"Mama? Papa? Was ist denn los?" fragte Anouk unsicher als sie ihre Eltern so aufgelöst sah. Die Kleine ging zu ihren Eltern rüber, quetschte sich zwischen sie, stupste ihren Vater an der sich leicht von Tia löste. Anouk war ja ein sehr sensibles Kind und zeigte es jetzt auch wieder. Sie zog ihren Vater etwas zu sich runter, ihre Hände lagen an seine Wangen und sie schaute ihm in die Augen. "Papa, es wird alles wieder gut." flüsterte sie und brachte damit ihren Vater wieder zum weinen. Die beiden Erwachsenen zogen ihre Tochter ganz nah zu sich und langsam beruhigten sich alle etwas. "Wir geben dir einen Moment alleine. Ich zieh Anouk eben um." murmelte die junge Frau, nahm ihre Tochter auf den Arm, strich Paddy noch einmal über seinen gesenkten Kopf. Sie wusste, dass sie den richtigen Knopf gedrückt hatte und er jetzt wusste, dass er mit seinen Problemen nicht mehr alleine war. Der junge Mann hob den Kopf, atmete tief durch und ließ seinen Blick in die Natur schweifen. Kurze Zeit später kamen die beiden zurück. "Sollen wir eine Runde spazieren gehen?" fragte Tia und zog Paddy hoch. Stumm nickte er und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. "Lass mich noch mal kurz in mein Zimmer gehen. Gesicht waschen halt." sagte er und bemühte sich um ein lächeln. Die junge Frau schaute ihn ernst an, hielt ihn leicht am Arm fest und strich dann sanft drüber. Schnell verschwand der junge Mann. Nach circa zehn Minuten kam er wieder, war umgezogen und hatte sich noch mal etwas zurecht gemacht. Die Haare lagen wieder richtig und er fühlte sich besser.
Hand in Hand gingen sie in den Park, welcher zur Klinik gehörte. Anouk sprang wieder glücklich rum und rannte Schmetterlingen hinterher. "Anouk ist wirklich großartig. Aber wir sollten darüber reden wegen der Eintragung das ich der Vater bin. Ich möchte ihr ein guter Vater sein. Wirklich. Und ich möchte das du und ich, dass es wieder so wird wie vor Jahren. " sagte er leise. Tia hatte auch schon darüber nachgedacht. "Wir machen einen Deal. Wenn du hier wieder raus bist, machen wir einen Termin und lassen dich eintragen. Und ja, ich wünschte auch, dass es wieder wie vorher wird. Ich hoffe du weißt das ich immer für dich da sein werde. Du musst nur was sagen." Paddy war nicht glücklich, dass sie mit der Eintragung noch warten wollte, verstand es aber letztendlich.
Sie verbrachten gemeinsam einen schönen Nachmittag. Als sie zur Klinik zurück gingen kam gerade eine Mitarbeiterin aus der Tür. Paddy fragte sie, ob sie vielleicht ein Foto machen könnte. Lächelnd nahm sie Paddys Handy und machte ein paar Fotos. Er bedankte sich und die drei gingen wieder hoch in sein Zimmer. Anouk setzte sich an den Schreibtisch, holte ihre Malsachen raus und malte ein bisschen vor sich hin. Tia und Paddy hatten es sich auf dem Bett gemütlich gemacht. Der junge Mann hatte seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt und spielte mit ihren Fingern. Irgendwann schaute ihre Tochter auf und sah ihre Eltern auf dem Bett liegen, sie stand auf, krabbelte hinauf und warf sich zwischen die beiden. Paddy grinste und fing an seine Tochter durch zu kitzeln. Auch sie versuchte es im Gegenzug, aber er hatte eine Selbstbeherrschung und verzog keine Miene. Noch. Doch auch ein Paddy konnte es nicht so lange durch ziehen, er japste irgendwann vor lachen und es machte plumps. Der junge Mann war vom Bett gefallen und lag lachend am Boden. Von Anouk kam nur ein "Oh". Paddy rappelte sich auf und nahm seine Tochter lachend auf den Arm. "So mein Schatz. Unsere Zeit ist leider um. In ein paar Tagen sehen wir uns ja wieder. Vielleicht können wir dann was außerhalb des Geländes machen." Der junge Mann wusste, dass er gute Fortschritte machen musste, damit er mehr Privilegien bekam. Hand in Hand und mit seiner Tochter auf den Arm, brachte er seinen Besuch zur Tür. "Tia? Das ist noch für dich. Lies es wann du möchtest. Ich würde mich freuen wenn ihr nächsten Sonntag wieder kommen würdet." sagte er leise an sie gewand. Tia nahm den Brief, strich dem jungen Mann über die Wange und gab ihm einen sanften Kuss. Ihre Tochter wollte Paddy gar nicht mehr los lassen. Also trug er sie bis zum Auto und setzte sie in ihren Kindersitz. "Sei brav" sagte er nur noch. Tia stieg ein und fuhr langsam los. Paddy schaute ihr traurig hinterher und ging dann wieder in das Gebäude. Gleich war schon wieder Abendbrot Zeit. Er rief sich die Geschichte von Tia in Gedanken und war bereit zu essen. Es kostete ihn Mühe, aber er zog es durch. Der junge Mann hoffte, dass ihm nicht wieder schlecht werden würde, doch er hoffte vergebens. Sein Körper machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Schnell beendete er das essen und ging auf sein Zimmer. Er hoffte das es keiner bemerkt hätte. Und schon hang er wieder über der Toilette. Paddy fluchte und schimpfte auf seinen Kopf, dass dieser ihn so fertig machen würde. Er hatte keine Kontrolle mehr. Der junge Mann gestand sich ein, dass es schon eine längere Zeit so ging und er jetzt erst realisierte das er tatsächlich eine Essstörung hatte, aber warum hatte er den Drang nach dem Mittagessen nicht gehabt? Über dieses Thema wollte er unbedingt mit seiner Therapeutin besprechen. Ausgelaugt legte er sich auf sein Bett und zog den Brief hervor, den ihm Tia gegeben hatte.
"Mein lieber Paddy. Lange habe ich überlegt wie oder was ich dir schreiben soll um dir zu helfen. Ich werde dir von meiner Vergangenheit erzählt haben um dich wach zu rütteln. Tatsächlich habe ich Angst dich an der Krankheit zu verlieren, aber ich weiß auch das du diese Dämonen besiegen kannst oder wenigstens zum schlummern. Eines solltest du wissen, diese Krankheit wird man nie ganz los bekommen, aber man lernt damit zu leben und die Dämonen zum schlummern zu bekommen. Aber ich muss dir was beichten: Ich nehme, seit ich abgestillt habe, wieder Antidepressiva. Eigentlich seit Lilo und Harald mir damals sagten das du ins Kloster gegangen bist. Ich habe gute und schlechte Tage, aber ich zeig es unserer Tochter nicht. Abends muss ich teilweise noch eine Schlaftablette nehmen um überhaupt schlafen zu können, aber ich hab dann immer Angst das ich nicht mit bekomme wenn Anouk wach wird. Ich geh auch seit zwei Jahren wieder zur Therapie. Paddy, ich habe nie einen Menschen so geliebt wie dich und wir werden es gemeinsam schaffen. Du weißt worauf du hinarbeiten musst und ich weiß, dass du es schaffst,so wie ich es auch wieder schaffen werde. Gemeinsam schaffen wir es. Ich liebe dich vom ganzen Herzen. Deine Tia."
Paddy wischte sich eine verirrte Träne aus dem Gesicht. Der Brief war so ehrlich und zeigte ihm ihre aktuelle Gefühlswelt.
Tia hatte Anouk ins Bett gebracht, setzte sich dann auf ihre Couch und zog den Brief aus der Tasche den Paddy ihr gegeben hatte. Sie begann zu lesen.
DU LIEST GERADE
Love is your security
FanfictionTia arbeitet im Sicherheitsdienst und bekommt die Chance für einen Tag im Bereich des Personenschutzes zu arbeiten. Was alles auf sie zukommen würde, wusste sie noch nicht. ____________________________________ Mal schauen wohin uns die Reise führt...