Kapitel 61

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Tag der Verhandlung

Paddy und Tia hatten die Nacht vorher kaum geschlafen, aber sie wussten, dass sie es gemeinsam schaffen würden. Tia weckte ihre Tochter um sie etwas später zur Tagesmutter bringen zu können. Eigentlich hatte Sabrina Urlaub, aber da man befreundet war, hatte sie zugestimmt für die paar Sunden als Babysitter zu fungieren. Die junge Frau hatte Anouk ausnahmsweise ein Nutella Brot geschmiert, worüber sich die Kleine tierisch freute. Nach dem Frühstück gingen Tia und ihre Tochter ins Badezimmer um zu duschen. Die kleine war natürlich schneller fertig und trocknete sich alleine ab und zog sich auch alleine an. „Schatz, du musst noch Zähne putzen." ermahnte Tia ihre Tochter. Leicht genervt tat sie es aber dann. Tia war auch bereits fertig, schrieb Paddy einen Zettel, falls er früher als erwartet aufwachen sollte, da er sehr unruhig geschlafen hatte, und brachte Anouk zu Sabrina. „Guten morgen meine Liebe. Kommt rein. Noch zeit für einen Kaffee oder Tee?" fragte sie. Tia schaute auf die Uhr aber die Zeit wäre zu knapp, deswegen musste sie nein sagen. „Ok ist ja nicht schlimm. Vielleicht können wir nachher noch eben etwas quatschen." erwiderte sie. Die junge Frau gab ihrer Tochter einen Kuss und bedankte sich noch mal bei Sabrina.
Nervös fuhr Tia zurück zum Haus, es war noch soweit alles still, ausser das sie das Wasser aus der Dusche hörte. Paddy schien wach zu sein und damit er klar und wach wurde, kochte sie für ihn einen starken Kaffee und für sich selber einen nicht ganz so starken. Danach steckte sie ein paar Brötchen in den Backofen, aber ob sie was essen würden war noch nicht ganz klar. „Good morning sunshine." hörte sie hinter sich sagen. Sie drehte sich um und sah einen müden Paddy vor sich stehen. „Guten morgen. Setz dich, Kaffee ist fertig und die Brötchen brauchen noch ein paar Minuten." doch er wollte erstmal nur Kaffee. Schweigend saßen die beiden am Esstisch und hingen ihren Gedanken nach. Eine Stunde später fuhren sie zum Gerichtsgebäude.
Langsam aber sicher wurden die beiden jungen Leute immer nervöser, vor allem Paddy. Er hatte Angst das er vor der Richterin und der Staatsanwältin wie ein Weichei aussehen würde, da er sich gegen Maike nie gewehrt hatte bis Silvester. Vor dem Gebäude wartete schon der Anwalt, der beiden aufmunternd anschaute. Gemeinsam betraten sie das Gebäude, mussten noch durch die Sicherheitskontrolle und wurden direkt von einem der Gerichtsdiener zum Büro der Richterin gebracht. Dort mussten sie noch etwas warten. „Na ja, letztendlich ist die Sachlage ja eindeutig, aber wir brauchen halt trotzdem die Aussagen. Die Angeklagte hat doch mittlerweile eine recht volle Strafakte." hörte man jemanden sagen, dann ging die Tür auf.
„Frau Jacobs? Herr Kelly? Kommen Sie rein." schüchtern betraten die beiden mit ihrem Anwalt das Büro und setzten sich an den runden Tisch. „Ich bin Richterin Mikesch und das ist die Frau Staatsanwältin Bergmann. Die ist ein geschützter Raum und hier können wir auch in Ruhe reden. Frau Jacobs, am besten fangen wir mit Ihnen an, da bei ihrem Partner das etwas länger dauern wird." sprach die Frau freundlich und sachlich. Tia entspannte sich und ging auf alle Fragen der Damen ein. Diese machten sich Notizen, fragten noch in paar Sachen und dann war sie fertig. Die junge Frau war innerlich fertig, versuchte sich nichts anmerken zu lassen, denn bei dem Gespräch wurden fast alle Wunden wieder aufgerissen, aber sie war stark, im Gegensatz zu Paddy in diesem Augenblick. Bei ihm dauerte die Befragung länger, da jedes kleinste Detail, jeder Vorgang und so weiter besprochen werden musste. Der junge Mann sackte irgendwann immer mehr in sich zusammen und ihm liefen die Tränen übers Gesicht.  Tia konnte das nicht mit ansehen und fing an ihm den Rücken zu streicheln, denn damit konnte sie ihn meistens beruhigen. Die beiden Damen bemerkten es natürlich. Immer wieder stockte der junge Mann, weil er immer wieder diese Bilder vor Augen sah, aber diese Aussagen halfen ihm das Thema anders aufzuarbeiten. „Herr Kelly, vielen Dank für die Ausführliche Aussage." sagte die Staatsanwältin, schluckte und wischte sich eine verirrte Träne aus dem Augenwinkel, was natürlich von niemanden übersehen werden konnte.
Frau Bergmann hatte vor vielen Jahren was Ähnliches erlebt und verstand den jungen Mann sehr gut. Sie war gespannt was Frau Maike K. Dazu sagen würde. Paddy räusperte sich.: „ Ich möchte nur noch was hinzufügen. Aus Angst das meiner Familie was passiert habe ich mich nicht gewehrt und wenn man nicht wirklich was zu essen bekommt, bringt kämpfen auch nichts. Ich bin kein Weichei oder Schlaffi." den letzten Satz betonte er noch recht deutlich. Frau Mikesch und Frau Bergmann schauten ihn überrascht an. „ Herr Kelly, auch wenn sie es nicht glauben, aber häusliche Gewalt gegen Männer gibt es öfters als man denkt, nur oft mit einem anderen Hintergrund als den Ihren. Machen Sie sich keine Gedanken. Ihr Anwalt geht gleich mit in den Gerichtssaal und sie können, wenn Sie möchten in die Kantine. Herr Reinhardt wird sich dann melden wenn der Prozess vorbei ist und Sie kommen dann wieder in mein Büro." Man nickte sich zu und das junge Paar ging zur Kantine in der Hoffnung nicht auf Maike zu treffen.
„So sieht man sich wieder. Bis gleich Schlappschwanz und Bitch." ertönte die hämische Stimme Maikes.  Doch Tia und Paddy erwiderten nichts. Der Anwalt schaute sie nur an, schüttelte den Kopf und ging direkt in den Saal.
Wortlos gingen Paddy und Tia in die Kantine und setzten sich in eine Ecke um nicht zu sehr aufzufallen.

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