Kapitel 52

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Tia
Als Tia den Zettel von Paddy gesehen und gelesen hatte, brannten ihr die Sicherungen durch, so wütend und verletzt war sie. Sie hatte doch alles für ihn getan und nur weil sie den Heiratsantrag abgelehnt hatte, warf er alles weg und gab letztendlich ihr die Schuld. Wie sollte sie das ihrer Tochter erklären? Das fragte sie sich. „Mama? Wo ist denn Papa?" hörte sie die verschlafene Stimme ihrer Tochter. „ Er ist weg. Wieder in der Klinik. Leider können wir ihn Sonntag nicht besuchen." sagte die junge Frau tonlos. Anouk verstand es nicht und schaute ihre Mutter verzweifelt an. „Alles wird gut mein Schatz."und gab der Kleinen einen Kuss. Sie bestellten Frühstück auf die Suite. Anouk aß die Pancakes mit Genuss, doch Tia bekam nichts runter. Sie lief auf und ab und war innerlich noch so geladen, aber sie musste sich vor ihrer Tochter zusammenreißen. Die junge Frau war in ihren Gedanken vertieft und hörte den Signalton nicht, als eine Mail ankam. „Mama. Dein Telefon." rief Anouk und riß ihre Mutter aus den Gedanken. Tia kannte die Nummer nicht, las aber die Nachricht. „Hallo Tia, ich wollte fragen in welchem Hotel und wo du bist. Wir müssen uns unterhalten. Lieben Gruss Patricia." Die junge Frau musste kurz überlegen wer Patricia war und dann fiel es ihr wieder ein. Sie war Paddy's Schwester. „Hallo Patricia, ich bin im Hotel am See in Diehlberg, am Biggesee. Ist nicht weit von der Klinik wo ihr Bruder ist. Lieben Gruss" war ihre Antwort. Tia wurde etwas flau im Magen, denn sie wusste ja nicht was er ihr über sie erzählt hatte. „Danke dir. Bin in ca zwei Stunden da." kam als schnelle Antwort zurück.
„Schatz? Wir bekommen gleich Besuch. Sie ist deine Tante." sagte Tia zu ihrer Tochter die aufgeregt wurde und es scheinbar toll fand, jemanden aus der Familie ihres Vaters kennen zu lernen. Aber Tia war eher unbehaglich zu mute, denn ihr Kopfkino hörte nicht auf.
Irgendwann ging die junge Frau schnell duschen und machte sich zurecht. „Ich bin da." ploppte die Nachricht von Patricia auf. „Die vom Empfang wissen Bescheid. Komm einfach hoch, kann meine Tochter nicht alleine lassen." schrieb sie als Antwort und rief noch mal am Empfang an um den Besuch zu bestätigen. Kurze Zeit später klopfte es an der Tür. Die junge Frau atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür. „Hey. Du musst Tia sein. Ich bin Patricia." sagte die Frau lächelnd. „Und wer bist du, kleine Maus?" fragte Patricia. „Ich bin Anouk." Patricia gefiel der Name und das brachte sie zum Ausdruck. Sie bemerkte das Unbehagen der jungen Frau. „Na komm, lass uns mal hinsetzen und reden. Ich kann dir nur eines sagen. Mein Bruder ist im Moment wirklich ein Riesen Idiot. Ja, er hat mir von gestern erzählt und mir dann heute auch noch alles mögliche an den Kopf geknallt. Ich denken mal du weißt ein bisschen was über seine Vergangenheit und das er damals auch schon mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Oder?" legte sie los. Tia hörte nur zu, nickte und stellte nebenbei zwei Gläser Wasser auf den Tisch. „Tia, hör zu. Du darfst dir und auch ihm keine Vorwürfe machen. Er ist wie er ist, aber ehrlich gesagt finde ich deine Entscheidung sehr mutig und ich glaube dir ist es auch nicht leicht gefallen, den Antrag abzuweisen. Paddy muss es akzeptieren. Das er ein Idiot ist, hatte ich schon gesagt, ne?" mit dem letzten Satz fing sie breit an zu grinsen und steckte die junge Frau damit auch an. „Ja, das ist er wohl, aber was soll ich denn machen? Er hatte mich schon mal sehr verletzt und ich hab ihm verziehen und noch eine Chance gegeben. Ich möchte ihn nicht aufgeben, aber er lässt mir im Moment keine andere Wahl." erklärte sich die junge Frau und erzählte alles von Anfang an. Patricia kam aus dem staunen nicht mehr raus und ihr Mitleid und auch Zuneigung für die junge Frau wuchs. Dann seufzte sie. „Er hat es echt verkackt, dieser Idiot." dachte Paddy's Schwester und schüttelte nur noch den Kopf. Wie konnte er nur so dumm sein. „Liebst du ihn?" fragte sie unvermittelt. Tia musste keine Sekunde überlegen und bejahte die Frage, meinte aber auch das sie so nicht weiter machen könnte und sich was ändern müsste. Patricia nickte, nahm die junge Frau kurz in den Arm. „Ihr schafft das. Er liebt dich oder euch ja auch. Nur er ist oder scheint im Moment an vielen Dingen zu Zweifeln. Paddy hatte schon mal eine Essstörung und da kam er auch schon so schwer raus. Ich hoffe das er es dieses Mal wieder schafft."
Die beiden Frauen schauten sich kurz an und schwiegen eine Weile, denn jede hing ihren Gedanken nach. Patricias Sorgen waren größer geworden nachdem was Tia ihr erzählt hatte und wieder machte sie sich Vorwürfe, dass sie sich so selten bei ihrem kleinen Bruder gemeldet hatte. Trotzdem wollte sie sich diesen Schuh nicht anziehen. Das was damals gewesen war, hatte sie schon längst abgehakt gehabt.
Tia bemerkte das mit der Schwester was nicht stimmte. „Patricia, du musst dir für nichts die Schuld geben oder dir Vorwürfe machen. Paddy ist alt genug um Entscheidungen zu treffen. Du bist nicht für ihn Verantwortlich, auch wenn es dein Bruder ist. Komm lass uns eine Runde an die Luft gehen." sagte die junge Frau. Patricia schaute erstaunt hoch, denn sie hatte nicht damit gerechnet das Tia quasi ihre Gedanke lesen konnte.
Anouk rannte zum Fahrstuhl vor und die beiden Frauen folgten ihr langsam. Ein großer Spielplatz war in der Nähe des Hotels. Das kleine Mädchen rannte zu dem Sandkasten und spielte. Patricia und Tia setzten sich in Sichtweite und unterhielten sich über andere Themen wie Kindererziehung, Kinderkrankheiten aber auch über Musik und andere Dinge. Tia schaute sich immer wieder um, da sie sich beobachtet fühlte, sah aber niemanden. Vielleicht wurde sie schon Paranoid. Es wäre jedenfalls kein Wunder bei dem ganzen Scheiß der passiert war mit den Drohungen und so weiter. Aber auch Patricia fühlte sich beobachtet, aber nicht mit dem Gefühl einer Bedrohung, sondern sie meinte das ihr Bruder wahrscheinlich in der Nähe wäre. Das sagte sie aber nicht. Paddy's Schwester nahm ihr Handy unauffällig in die Hand, als Tia kurz zu ihrer Tochter rüber ging. „Michael Patrick Kelly! Ich weiß das du hier in der Nähe bist. Reiß dich gefälligst zusammen du Vollidiot. Deine Tia ist im Gegensatz zu Ramona ein wahrer Goldschatz und sie liebt dich. Wie kannst du so was einfach aufgeben?! Redet mit einander und wenn nicht heute dann aber bald. Oder willst du sie dieses Mal ganz verlieren. Verdammt noch mal." schrieb sie ihrem Bruder. Eine kleine Bewegung ließ sie aufschauen und tatsächlich versteckte sich ihr kleiner Bruder wie ein Feigling hinter den Büschen, doch er machte keine Anstalten hervor zu kommen. Patricia konnte nur mit dem Kopf schütteln. Paddy war fix und fertig und war entsetzt gewesen, als er seine Schwester bei Tia gesehen hatte. „Es tut mir alles so leid. Ich kann es gerade nicht. Ich muss zur Klinik zurück." schrieb er ihr und der Schatten verschwand. Sollte sie es der jungen Frau sagen oder nicht. Sie entschied sich dazu, nichts zu sagen, aber helfen das wollte Patricia.
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Und das nächste Kapitel ist fertig. Es bleibt noch weiter spannend.

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