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Unser letzter gemeinsamer Abend war angebrochen. Obwohl wir uns ja in einer Woche wieder sehen würden, hatte ich dennoch das Gefühl, als wäre es ein Abschied für längere Zeit. Ich schob es auf die Verliebtheit – diese unnötige Gefühl, das mich immer wieder so dermaßen dusselig werden ließ. Liebe ja, Verliebt sein...nein danke!
Eigentlich wollte ich in diesen paar Stunden, die wir noch gemeinsam in Ruhe hatten, keinen Gedanken über diese Trennung auf Zeit vergeuden, was aber leichter gesagt, als getan war. Da hatte mich nicht einmal Runde vier unter der Dusche ganz davon ablenken können.
Till hatte uns danach ein mexikanisches Abendessen bestellt, das ausgezeichnet gemundet hatte und nun lagen wir zufrieden und satt nebeneinander auf der Couch. Ich hatte mich an ihn gekuschelt während die ersten Folgen von „The Boys" über den Bildschirm flackerten. Till hatte sich sein Notizbuch geschnappt und kritzelte darin herum.
Zwei Folgen später war ich einfach nicht mehr aufnahmebereit und bereits mehrmals weggedöst, also verschwand ich ihm Schlafzimmer. Dass er sich wenig später zu mir gesellte und mich in den Arm nahm, bekam ich nicht mehr mit. Wirre Träume, in denen Boote, Wasser, Grabsteine und mein Bruder vorkamen, ließen mich die Nacht über sehr unruhig schlafen.

Sonntagmorgen – Tag der Abreise. Missmutig saß ich bei Tisch und stocherte lustlos in meinem Müsli herum. Till tigerte zwischen Schlaf- und Badezimmer hin und her, um seine restlichen Sachen einzupacken. In spätestens einer Stunde müssten wir aufbrechen – diesmal allerdings nicht nach Wien-Schwechat (was mir sehr gelegen kam), sondern zu dem kleinen Flugplatz nach Bad Vöslau, der mir durchaus bekannt war, da wir im angrenzenden Restaurant des Öfteren schon unsere Jagdsitzungen abgehalten hatten.
So sehr ich mich darüber freute, dass wir zueinander gefunden hatten, und ich ihn in wenigen Tagen wieder zu Gesicht bekommen würde, umso trauriger ließ mich der unmittelbar bevorstehende Abschied werden. Ich konnte mich selbst nicht leiden, wenn ich so gefühlsdusselig war, daher auch der momentane Unmut.
Ich schob die Schüssel von mir, trank stattdessen einen Schluck Orangensaft und sah Till wieder im Schlafzimmer verschwinden. Verträumt seufzend starrte ich ihm nach und ließ die letzten Tage Revue passieren: der „Zwischenfall" – wenn man es so nennen will – mit Raphael war gerade mal drei Tage her, fühlte sich aber an, als wäre es vor Ewigkeiten passiert. Es war so viel geschehen, dass ich noch gar keine Zeit gefunden hatte, all das zu verarbeiten. Nur Till – mein Till – hatte sich nachhaltig in mein Herz und Hirn gebrannt. Als ob er meine Gedanken gehört hätte, bog er nun um die Ecke, ließ seine Tasche neben dem Tisch zu Boden gleiten, setzte sich mir gegenüber auf die Bank und griff nach meiner Hand. Ein klitzekleines Lächeln umzuckte meine Mundwinkel und ich sah zu ihm auf.

„Alles ok?", er klang besorgt.

„Ja, doch...Nur ein wenig...", ich tippte mir gegen die Stirn.

Er sah mich erstaunt an und hob die gepiercte Augenbraue. Ich stand auf, nahm neben ihm Platz und lehnte mich an seine Schulter. Eine Weile genoss ich seine Nähe, seine Wärme, seinen Duft. Schließlich drehte ich mich zu ihm, nahm seine Hand und platzierte sie über meinem Herz.

„Spürst du das? Das meinte ich...zuviel hiervon zuwenig davon", und tippte mir abermals an die Stirn, „die beiden streiten gerade."

Till zog mich in eine feste Umarmung, küsste mich auf den Scheitel und ließ sein Kinn auf meinem Kopf ruhen.
„Wir sehen uns ja nächste Woche wieder. Es ist ja kein Abschied für immer", murmelte er.

„Hier oben weiß ich das auch, aber da unten sieht es ganz anders aus", nuschelte ich gegen seinen Hals.

Till löste sich von mir, nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mir lange in die Augen. Diese wunderschönen blauen Augen, dieser leicht traurige Blick – ich musste schlucken. Er strich mir mit dem Daumen über die Wange, fuhr über meine Lippen. Ich lechzte nach mehr, nach seiner Nähe. In mir brannte eine Sehnsucht, ein Verlangen nach ihm, dass ich so noch nicht kannte. Fast konnte ich einen physischen Schmerz fühlen, wenn ich ihn nicht hier und auf der Stelle spüren konnte.
Mein Blick musste Bände gesprochen haben denn Till erbarmte sich und legte seine Lippen auf meine – zärtlich, als ob er Angst hätte, mir weh zu tun. Leicht öffnete ich den Mund und ließ meine Zunge über seine Lippen gleiten, bis er mir entgegen kam und beide sich einem wilden Tanz hingaben. Ich rutschte so nah an ihm, wie möglich. Mit einem Ruck zog er mich auf seinen Schoß. Meine Hände hatten sich bereits auf Erkundungstour unter sein Shirt begeben, während er meinen Hintern umfasste – ununterbrochen von unseren leidenschaftlichen Küssen. Ich bewegte mich auf seinem Schoß, drückte mein Becken gegen das Seine und stellte fest, dass ihn die Fummelei auch nicht kalt gelassen hatte.
Er hob mich hoch und setzte mich auf dem Tisch ab, öffnete meine Hose. Hilfsbereit schob ich mein Becken etwas nach vorne, um ihm das Ausziehen dieses lästigen Kleidungsstückes zu erleichtern. Unterdessen hatte ich auch seine schwarze Jogginghose herunter gezogen und meine Hand fest um seine Erektion geschlossen. Till ließ mich gewähren, küsste mich immer wieder ungeduldig und voller Begehren, während sich seine Hände unter meinem Shirt an meinen Brüsten zu schaffen machten. Den Kopf in den Nacken gelegt, genoss ich die Küsse und Knabbereien an meinem Hals und seine Finger, die in meine Brustwarzen kniffen.

DahoamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt