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• Jungkook PoV •
Über meinen Turtleneck, der die definierten Merkmale meines Oberkörpers passend betonte, zog ich mir eine schwarze Jeansjacke rüber sowie einen Mundschutz, da ich mich gerne hinter der Maske vor den anderen Menschen versteckte. Ich war schon immer so gewesen, nicht auffallend und wenn, dann ungewollt.

Zudem steckte ich mir meine Schlüssel noch ein, während ich mir murrend durch das gelockte Haar wuschelte. Sobald ich mich im Spiegel ansah, fühlte ich mich halt ziemlich anders. Mit den grauen Augen war ich definitiv anders, als die anderen hier, die sich diese durch Kontaktlinsen fälschten. Auch, wenn ich zur Hälfte selber Koreaner war, fühlte ich mich dennoch nicht wie einer.

Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich keiner Kultur gehörig. Das war als „Mischling" wahrscheinlich typisch. Meiner Meinung nach, war es für mich auch unmöglich sich allein einer Kultur komplett angehörig zu fühlen, wenn man ein „Mischling" war. Das waren aber nur meine Erfahrungen.

Ich verließ wie so oft meine Wohnung, um ruhig den Weg zum Park entlang zu spazieren. Dabei blickte ich nachdenklich auf den Boden, während ich meine Hände in den Hosentaschen meiner Jeans versteckte. Durch die leichte Kälte des heutigen Tages spürte ich bereits die Röte um meiner Nase ansteigen und wie meine Augen etwas glasiger wurden.

Letztenendes hatte ich sowieso nur ein Ziel gehabt. Undzwar Taehyungs Anliegen auf ein Treffen im Park zu erfüllen. Ob er nun etwas von mir wollte oder mich einfach bei sich haben wollte, wusste ich jedoch nicht. Es war sowieso alles kompliziert. Weshalb sollte er mich denn freiwillig bei sich haben wollen?

Nur, weil er immerwieder über seine Faszination zu mir sprach, hieß dies nicht direkt, dass er dasselbe Kribbeln im Bauch hatte, wie ich, sobald ich ihn sah. Genervt über diesen Fakt biss ich mir auf die Unterlippe und kickte einen Kieselstein vor mich hin.

Was juckte mich schon solch ein dämliches Empfinden, welches bestimmt nur rein körperlich war? Wahres Empfinden gab es für mich nicht. Alles, was wir an Emotionen empfanden, waren schlussendlich einfach nur irgendwelche Hormonengespenster, die in uns schwirrten.

Deswegen müssen Menschen mit Depressionen desöfteren künstlich Hormone wie z.B. Serotonin oder Dopamin einnehmen, um endlich wieder etwas an Freude empfinden zu können. Weil Gefühle rein hormongesteuert sind!

Seufzend nahm ich meine Maske langsam ab, als ich von der Ferne Taehyung in der Nähe einer Bank stehen sah, der ruhig in die Ferne blickte. Er war mir schon jemand sehr Ruhiges. Einfach Jemand, der die kleinsten Dingen in seinem Leben zu genießen schien.

Stumm stellte ich mich einfach neben ihm hin, da ich sowieso kein Freund der Kommunikation war und blickte ebenso in die Ferne. Allein dadurch, dass ich neben ihm stand, spürte ich seine bekanntliche Körperwärme an meinem Arm entlang schweifen.

„Es freut mich, dass du gekommen bist.",fing er auch an das Gespräch zu beginnen, ohne mich irgendwie anzublicken. Ich hatte das Gefühl, dass wir beide momentan auf die kleinen Eichhörnchen auf der anderen Seite des Parkes schauten und uns dessen friedliche Zweisamkeit gaben.

„Das ist selbstverständlich. Wie geht es dir? Hat man sich gut um dich gekümmert?",entwichen mir die Fragen in einem eher ungewollt besorgten Ton, weshalb ich schnell meinen Kopf senkte und auf meine Sneaker schaute. Ich hasste solche Reaktionen meinerseits.

„Mache dir keine Gedanken. Es geht mir gut. Man hat sich um mich gekümmert. Gott sei Dank waren es nur Prellungen, weil ich körperlichen Schutz zu meiner Uniform anhatte. Und dir? Wie geht es dir? Ich hätte mir ehrlich gesagt das Verhältnis von deinem Vater und dir eher harmonischer vorgestellt."

Mal wieder redete Taehyung viel, wie, als ich ihn vor paar Monaten kennenlernte. Im Gegensatz zu der vergangenen Zeit genoss ich aber seine Sprechweise und wie viel er redete. Es war angenehm seiner tiefen und ruhigen Stimme zu lauschen, die gleichzeitig vieles über ihn verriet. Sei es seine reife Art, die gelernte Ästhetik beim Sprechen durch die ganzen Romanen, die er immer las oder einfach seinen friedlichen Charakter.

„Es geht mir auch gut. Und das mit meinem Vater kennst du dann jetzt auch schon, von daher ist es doch egal.",fasste ich mich wie immer sehr kurz, jedoch blieb ich eher behutsamer in der Tonlage und blickte langsam zu ihm hoch, um sein Seitenprofil mir anzuschauen.

Ich spürte, wie er seine wärmende Hand um die meine schloss und mich langsam auf den Asphalt führte. Somit entwickelte sich unser kleiner Spaziergang, was sich erstmal ungewohnt anfühlte. Aber ich fing an, es mit der Zeit zu genießen und mich einfach mal fallen zu lassen.

„Wo entführst du mich hin?",fragte ich ihn nach einer Zeit des stillen Spazierens, während ich im Hintergrund das raschelnde Bewegen der Blätter hören konnte, sobald der erfrischende Wind sich grüßen ließ.

„Zu einer Brücke, wo ich mit dir gerne reden will.",beantwortete er mir meine Frage leise und zog mich an den Fingern dichter zu sich, weshalb ich die Wärme durch meinen Körper strömen spürte.

„Hört sich ernst an, aber ich werde dir zuhören.",war das Einzige, was ich darauf noch erwiderte, bis wir auf der besagten Holzbrücke stehen blieben und er sich mit den Unterarmen an das Gelände abstützte. Nachdenklich waren seine tiefdunklen Augen auf das klare Wasser unter uns gerichtet, wobei ihm die Lippen rosaner erschienen durch die leichte Kälte, die uns umhüllte.

Ich tat ihm das ruhig nach und wartete leise, bis er anfing mit mir zu sprechen, als er sich nach einer Weile hinter mich stellte und mir erwärmend gegen den Nacken atmete, womit er mir direkt eine Gänsehaut verpasste.

„Taehyung, was hast du vor?",fragte ich ihn direkt fast schon tonlos, da wir uns allein durch die kleine Tonlage in der herrschenden Einsamkeit auf der Brücke verstehen konnten.
Am Ende spürte ich nur noch, wie er mir etwas um meinen Hals bund und selber leise wisperte:

„Sie lebt, Jungkook."

Forbidden Soulmates • TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt