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• Taehyung PoV •
Als wenn man meine Entscheidungen nicht an sich immerwieder schon in Frage stellen, würden sie es bestimmt nun wieder tun, wenn sie sehen, dass ich Jeon Jungkook höchstpersönlich bei mir zuhause habe.

Ja, ich hatte es getan. Nachdem er mir gestern umgefallen war, habe ich mir die ganzen Stunden Zeit genommen, um ihn zu pflegen. Und dies bei mir zuhause, da ich ihn auch nicht ins Krankenhaus einliefern lassen wollte. Schließlich war ich derjenige, der ihn so extrem provozierte. Etwas, was ich nicht bereute.

Nicht, weil ich ihn nicht mochte, sondern weil ich Hoffnung hatte, dass er den Sinn meiner Handlung verstand oder dass er mich wenigstens etwas an ihn ranlassen würde. Denn ich hatte schon von Anfang an das Gefühl gehabt, dass wir nur an Jungkook rankommen würden, wenn er sich uns etwas öffnete.

Da die anderen Kollegen mir solche Aufgaben gerne in die Schuhe schoben und ich sowieso der „Sensible" sowie der „Risikoonkel" von uns war, nahm ich diese selbsterfundene Taktik an.

Den Jungen hatte ich gestern natürlich von dem ganzen Blut gesäubert. Letztendlich hatte ich ihn auch gebadet, als ich bemerkte, wie schmutzig er generell war. Dann zog ich ihm einen Hoodie und eine lockere Hose an, als ich bemerkte, wie unterkühlt er war. Ebenso versuchte ich ihm etwas Flüssigkeit zugeben, indem ich ihm das Wasser Löffel für Löffel den Rachen runterfließen ließ.

Nun lag er friedlich am Schlafen auf meinem Bett und regenerierte. Ich hockte am Bettrand, während ich dem schlummernden Jungen immerwieder durch das lockige Haar fuhr. Er wirkte mir dadurch viel ruhiger. Mittlerweile hatten wir kurz nach Mittag, aber ich ließ ihn dennoch weiterhin schlafen. Er war gestern völlig erschöpft.

Dadurch, dass er sich in so einem Ausnahmezustand gestern befand, hatte ich bis heute gar keine Zeit gefunden auch mich selber etwas zu pflegen oder fertig zu machen. Jungkook hatte in der Nacht durchgängiges, hohes Fieber gehabt, sodass ich mich konstant um ihn kümmern musste.

Das tat ich alles auch gerne, mit dem Hintergedanken einem Menschen etwas Gutes zutun.

Immernoch in meinen gestrigen, kapputen Klamotten saß ich am Bettrand und rührte den warmen Tee um, den ich für ihn vorbereitete. Ich spürte meine spröden, dunkelbraunen Haaren mir auf der Stirn rumhängen, sowie mein angespannter Körper, je länger ich endlich mal sitzen konnte. Bei der ganzen Arbeit vergaß ich so ziemlich mich selber.

Doch Jungkook wurde solangsam immer wacher, wobei ich ihm seine benötigte Zeit gab. Ich hörte ein leises Stöhnen und Seufzen und wie er sich etwas bewegte, bevor er seine giftig schönen Augen öffnete und diese direkt wieder schloss bei der Lichtempfindlichkeit, die er bestimmt hatte.

Langsam stellte ich den Tee für das Erste weg und zog ihm erstmal stumm die Decke etwas runter, ungefähr bis zur Brust, damit ihm nicht zu warm werden würde.

„Geht es dir gut?",fragte ich ihn schlussendlich in einem ruhigen Ton, während ich ihm die Haare von der Stirn strich. Ich beobachtete, wie er seine Augen doch wieder öffnete und mich direkt anschaute. Für einen Moment gab er nichts von sich. Nur seine fragenden Blicke sprachen für sich.

„Du bist bei mir zuhause. Nach deiner dramatischen Ohnmacht habe ich mich bis heute um dich gekümmert.",erklärte ich ihm die jetzige Situation in einem behutsamen Ton, obwohl ich ganz genau wusste, wie sehr er mich verabscheute. Ich tat dies aber nicht. Er war mir zu besonders, um ihn zu hassen.

„Ich gehe.",war das Einzige, was der Jüngere für mich übrig hatte, ich jedoch ruhig annahm. Hastig wollte er sich wieder aufsetzen, wobei ich ihm aber direkt unter den Armen griff, um ihn zu stützen.

Das war einfach Ich. So war meine Art.

„Lass das.",entkam es ihm noch ziemlich rau im Ton, was davon kam, dass er gerade aus seinem Winterschlaf aufgewacht war. Ich nickte wieder ruhig und nahm meine Hände langsam wieder zu mir.

Ohne eine emotionale Reaktion von mir preis zugeben, beobachtete ich ihn dabei, wie er langsam aufstehen und einfach verschwinden wollte. Es war ok, wenn er sich so verhielt. Schließlich war es meine Entscheidung so zu handeln. Es hätte entweder gut oder schlecht ablaufen können. Dem war ich mir von Anfang an bewusst. Diesmal lief es eben schlecht ab, was aber ok so war.

Ich stand ebenso auf, um mich vor dem sitzenden Lockenkopf zu stellen und seine Hände zu ergreifen, an denen ich ihn hochzog. Mit geweiteten Augen schaute Jungkook mich bei meinem Tun an, während ich ihm mit meinen Blicken aber keine Achtung schenkte, da ich ihn sowieso nur pflegen wollte.

„Versuche zu gehen. Kriegst du es hin?",fragte ich ihn dennoch warm, wobei ich ihn an den Händen mit mir zog, um zu sehen, ob er wirklich schon gehen konnte. Dies schaffte er so teilweise. Direkt sah ich ihm an, dass er körperlich logischerweise noch nicht fit genug war. Er war nur überzeugt davon, dass es eine gute Idee sei, zu gehen.

Seufzend drückte Jungkook meine größeren und haltspendenden Händen feste zu, als er bemerkte, dass er wirklich noch sehr wackelig auf den Beinen war. Dementsprechend blieb er einfach stehen und dachte für sich vertieft nach, was ich daran erkennen konnte, dass er sich wie desöfteren auf der Unterlippe biss.

Ich wartete jedoch nicht lange und packte ihn sanft an der Taille an, um ihn zum Bett zu führen, damit er sich wieder wenigstens hinsetzen konnte. Stumm deckte ich seine langen Beine ein, als die nächste Frage von ihm kam:„Mich kannst du wie ein Baby behandeln, aber dich schaffst du nicht zu pflegen, oder was?"

„Ich habe dich gestern den ganzen Tag gepflegt, da du in einem Ausnahmezustand warst. Du hattest die ganze Nacht über starkes Fieber gehabt, sodass ich keine Zeit hatte mich zu pflegen. Erst jetzt kam ich überhaupt dazu, mich hinzusetzen.",beantwortete ich ihm seine ironische Frage ernsthaft, wodurch ich ihn anscheinend mit meiner gewohnten tiefen Tonlage überraschte.

„Hol dein Pflegezeugs."

Forbidden Soulmates • TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt