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• Jungkook PoV •
Tag 13 verging, und ich saß ruhig in meiner Zelle, bis ich die bekannten Fußschritte eines Polizisten wahrnahm. Ohne mich zu regen, blieb ich an der Wand angelehnt mit meinen ungeordneten Haaren sitzen, für die ich zu faul war, um sie zu pflegen.

Wir erwünscht bekam ich den großen Hübschling zu sehen, weshalb ich mir ein Grinsen unterdrücken musste. Auf ihn hatte ich die ganzen Tage gewartet, weshalb ich umso aufgeregter war. Denn ich hatte immernoch meinen Plan, den ich nur mit ihm durchführen konnte.

„Guten Abend. Ich bin nur hier um das Essen vorbeizubringen. Ich habe dir einen britischen Earl Grey Tee mitgebracht.",hörte ich die angenehm tiefe Stimme Taehyungs, die sich wie ein leises Säuseln eines unschuldigen Engels in meinen Ohren anhörte. Langsam stand ich auf, um auf ihn zuzugehen und auf das Tablet auf dem kleinen Tisch zu schauen.

„Abgesehen von meiner Fancy Zelle, die ihr mir gegeben habt, kriege ich noch Tee? Wow, das ist ja schon fast wie Wellness hier.",erwiderte ich seine ruhig klingende Worte in einem ironischen Ton, während ich ihn anschaute, als ich neben ihm stand.

„Ich finde es nicht berechtigt, dass du in so einer Spezialzelle inhaftiert wurdest. Die Begründungen des Gerichtes waren für mich nicht verständlich. Es muss schlimm sein vom frühen Tag bis in die tiefe Nacht alleine zu sein, obwohl man eigentlich keinen Grund hat so eine Distanz von sozialen Kontakten verdonnert zu kriegen.",sprach Taehyung seinen viel zu langen Gedanken aus. Dennoch hörte ich ihm mal aufmerksam zu und schenkte ihm einen unglaubwürdigen Blick.

„Deswegen der Tee. Ich will dir das Gefühl geben, dass du hier zwar aufgrund deine schlimmen Taten sitzt, aber dennoch auf der anderen Seite verstanden und geholfen wirst.",beendete der Große mit seinen tausenden Muttermalen im Gesicht seine schnulzige Rede.

Ich erwiderte darauf nichts. Was sollte ich schon sagen? oH wIe lIebeNswerT TaeHyUNg? Ne, auf gar keinen Fall. Ich glaubte ihm gar keine Silbe.

Sowas sagten auch die Schulsozialarbeiter zu den Kindern an den Schulen, die an vermeidlichen Essstörungen litten, weil sie ihr Frühstück einmal nicht anrührten.

Entspannt nahm ich den Tee an und setzte mich auf meinen eigentlichen Platz auf den Boden wieder hin. Ich dachte, Taehyung würde jetzt verschwinden, dennoch kam er auf mich zu und setzte sich einfach vor mich hin. Ich bemerkte, wie er mir beim Trinken der Flüssigkeit zuschaute, was ich dennoch gekonnt ignorierte.

„Du wurdest in Middlesbrough geboren, deswegen der Earl Grey Tee.",erklärte er mir seine Absicht, was ich nur mit einem verwirrten Blick erwidern konnte.

„Zu viel in meiner Akte rumgeschnüffelt, oder was ist los?",fragte ich ihn nur uninteressiert über meine eigentliche Herkunft. Er schien jedoch interessiert gewesen zu sein, so, wie er sich nachdenklich auf der Unterlippe biss und auf dem Boden schaute.

„Wie ist das Leben in England so? In Europa?",fragte er mich meines Geschmackes eher zu neugierig über mein persönliches Leben. Ich stellte den Tee kurz zur Seite und blickte in ein ruhiges, verständnisvolles und sanftes Gesicht. Es wirkte auf mich so, als würde er tatsächlich nur rein aus persönlichen Interesse fragen.

„Besser als in Süd-Korea. England wirkt offener und entspannter auf mich. Hier in Seoul ist eben immer viel los, was in der Gegend, wo ich wohnte, nicht so war.",antwortete ich ihm in einem leiseren Ton, während ich ihn problemlos anschaute.

Taehyung hatte eine ziemlich dominante, männliche Ausstrahlung durch den muskulösen Körper, den breiten Schultern und den markanten Gesichtszügen. Aber so, wie er sich mir nun präsentierte, zeigte mir, dass er eine eher friedliche, ruhige und entspannte Persönlichkeit war.

Es war etwas, was er in seinem Beruf als Polizist ebenso angewendet hatte. Mit seiner geduldigen und sanften Art schaffte er es bereits viele Kriminelle auf den „richtigen" Weg zu kriegen, wofür er in seinem jungen Alter bereits anerkannt wurde.

Gleichzeitig konnte er aber auch ziemlich rau und offensiv werden, wenn man dies an ihm provozierte. Etwas, was ich gerne mal an ihm sehen würde.

„Du magst es ruhiger, stimmt's? In Daegu ist auch immer vieles los, aber ich wohnte damals auch in einer ruhigeren Gegend. So eine Mischung wie Brite und Koreaner ist echt selten zu sehen. Jedenfalls habe ich noch nie so jemanden getroffen.",fing er das Gespräch locker wieder auf, während er mit den Knöpfen seines Hemdes rumspielte.

„Kann ich verstehen. Ich weiß auch nicht, wie meine Eltern auf die Idee kamen mich zu erzeugen.",gab ich schulterzuckend von mir, was mein Gegenüber nur mit einem leichten Schmunzeln erwiderte. Kopfschüttelnd grinste ich über seine Verhaltensweise und hörte ihn dann wieder sprechen.

„Ich finde aus deinen Eltern ist ein wunderschöner Junge entstanden. Ein starker Muay Thai Kämpfer. Jemand, der ein großes Wissen über sein Tun erlangte. Jemand, der ein stark ausgeprägtes logisches Denken hat. Halt ein besonderer Mensch."

Sichtlich unverständlich über dem, was er mir gerade schilderte, blickte ich ihm nachdenklich in die Augen. Ich atmete tief ein und dachte nach.

Durch seine passive aber sehr aufmerksamen Art bemerkte er vieles. Zum Beispiel, dass ich Muay Thai Kämpfer war oder mein logisches Denken. Das wusste er nur, weil er mich in den letzten Fällen beobachtet hatte.

Es war bemerkenswert, wie er dachte und seine Gedanken problemlos schilderte. Wir waren immernoch Sträfling und Polizist und er sprach zu mir, als sei ich irgendein Bekannter.

„Ich habe dich bei all deinen Fällen nur zweimal getroffen und dennoch direkt bemerkt, was für ein cleverer Mensch du bist. Als ich dann der erste war, der dir auf das Gesicht schauen durfte, erstarrte ich für einen Moment."

„Wieso?",fragte ich ihn immernoch ziemlich unverständlich, aufgrund seinen so intimwirkenden Worten. Er rückte näher an mich ran, bis ich mich herausfordernd vorbeugte und wir uns nun nah voreinander saßen.

„Ich habe noch nie in zwei solch' ausdrucksstarken und schönen Augen geguckt.",wisperte er mir leise entgegen, während sich seine dunklen Augen tief in meine durchbohrten. Daran bemerkte ich den dominanten und führenden Schimmer in seinen Augen. Ich fing an, etwas zu grinsen bei dessen Worten, da er sich gerade wie ein verliebter Teenager anhörte.

Aber auch dies verging mir für einen Moment, als ich seinen warmen Atem an meinen Lippen spüren konnte und die Ehrlichkeit in seinen Augen wieder erkannte.

Und ich wäre für einen kleinen Moment fast von dem abgeschwiffen, was ich eigentlich noch vorhatte.

Forbidden Soulmates • TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt