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Der Samstagmorgen war nass und stürmisch. Blitze zuckten durch den tiefgrauen, wolkenverhangenen Himmel, unmittelbar gefolgt vom lauten Donnergrollen. Im Halbschlaf vernahm ich das Trommeln des Regens am Fenster, drehte mich auf die Seite, blinzelte zum Fenster hinaus und kuschelte mich noch fester in die Decke. Ich liebte solche Tage – den Geräuschen der Natur konnte ich stundenlang lauschen. Till lag neben mir und schnarchte leise vor sich hin. Ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz nach 6 war. Einige Zeit sah ich noch den Tropfen an der Fensterscheibe zu, die bereits den Wettlauf mit der Schwerkraft verloren hatten, dann griff ich nach meinem Buch und tauchte in die magische Welt von Harry Potter ein.
Erst als Till anfing, sich unruhig von einer Seite auf die andere zu wälzen, schließlich halb auf mir zu liegen kam und mir dabei fast das Buch aus der Hand schlug, wurde ich aus der Fantasiewelt gerissen.

„Uff, Till...du bist ganz schön schwer...", ächzte ich.

Ich legte das Buch ab und strich ihm über die stoppelige Wange. Endlich kam ein wenig Leben in ihn, er hauchte einige federleichte Küsse auf die Stelle zwischen Hals und Schlüsselbein und nuschelte ein Guten Morgen, Süße gegen meine Haut. Es kitzelte und ich musste kichern.
„Du kitzelst, mein Großer!", murmelte ich grinsend und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, „was wollen wir zwei Hübschen heute eigentlich unternehmen? Irgendwelche Ideen?"

Ich spürte seine Hand, die unter der Decke über meinen Körper strich und schloss genießerisch die Augen.

„Mhm, da hätte ich schon ein paar Ideen", brummte er wieder gegen meinen Hals, während er mich weiter streichelte. Er schob die Decke von meinen Schultern bis hinunter zum Nabel und seufzte zufrieden, während er seinen Mund auf meine Brustwarze senkte. Ich fuhr über seine Schultern, vergrub die Finger in seinen Haaren und ließ ihn gewähren. Wieder einmal beschäftigte er sich außerordentlich lange mit dem Piercing während seine Finger in meiner Mitte versanken. Keuchend schob ich ihm mein Becken entgegen – ich wollte mehr!

„Dreh dich um!", befahl er, als er sich kurz von mir löste.
Ich tat, wie mir geheißen und grob drang er in mich ein. Stöhnend krallte ich mich am Laken fest, Till hatte mit beiden Händen meine Taille umfasst und stieß immer wieder mal mehr oder weniger schnell in mich. Dazwischen spürte ich ab und zu einen Schlag auf meinen Hintern. Es fühlte sich richtig gut an, so genommen zu werden und nur wenig später merkte ich, dass er in mir kam. Er griff in meine Haare, zog meinen Oberkörper in eine aufrechte Position, dass ich an seiner Front lehnte, und, ohne sich aus mir zurück zu ziehen, umfasste er mich mit beiden Armen – die linke über meinen Brüsten, die rechte zwischen meinen Beinen – und trieb mich mit seinen Fingern auch in den erlösenden Orgasmus.

Nach dem Quickie lagen wir noch eine Weile nebeneinander und genossen die Zweisamkeit. Ich wollte diesen Moment so lange wie möglich hinauszögern, denn morgen Früh musste Till wieder für längere Zeit abreisen – die Rammstein-Tour ging schließlich weiter – und ab Montag stand für mich wieder der Alltag am Programm. Alltag und Till – das waren zwei Dinge, die noch nicht ganz in meinen Kopf wollten; wie würde das mit uns weiter gehen? Ein „normales" Leben nach der Tour konnte ich mir nicht ganz vorstellen, außerdem hatte ich hier meinen Job, also wären maximal Wochenend-Besuche in Deutschland drin – und dann würden mir meine Fotoshootings abgehen. Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf und offenbar war mein Gesichtsausdruck dermaßen angestrengt, denn Till holte mich sanft in das Hier und Jetzt zurück.

„Über was denkst du denn so angespannt nach?"

Wie sollte ich das denn erklären, ohne die Stimmung zu ruinieren? Gerade heraus? Wahrscheinlich am besten...

„Über uns und...wie es weiter geht. Und generell...die Arbeit, die nächsten Wochen und so...", gab ich leise von mir, sah ihm dabei aber nicht in die Augen.

Er atmete laut aus, rückte ein Wenig näher an mich heran und hob mein Kinn an, dass ich ihn ansehen musste.

„Wenn du möchtest, kannst du morgen mit nach Trondheim kommen. Das wollte ich dich sowieso schon fragen. Nachdem die Firma einen Privatjet gestellt hat, damit ich hierher kommen konnte, ist das kein Problem. Wir spielen morgen und Montag eine Show und du könntest entweder Montag oder Dienstag wieder heim fliegen."

Perplex sah ich in die blauen Augen. Dieses Angebot war zu schön, um wahr zu sein. Allerdings holte mich die Realität eine Zehntelsekunde später wieder ein.
„Das...das ist süß von dir und ich würde wirklich gerne mitkommen...aber die Arbeit...ich kann Martin nicht schon wieder um Urlaub bitten oder meine Tage im Geschäft verschieben."

„Schade, dachte ich mir schon. Wochenende wäre für dich besser, stimmt's?"

Ich nickte.

„Göteborg steht nächsten Freitag und Samstag am Programm. Hättest du Lust?
Er zwinkerte mir zu.

„Oh Gott, ja!", erleichtert stieß ich diese Worte aus.

Till reicht völlig", lachte er küsste mich.
„Und – damit wollte ich dich eigentlich überraschen, aber damit du deine Urlaubstage einplanen kannst: bevor es nach Amerika geht, haben wir zwei Wochen Pause. Ich dachte da an ein paar Tage Bayern – am See..."

Ich ließ ihn nicht aussprechen sondern zog ihn auf mich und küsste ihn stürmisch. Dazwischen murmelte ich – an seine Lippen gepresst – Ja, ja, auf jeden Fall!

Nach dieser zweiten Runde lagen wir fertig nebeneinander und Till lachte leise vor sich hin.

„Wenn das den ganzen Tag so weiter geht, kannst du morgen Früh bei meinen Kollegen anrufen und ihnen sagen, dass sie sich einen Ersatz für das Konzert suchen müssen."

Ich stimmte in sein Lachen ein.
„Du wolltest doch das Bett nicht verlassen. Schwächelst du schon?" und streckte ihm die Zunge heraus.

„Vorsicht, junges Fräulein, dafür reicht es noch – nach einer kleinen Pause. Und Frühstück", grinste Till und gab mir einen Klaps auf den Allerwertesten.

„Das, mein Lieber, ist eine ausgezeichnete Idee. Lass uns zum Bäcker hinüber fahren – die haben auch ein kleines Kaffee und hervorragendes Essen", erwiderte ich nonchalant und fügte danach hinzu, „und dann bestehe ich auf Runde drei!"

DahoamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt