Wir lagen im Bett und schwiegen. Er hatte seinen Arm um mich gelegt und ich schmiegte mich an ihn. Gedanken schossen durch meinen Kopf, an die ich gerade eigentlich gar nicht denken wollte: Nur noch ein Tag! Würden wir uns irgendwann wieder sehen?
Warum musste ich mir ausgerechnet jetzt darüber den Kopf zerbrechen? Ich wollte doch nur den Moment in Ruhe genießen und mich nicht einer unnötigen Hoffnung hingeben, die sowieso keine Zukunft hatte. Was bildete ich mir bloß ein...das war Till Lindemann und ein Till Lindemann konnte schließlich überall seine „Bekanntschaften" haben – ich war ja gerade das beste Beispiel. Quasi einmal mit dem Finger geschnippt und schon lag ich bei ihm im Bett...oder eben eine andere.Gedankenversunken schüttelte ich ob meiner inneren Diskussion leicht den Kopf, was Till neben mir offenbar auch aus seinen Gedanken riss.
„Alles ok?", murmelte dieser.
„Mhm...ja, alles gut. Mir ist nur gerade klar geworden, dass morgen schon Samstag ist. Der Urlaub ist viel zu schnell vergangen", fügte ich mit einem Seufzer hinzu. „Und am Montag ruft die Arbeit wieder. Erscheint mir gerade alles sehr surreal, um ehrlich zu sein."
Till schwieg. Ich konnte mir ausmalen, was er dachte. Wahrscheinlich erwartete er irgendwelche „Liebesbekundungen" meinerseits, aber das würde nicht passieren. Soweit hatte ich mich dann doch unter Kontrolle, dass ich mich nicht Hals-über-Kopf verliebte – obwohl mein inneres Fangirl das natürlich ganz anders sah.
„Was arbeitest du eigentlich? Das hast du mir noch nicht erzählt", brach er das Schweigen.
Grinsend kuschelte ich mich an ihn.
„Ich habe mich vor ungefähr einem Jahr selbstständig gemacht – als Fotografin. Ist aber mehr ein Hobby als eine geregelte Arbeit, soviel wirft das meist nicht ab. Deswegen arbeite ich auch knapp 30 Stunden in einem Waffengeschäft. Jagdzubehör und solche Sachen."Till stieß ein leises Lachen aus und beäugte mich von oben.
„So so, Waffen und Fotografie, darauf wäre ich nicht gekommen. Ich hätte auf Domina getippt."Ich verkniff mir das Lachen und versuchte, ernst zu bleiben.
„Ja, das habe ich ein paar Jahre gemacht, hat mich aber nicht erfüllt." Innerlich lag ich vor Lachen bereits am Boden.
Er rutschte ein Stück von mir weg und starrte mich an, so konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und prustete los.
„Das war ein Witz! Ich war noch nie Domina und ich habe auch keine Ambitionen in diese Richtung."„Würdest dich aber nicht ungeschickt anstellen, was ich die letzten Tage so mitbekommen habe", schmunzelte er nun und strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
Ich lachte auf. Andere Frauen wären echauffiert ob des zweifelhaften Kompliments, ich fand es witzig und, um ehrlich zu sein, auch ein wenig schmeichelhaft, sowas von ihm zu hören.
„Ach, und das weißt du woher genau?"„Sagen wir mal so, ich kenne da vielleicht ein oder zwei Dominas..." Ein Zwinkern.
„Wieso verwundert mich das jetzt nicht?", ich zog ihn ein wenig zu mir herunter und küsste ihn.
„Mhm."
Mehr war ihm nicht zu entlocken. Till hielt mich fest in seinen starken Armen, mein Kopf ruhte auf seiner Brust und, beruhigt durch seinen Duft und das regelmäßige Pochen seines Herzens, schlief ich irgendwann ein.
Ich hatte einen seltsamen Traum. Darin sah ich meinen Bruder und meinen Neffen an einem Grab stehen, dahinter erkannte ich Till und die restliche Band, die Ohne Dich spielten. Mein Neffe umarmte den Grabstein und als ich näherkam um die Inschrift zu lesen, konnte ich dort meinen eigenen Namen erkennen.
Schweißgebadet schreckte ich aus dem Schlaf und setzte mich auf. Draußen dämmerte es bereits. Till lag, den Rücken mir zugewandt, neben mir und schnarchte leise vor sich hin. Ich ließ meinen Blick durch den halbdunklen Raum streifen und versuchte, meine Gedanken zu ordnen, was mir aber einfach nicht gelingen wollte.
So stand ich auf, zog mir Tills Shirt über, wickelte mich in die Decke und schlüpfte leise hinaus auf die Terrasse. Er hatte seine Zigaretten draußen auf dem Tisch liegen lassen – gut. Ich schnappte mir die Packung, zupfte mir einen Glimmstängel heraus und rauchte ihn an.Himmel, das schmeckt ja abartig!
Noch ein Zug – und noch einer. Langsam gewöhnte ich mich wieder an den Geschmack, aber so richtigen Genuss verspürte ich dennoch nicht. Ich ließ mich den Sessel plumpsen, schloss die Augen und inhalierte tief den Rauch. Vor meinem geistigen Auge sah ich wieder den Grabstein und ein eigenartig vertrautes Gefühl machte sich in mir breit, als ob ich das alles schon einmal gesehen hätte. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Ich nahm einen letzten Zug von der Zigarette, dämpfte sie aus und ging leise zurück ins Zimmer.
Till hatte von alldem nichts bemerkt – er schlief nach wie vor tief und fest. Schnell huschte ich auf die Toilette, deponierte dann sein Shirt wieder auf der Couch und krabbelte anschließend zurück ins Bett. Gerade, als ich mich unter die Decke gekuschelt hatte, drehte er sich um, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und nuschelte mit geschlossenen Augen: „Du riechst nach Rauch!"„Ich habe mir von dir eine Zigarette genommen", antwortete ich leise.
„Mhmm."
Er zog mich an sich, mein Rücken an seinem Bauch, sein Atem in meinem Nacken. Ich lag still da und blickte aus dem Fenster. Nach einigen Minuten merkte ich, dass er wieder tief eingeschlafen war – sein Atem ging ruhig und regelmäßig. Ich griff vorsichtig nach meinem Handy, um ihn nicht zu wecken, und schrieb eine Nachricht an meinen Bruder.
Alles ok bei euch?
Dann legte ich das Telefon wieder beiseite und beobachtete gedankenversunken den Sonnenaufgang, bis mir die Augen zufielen.
Ich wurde vom Geräusch rinnenden Wassers geweckt. Müde wälzte ich mich herum und blinzelte: Die Seite neben mir war leer. Erst langsam dämmerte mir, dass Till offensichtlich unter der Dusche stand. Ich blieb am Bauch liegen und drückte mir das Kissen auf den Kopf – so ganz konnte ich das Geräusch zwar nicht ausblenden, aber es war immerhin erträglicher.
Warum bin ich bloß so erledigt?
Vor mich hin murrend schloss ich wieder die Augen und versuchte, nochmal einzuschlafen, was mir aber nicht gelang. So lag ich einfach da und lauschte den Geräuschen aus dem Badezimmer. Sang Till etwa? Zumindest klang es danach. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und kroch langsam unter dem Kissen und aus der Decke hervor und tapste Richtung Badezimmer. Die Türe war nur angelehnt und ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete ihn fasziniert.
Mit dem Rücken zu mir stand er unter der Dusche, ließ sich das Wasser über den Körper laufen und sang immer wieder dieselben Textzeilen, die ich allerdings nicht kannte.
Dieser Mann schaffte es auf ein Neues, dass ich total perplex da stand und ihn einfach nur bewundern konnte. Auf seiner Rückseite waren nach wie vor noch die Kratzer von vor ein paar Tagen zu sehen, was mich schlucken ließ. Was war das doch für ein verrückter Urlaub!Plötzlich drehte Till das Wasser ab und wandte sich um – und sah mich in der Tür lehnen. Ich stand einfach da und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er schlang sich sein Handtuch um die Hüften, stieg aus der Dusche und kam zu mir, seinen Blick ließ er über meinen nackten Körper schweifen.
„Guten Morgen Kleine, habe ich dich geweckt?"
Er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, der mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ.„Ich habe dich singen hören", nuschelte ich.
„Und? Hat es dir gefallen?", seine Stimme hatte auf einmal ein sehr dunkles Timbre.
Mit seinem Finger hob er mein Kinn an und blickte in meine Augen. Mein Gehirn war wie leergefegt, seine Augen, seine Stimme, all das umfing mich wie ein Nebel, aus dem es kein Entrinnen gab.„Ja!", hauchte ich.
Ich musste ihn auf der Stelle haben – sofort!
Meine Finger entknoteten das Handtuch auf seinen Hüften, welches zu Boden fiel und ich ließ mich vor ihm auf die Knie sinken.
Überrascht sah er zu mir hinab, ich schaute kurz zu ihm auf und widmete mich dann seinem besten Stück.

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Dahoam
FanfictionIn Gedanken versunken beobachtete ich die Gegend, genoss die Sonne und hörte erst viel zu spät den Schotter knirschen, was darauf hindeutete, dass ich gleich Gesellschaft bekommen sollte. Ein genervtes „Geh bitte... echt jetzt?" kam über meine Lippe...