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Grinsend saß ich noch immer im Bett und wartete darauf, dass Till endlich im Bad fertig wurde. Kurz war ich versucht, ihm nachzugehen und ihn zu fragen, ob ich ihm nicht zur Hand gehen solle, aber nach einem Blick auf die Uhr, ließ ich es bleiben. Es war bereits kurz vor halb acht, da würde selbst der schnellste Quickie dafür sorgen, dass ich zu spät in die Arbeit kam.
Da fiel mir wieder ein, dass ich ja meinen Vater anrufen wollte – jetzt war der ideale Zeitpunkt dafür. Kurzerhand griff ich nach dem Telefon und wählte seine Nummer.

„Pronto?", kam es nach dem zweiten Klingeln auch schon aus dem Hörer.

„Ciao Papà, come stai?"

„Ciao dolcezza! Bene, bene – e tu?

„Benissimo! Du Papà, ich wollte dich fragen, wie es mit dem Boot aussieht? Ist es schon im Wasser?"

„Sì, ragazza. Warum fragst du?"

„Darf ich es mir von Donnerstag bis Freitag oder Samstag ausborgen? Ich würde gerne mit einem Freund segeln gehen."

„Certo, wenn du darauf aufpasst. Ich lege dir den Schlüssel ins Vorzimmer. Mama und ich fahren morgen ein paar Tage in die Therme. Ma che amico è questo qui?"

„Ein sehr guter Freund. Und vielen Dank, ich hole mir den Schlüssel dann heute oder morgen.
Ciao, Papà. Schönen Urlaub!"

„Ciao, figlia mia. Grazie!"

Ich legte auf und in dem Moment kam Till ins Zimmer, ein Handtuch um die Hüften geschlungen, ansonsten nackt. Er zog nur eine Augenbraue hoch, als er sah, dass ich ihn von oben bis unten musterte.

„Keine Chance, Kleine. Wer war am Telefon?"
Er drehte mir den Rücken zu und kramte in seinem Koffer nach Hose und Hemd.

Grinsend biss ich mir auf die Zunge, und schluckte den anzüglichen Kommentar hinunter.
„Neugierig, was? Nur mein Papa, ich muss heute oder morgen noch was von meinen Eltern abholen."

Bevor Till sich endgültig entblätterte, flüchtete ich sicherheitshalber ins Bad, sonst konnte ich für nichts garantieren. So rasch als möglich putzte ich die Zähne, klebte das Bein ab und ging unter die Dusche. Für Haare waschen blieb keine Zeit mehr, aber ich band sie einfach zu einem Pferdeschwanz zusammen. Kurz vor acht hinkte ich fix und fertig angezogen aus dem Bad, warf mir in der Küche noch schnell eine Schmerztablette ein, stellte den Katzen ihr Futter hin und rief nach Till.
In der schwarzen Hose und dem schwarzen Hemd sah er umwerfend aus. Seine schwarzen Haare hatte er zurückgegelt. Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Er grinste mich nur an, reichte mir die Krücken und schob mich zur Tür hinaus.

Am Weg nach Baden ließ der Regen etwas nach, doch ich war froh, als Till mir am Parkplatz vor dem Geschäft anbot, mich mit dem Regenschirm noch bis zur Türe zu begleiten, damit ich nicht völlig durchnässt zur Arbeit erschien.

„Wann soll ich dich abholen?", wollte er wissen, als wir vor der Eingangstüre standen und ich anklopfte, damit Martin mich hinein ließ.

„Um 12:00 Uhr bitte. Dann sollte das schlimmste erledigt sein."

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich eine Bewegung im Geschäft und drückte Till hastig einen Kuss auf die Lippen.

„Bis später, mein Großer!"

In dem Moment, als Martin von innen die Schiebetüre manuell öffnete, hatte Till sich gerade abgewandt und ging schnellen Schrittes zurück zu meinem Auto.
Martin sah verwundert von mir, zu meinen Krücken und zu Till, der gerade im Auto verschwunden war. Ich drängte mich an ihm vorbei in den Verkaufsraum.

„Wer war das denn?"
Martin beäugte mich neugierig während er mir folgte.

„Dir auch erst mal einen wunderschönen guten Morgen und danke der Nachfrage, mir geht es gut", flötete ich übertrieben gut gelaunt und streckte ihm zum Schluss lachend die Zunge heraus.

DahoamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt