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• Jungkook PoV •
Taehyung hatte mir vorhin eine Bretzel gekauft, so fürsorglich, wie er desöfteren sein konnte. Vor einer halben Stunde holte er mich ab, sodass ich jetzt in seinem Auto saß und von ihm nach Busan gefahren wurde. Vorhin merkte er ebenso noch an, dass er uns für paar Tage ein Zimmer in einem Hotel gebucht hatte, damit ich mehr Zeit mit meiner „zukünftigen" Familie verbringen konnte.

Man könnte sich jetzt fragen, weshalb Taehyung überhaupt mitkam, aber dafür gab es eine simple Antwort.

Ich wollte ihn bei mir haben.

Alleine würde ich mich gar nicht erst trauen den Weg zu meiner Mutter zu machen. Umso erleichterter war ich, als er sagte, dass er mit mir die Tage in Busan bleiben würde. Passend dazu wanderte mein aufgeregter Blick zu dem fahrenden Mann neben mir, der sich vertieft auf die Unterlippe biss.

„Möchtest du etwas?",fragte ich ihn leise, als ich ihm ein Stück von meinem Gebäck hinhielt, damit er endlich aufhörte sich seine vollen Lippen blutig zu beißen.
Er blickte mich für einen Moment dankbar an und biss ein Stück ab, bevor wieder Stille zwischen uns herrschte.

Ich war extrem unsicher über die ganze Sache. Nur der Fakt, dass meine Mutter mich gerne sehen würde, beruhigte mich etwas. Hauptsache ich war nicht unerwünscht. Für mich klang es tatsächlich auch einwenig so, als würde sie mich vermissen? Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir meine Mutter über die Jahre nicht fehlte.

„Tae?"
„Ja, Jungkook?",entkam es ihm leise, während im Hintergrund eine angenehme Jazzmelodie lief. Nachdenklich zupfte ich an dem Stoff meines Oberteils und blickte ruhig aus dem Fenster, wobei ich meine Worte sammelte.

„Können wir nach dem Treffen mit meiner Mutter zusammen etwas machen?",fragte ich ihn vorsichtig, da ich immernoch unsicher darüber war, was er von mir hielt. Ich wusste aber, dass ich ihn tatsächlich mochte. Er war immer so verständnisvoll, vorurteilsfrei und einfach lieb. Es war etwas, was ihn zu einer wichtigen Person für mich machte.

„Klar! Natürlich sollst du die ersten Tagen mit deiner Mama und Schwestern verbringen, wo ich euch eure Zeit geben werde. Aber danach können wir alle schönen Ecken Busans entdecken.",erwiderte er mit einem Funken Freude in der Stimme, als sich seine Mundwinkel etwas hoben und er mich wieder für einen Moment mit seinen sanften Gesichtszügen musterte.

Dankbar nickte ich etwas, während ich meine Augen mittlerweile schloss und mich an den Sitz lehnte. Mit der vergangenen Zeit verspürte ich ein leichtes Gewicht auf meinem Oberschenkel, welches sich als dessen großen Hand herausstellte, die mir über mein Bein fuhr. Grinsend entspannte ich jeden Moment mehr, dadurch, dass er wirklich alles dafür tat, mich wohlfühlen zu lassen und wisperte leise:„Danke, Taehyung."

Ab da an bekam ich nichts mehr mit, denn ich verfiel in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst bei der Ankunft gerissen wurde. Behutsam flüsterte mir der Ältere immer wieder Dinge entgegen, wie „Wach auf, Kooks. Wir sind da." oder „Nimm dir deine Zeit wach zu werden."

Ich spürte den angenehmen Wind durch die halbgeöffnete Fensterscheibe an meiner Nasenspitze vorbeihuschen, wobei ich meine Nase etwas rümpfte. In dem Augenblick, wo ich meine Augen öffnete, konnte ich das wohltuende Rosa und Blau des Abendhimmels erkennen. Es wurde etwas kühler, aber es war zusagend.

„Du bist wach. Wollen wir rein?",entkam es leise von Taehyung, der mich mit seinen tiefdunklen Augen achtsam betrachtete. Er war bereits abgeschnallt und bereit zu gehen, doch ich brauchte wirklich noch einen Moment um meinen Mut zu sammeln und reinzugehen.

Ich würde jetzt allerernstes meine Mutter und Schwestern sehen. Ab den Moment würde ich eine Familie haben, die mich liebte und nicht mehr loslassen würde.
Wir würden normales Familienzeugs machen, wie z.B. Spazieren gehen, zusammen kochen oder Spiele spielen. All das würde für mich nun zur Normalität, zum Alltag werden, wenn ich diese Tür des braunen Hauses betreten würde.

„Ja, lass uns gehen.",sprach ich leise, bevor ich mich zu einem Lächeln ring, um Hyung kein schlechtes Gefühl zugeben. Ich lächelte einfach selten, so, wie er selten sprach, was einfach unsere „Macken" waren.

Wir beide stiegen aus, und ich joggte hastig neben ihm, um unsere Hände unwillkürlich zu verschränken. Als ich diese ungewohnte Geste meinerseits bemerkte, wollte ich meine Hand schnell wieder lösen, um nichts Falsches zu machen. Doch da hatte Taehyung bereits unsere Finger schon miteinander verschränkt, weshalb ich etwas errötete, aber von ihm ein positives Lächeln ergatterte.

„Wir sollen durch das kleine Tor in den großen Garten, wo wir empfangen werden.",klärte der Größere mir unser Vorhaben auf, als wir an das große Haus durch einen schmalen Weg in ein umso größer wirkenden Garten hineinspazierten. Ohne es zu wissen, krallten sich meine Fingerspitzen an Taehyungs Haut ein, je nervöser ich wurde und anfing etwas zu zittern.

Aber es war dieser eine Augenblick, wo mein einziger Halt unsere Hände voneinander löste und ich ihn erstmals fragend anblickte, bevor ich das Kichern eines kleinen Mädchens an meinem Bein wahrnahm.

Stockend wandte ich meinen Kopf runter, um auf das ca. 9-Jährige Mädchen mit den großen, hellbraunen Locken zu starren, während sie sich an mein Bein klammerte und ihr Gesicht hastig an meinem Oberschenkel presste.

„Jungkookie! Endlich bist du wieder zuhause!",erklang mir ihre sanfte Stimme, als sie ihr Kopf anhob und mich mit ihren kristallklaren, blauen Augen anstrahlte. Ohne wirklich zu realisieren, was gerade geschah, kam mir auch ein zweites Mädchen mit einem großen Plüschtier in ihrer kleinen Hand entgegen.

Ihre Haare waren lang und schwarz, sowie ihre kugeligen Augen, die fast schon wie in Schwärze ertränkt aussahen. Sie trug ein weißes Kleid, zerrte ihren Teddy mit sich hinter her, bis sie mir aufgeregt zu winkte und ebenso an meinem Bein anfing zu klammern.

Erst, als ich wirklich realisierte, dass die beiden meine kleinen Schwestern waren, hockte ich mich stumm hin, um meine Arme um die Kleinen zu schlingen. Schließlich drückte ich Emma und Lia feste an mich, wobei ich tief durchatmete, um nicht direkt loszuweinen. Währenddessen vernahm ich nur noch das kindliche Kichern der Beiden, die mich ebenso festhielten, was mir einfach noch mehr Bestätigung gab.

Emma kannte ich bereits. Die Kleine mit den hellbraunen Locken. Ich sah sie zwei einhalb Jahre groß werden, weshalb mir ihr Klang des Kicherns immernoch im Kopf hängen blieb.

Aber Lia war mir tatsächlich fremd. Ich wusste nur, dass meine Mutter mit ihr schwanger war, aber ihre Geburt sowie ihr Großwerden verpasste ich ebenso, was mir umso mehr schmerzte, als ich nun die Chance hatte beiden vom nahen richtig auf das Gesicht zu schauen.

Während die eine optisch wie eine komplette Koreanerin wirkte, wirkte die andere wie eine komplette Britin. Und ich? Ich war förmlich eine Mischung aus beidem.

Durch meinen Gedanken konnte ich es mir nicht verkneifen kurz zu schmunzeln, wobei sich die Mundwinkel der zwei Hübschlingen erfreut anhoben.

„Ich hab doch gesagt, Jungkookie hat auch Locken wie ich!",hörte ich die sanftwirkende Stimme der etwas Älteren ertönen, während sie einen unschuldigen Blick von Lia erhielt.

„Aber er hat genauso welche Muttermale wie ich, du Blödmann!",protestierte Lia, die ihre kleinen Arme umso fester um mich schlung, um zu zeigen, dass ich allein ihrs sei. Lachend beobachtete ich die beiden wie wild miteinander diskutieren, während ich sie einfach ruhig wieder an mich drückte und ihre langersehnte Nähe wieder auf mich wirken ließ.

„Euer Bruder hat euch lieb.",traute ich mich dann leise loszuwerden, was wieder mit einem breiten Lächeln erwidert wurde, so, als sei ich ein neues Spielzeug, was sie mit ihren funkelnden Augen betrachteten.

„Ich dich auch, Jungkook!"
„Neiiiiiiin, ich hab dich aber mehr lieb, als Emma!"
„Du Doofkopf! Das stimmt nicht! Ich hab ihn mehr gerne, als du!"
„Pff, dann habe ich ihn mehr, mehr, mehr gerne als du!"

„Würdet ihr beide mal aufhören miteinander zu diskutieren? Ihr habt ihn beide gleich lieb.",erklang eine neue Stimme, die mich förmlich erschaudern ließ, weshalb ich mich für das Erste gar nicht traute meinen Kopf anzuheben. Das Einzige, was ich sah, waren die weißen Ballerina einer jungen Frau, die mittlerweile vor uns stand.

Und mein Puls stieg in sekundenschnelle an.

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Was habt ihr heute so Schönes gemacht? (*^▽^*)
Wie ist euer erster Eindruck von Lia & Emma aka Jungkook's Schwestern? :)
-Eure Eleja ≧▽≦y

Forbidden Soulmates • TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt