHTE bitte ein Nutellatoast und Kakao." das Wort "möchte" hatte sie schön mit Nachdruck gesagt. Die junge Frau bekam sich fast nicht mehr ein vor lachen. Lachend bereitete sie der kleinen das Nutella Toast und den Kakao vor. Das Toast schnitt sie noch in kleine Stücke und das brachte ihr einen leicht bösen Blick ihrer Tochter ein. Dann schnitt sie noch ein paar Stücke Obst klein und legte sie auf einen zusätzlichen Teller. Anouk aß mit Genuß aber Tia wollte nur ihren Kaffee. Die kleine legte den Kopf etwas schief: "Mama? Wo ist Papa eigentlich?".............................

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