Kapitel 42

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Paddy

Paddy gewöhnte sich langsam an den Tagesablauf und ging zu seinen Therapiestunden. Es gab für ihn nur zwei Probleme: Sich in der Gesprächstherapie zu öffnen und die Mahlzeiten. Sport und Kunsttherapie fand er richtig gut, denn durch Bilder konnte er sich ja auch gut ausdrücken. Der junge Mann war froh, dass er vorerst nicht zur Musiktherapie gehen musste. Bei den Mahlzeiten wurde er immer wieder von den Therapeuten und Pflegern beobachtet. Das ärgerte ihn gewaltig. Was konnte er denn dazu wenn er keinen Hunger hatte? Doch er musste sich zusammenreissen. Die Leitung hatte ihm klar zu verstehen gegeben, daß wenn er nicht mit macht, also bei der Therapie und dem essen, dass ihm die Besuche seiner Tochter und Tia verboten würden. Das wollte er auf keinen Fall, deswegen strengte er sich an. 

Die Woche war fast vorbei und Paddy freute sich auf seine Tochter. Zu viel hatte er schon verpasst. "Herr Jacobs. Sie müssen sich bitte öffnen, nur so kann ich Ihnen helfen." sagte die Therapeutin und sah ihn streng an. "Es tut mir leid, ich würde mich Ihnen wirklich gerne öffnen, aber ich kann es im Moment nicht. Bitte geben Sie mir ein paar Tage und ich verspreche Ihnen ab Montag werde ich defintiv bereit sein." murmelte er. Seine Therapeutin war damit nicht zufrieden, aber sie machte einen letzten kleinen Versuch. " Wie alt ist ihre Tochter und wie war das kennen lernen?" fragte sie. Paddy schaute auf und seine Augen fingen zu leuchten an. "Anouk ist 3 1/2 Jahre alt. Das kennen lernen war letzte Woche unter nicht wirklich tollen Umständen, aber sie ist der Grund warum ich hier bin. Ich möchte ihr ein guter Vater sein. Sie ist so liebenswürdig und sensibel. Einfach ein tolles Mädchen. Ja, ich ärger mich, dass die Mutter mir nicht früher Bescheid gesagt hatte und mich auch nicht als Vater hat eintragen lassen. Aber ich verstehe ihre Hintergründe und Gedanken. Sie wollte auch nur das Beste für mich. Es war ja nicht der erste Zusammenbruch." erzählte er bereitwillig und dann schwieg er. Paddy wollte nicht weiter sprechen weil es ihn innerlich total zerriss. "Das war schon mal ein Anfang. Wenn Sie Montag soweit sind reden wir weiter. Aber ich muss mit Ihnen noch über ein anderes Thema reden und das heute." sprach die Therapeutin. Der junge Mann seufzt. "Wir alle machen uns Gedanken ob Sie nicht zusätzlich zu den psychischen Problemen in eine Essstörung geraten sind. Wir möchten Sie zu nichts zwingen, dass wissen Sie hoffentlich, aber nichts desto trotz müssen Sie was essen." sagte sie ernst. Paddy wusste das sie recht hatte. "Ok, ich versuche etwas mehr zu essen und wenn es nur ein Joghurt oder so ist." meinte er, aber es war gelogen. Er wollte es nicht versuchen, aber nur so ließ man ihn in Ruhe mit dem Thema. Die Therapiestunde war vorbei und er musste noch mal zum medizinischen Check. Blutdruck und Gewicht. "Herr Jacobs. Ich bin entsetzt. Zwei Kilo in nur einer Woche abgenommen. Das geht so nicht!" sagte der Chefarzt und Paddy schaute betreten zu Boden. "Ab heute mittag bekommen Sie noch einen Buttermilch oder Kakao zu den Mahlzeiten. Trinken Sie das heute nicht, werde ich den Besuch für morgen canceln. Also, überlegen Sie es sich!" innerlich kochte der junge Mann vor Zorn. Er wollte selber entscheiden was er wann, wo, wie zu sich nehmen würde. Paddy brachte nur ein gepresstes Okay raus und verließ das Untersuchungszimmer. 

Der Chefarzt griff zum Telefon und rief Tia an. "Hallo Frau Jacobs. Doktor Michel aus der Klinik. Bitte können Sie uns einen Gefallen tun? Ihr Partner ist nicht ganz so kooperativ. Wenn Sie wissen was er gerne mag, essenstechnisch gesehen, bringen Sie es bitte mit. Er scheint leider in eine Essstörung gerutscht zu sein und wir versuchen wieder das er Gewicht zunimmt und nicht weiter abnimmt. Reden Sie bitte morgen noch mal mit ihm. Wir mussten ihn schon unter Druck setzten mit Besuchsverbot." Tia schaute den Hörer entsetzt an. Versprach dem Chefarzt sich darum zu kümmern. 

"Der hat doch den Knall nicht gehört!" brüllte sie durchs Haus als sie aufgelegt hatte. Anouk war bei den Nachbarskinder zum spielen. Die junge Frau ging rüber und sprach mit ihrer Nachbarin. "Hey Carola. Ist es möglich Anouk für noch circa zwei Stunden zu beschäftigen? Ich muss noch dringend was einkaufen fahren." fragte sie. "Ach na klar. So umgänglich wie sie ist. Gar kein Problem, mach alles in Ruhe." meinte sie. Schnell stieg Tia ins Auto und fuhr zum Supermarkt. Sie dachte nach, was Paddy gerne isst, aber sie war ehrlich, sie wusste es nicht. In den Einkaufswagen legte sie Schokolade, Gummibärchen, Toblerone. Drei Flaschen Müllermilch und Fruchtzwerge lagen kurze Zeit später im Einkaufswagen, dazu noch Salzstangen und eine Tüte Chips.  Dann kaufte sie noch für ihren Haushalt ein. An der Kasse legte sie alles aufs Band, bemerkte komische Blicke von Leuten die hinter ihr in der Schlange standen, aber sie ignorierte es. Die Kassierin und Tia kannten sich, da sie in dem Laden immer einkaufen ging. Schnell war die Ware eingescannt und Tia bezahlte. Zurück zu Hause packte sortierte sie die Einkäufe und legte alles was kühl gelagert werden musste in den Kühlschrank. Dann ging die junge Frau an einen der Schränke in ihrem Kreativ Zimmer und holte eine Geschenktüte raus. "Ach Mist, schon so spät." entfuhr es ihr als sie auf die Uhr schaute und flitzte zu den Nachbarn um ihre Tochter zu holen. Anouk freute sich ihre Mutter zu sehen und war auch schon so aufgeregt, dass sie ihren Vater morgen sehen durfte. Zurück zu Hause bereitete Tia schnell Abendessen vor. "Mama?! Ist das alles für Papa?!" rief sie, als sie den ganzen Süßkram sah. Die junge Frau schmunzelte. "So, erst wird gegessen und dann packen wir was für Papa in diese Tüte. Du kannst dein Bild auch mit hinein legen. Und nein, es ist nicht alles für Papa." Anouk aß schnell die Scheibe Brot und dachte nach. "Die Toble...troble..menno, diese komische Schokolade packen wir ein, ja? Und das und das!" rief sie aus. Tia musste sich das lachen verkneifen als ihre Tochter versuchte das Wort Toblerone auszusprechen. Die junge Frau zeigte auf alles was rein sollte und ihre Tochter legte alles sorgfältig und vorsichtig in die Tüte. "So mein Schatz, jetzt wird gebadet und dann ab ins Bett." sagte sie und nahm ihre Tochter auf den Arm. Schnell ließ sie warmes Wasser in die Wanne laufen und kurz drauf saß die Kleine drin und war am planschen. "Freust du dich schon auf Papa?". Anouk nickte nur. Die Kleine war fertig und kroch ins Bett. Tia deckte sie zu, las ihr eine Geschichte vor und sang ihr noch ein Schlaflied. Das war seit sie geboren war ein festes Ritual geworden. Kurz darauf war Anouk eingschlafen. Leise ging die junge Frau wieder nach unten und räumte die Küche auf. Dann nahm sie ein schönes Briefpapier und fing an zu schreiben.

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*Ich möchte mich noch mal bedanken das ihr alle so fleißig mit lest und vor allem mitfiebert.

Liebe Grüße Mary*

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