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Ein Summen drang an mein Ohr. Ich murrte schlaftrunken und drehte mich weg. Neben mir vernahm ich leises schnarchen. Verwirrt blinzelte ich und mein Blick traf auf einen Rücken vor mir. Ach ja. Langsam drehte ich mich um – da war schon wieder dieses Surren!
Mein Blick schweifte durch den Raum, draußen war es bereits hell aber offenbar regnete es: die Fenster waren nass.
Da, schon wieder! Jetzt erst begriff ich, dass dieses Summen der Vibrationsalarm eines Handys sein musste. Wo hatte ich meines überhaupt? Panisch blickte ich auf den Fußboden – mein Gewand war quer übers Zimmer verteilt, und neben dem Bettende lag mein Telefon. War wohl aus der Hosentasche gerutscht. Leise setzte ich mich auf, rieb mir die Augen und krabbelte unter der Decke hervor um mein Handy zu holen. Ich checkte zuerst die Uhrzeit: 08:42 Uhr! Scheiße!!! Musste ich vormittags ja mit meiner Oma nach Aibling fahren. Und wie auf Kommando fing das Teil wieder zu vibrieren an: OMA!
Hastig schlich ins Badezimmer, schloss die Türe hinter mir und nahm den Anruf entgegen.
„Morgen", mehr als ein Krächzen brachte ich allerdings nicht hervor – ich räusperte mich.

„Giulia? Hallo? Bist du dran?", ihre Stimme klang besorgt.

„Ja, alles ok. Tut mir leid, ich habe verschlafen", antwortete ich leise.

„Wo bist du? Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Ich habe schon fünfmal versucht, dich zu erreichen. Geht es dir gut?"

Oh nein – ich starrte kurz auf das Display. Mehrere Anrufe in Abwesenheit.

„Ich...ähhh...ja, alles gut. Habe gestern nur zu viel getrunken. Bin in spätestens einer Stunde bei euch, dann können wir zu Mimi fahren, ok?"

„Wo bist du denn?"

„Gleich unterwegs, bis dann!", und beendete das Gespräch.

Dass ich die Nacht hier verbracht hatte, musste sie nicht wissen.
Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel: mehr durchgevögelt kann man dann aber auch wirklich nicht mehr aussehen. In meiner Halsbeuge zeichnete sich ein blauer Fleck ab – er hat mir doch tatsächlich einen Knutschfleck verpasst! Na großartig.
Ich beschloss kurzerhand, hier zu duschen. Till holzte im Nebenzimmer noch immer Wälder ab, somit war ich ungestört.
Ich angelte mir ein Handtuch, drehte die Regendusche schön heiß auf und stellte mich darunter. Ein unbeschreibliches Gefühl. Fast so gut wie Sex...fast!
Shampoo fand ich keines, da benutzte ich einfach das Duschgel, um mir die Haare zu waschen.
Nachdem ich mich von den Seifenresten befreit hatte, stieg ich dampfend aus der Dusche. Im Badezimmer hingen dichte Nebelschwaden, ich grinste und plötzlich kam mir eine Idee.
Auf den angelaufenen Spiegel schrieb ich meine Handynummer, ich trat einen Schritt zurück und begutachtete mein Werk. Mit ein bisschen Glück...aber weiter wollte ich gar nicht denken. Es war ein schönes Abenteuer gewesen, nicht mehr.

Ich trocknete meine Haare so gut es ohne Fön eben ging, schlang das Badetuch um meinen Körper, schnappte mein Handy und trat hinaus ins Zimmer.

„Guten Morgen, Kleine", gähnte Till und musterte mein Outfit. Er lümmelte im Bett und schmunzelte. Die Decke war bis knapp unter seinem Nabel zurückgeschlagen. Ich konnte den Blick nicht abwenden. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Wieso musste ich gerade heute am Vormittag was vorhaben?

„Ich wollte dich nicht wecken," ich hielt mein Handy hoch, „aber meine Oma hätte schon fast einen Suchtrupp losgeschickt. Muss leider los.", seufzte ich.

„Oh je, die grausame Realität."
Unbeeindruckt stand er auf und kam auf mich zu. Oh Mann... ich schluckte und starrte ihn an. Till blieb vor mir stehen, sein bestes Stück in voller Pracht. Ich war wie festgefroren.
Er strich mir die Haare zurück, begutachtete den blauen Fleck an meinem Hals.
Dann hob er mein Kinn an und ein intensives Blickgefecht entbrannte zwischen uns. Ich verlor mich in seinen Augen und hasste mich gleichzeitig dafür, dass er mich so schwach machte. Wie war das nochmal? Ich wollte ihn betteln sehen? Bis jetzt hatte er ja leichtes Spiel mit mir.
Ich spürte seine Lippen auf meinen, seine Zunge tastete sich vor in meinen Mund. Ein leises, gequältes Stöhnen entglitt mir. Er küsste meinen Hals und flüsterte mir heiser ins Ohr: „Schade, dass du jetzt schon gehen musst!", dabei knabberte an meinen Ohrläppchen.

Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt!

„Das ist unfair", presste ich hervor, als er sich wieder meinem Hals widmete und gleichzeitig das Badetuch entfernte. Wie sollte ich diesem Mann widerstehen?
Er hob mich unter Küssen hoch und setzte mich auf dem Tisch hinter mir ab. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte und vergrub mein Gesicht an seinem Hals – küsste ihn, roch ihn.

Schon spürte ich seinen Schwanz in mir, ein Keuchen entkam mir, als er sich nun auch noch an meinen Brüsten zu schaffen machte und wieder begann, an meinem Piercing herumzuspielen.
Die Stöße wurde härter, schneller. Ich legte den Kopf in den Nacken und drängte mich ihm noch mehr entgegen- Kurz bevor ich zum Höhepunkt kommen konnte, zog er sich hastig zurück und spritzte mir unter leisem Stöhnen auf den Bauch.

Ich zog ihn an mich und küsste ihn leidenschaftlich.

„Tut mir leid, Gummis waren aus...", presste er zwischen den Küssen hervor. „Ich mach dich gleich sauber."

„Lass mal...", grinste ich und, in sein überraschtes Gesicht blickend, fuhr mit zwei Fingern über meinen Bauch, sammelte seinen Saft auf und leckte ihn ab.

Ein tiefes Brummen entwich seiner Kehle, dann kniete er vor mir und kurze Zeit später brachte er mich mit seiner Zunge zum Orgasmus. Ich krallte mich in seiner Schulter fest, erst als er mich sanft vom Tisch hob und aufs Bett setzte, ließ ich los.

So saßen wir einige Minuten schweigend da, meine Beine über Tills Schoß gelegt, mein Kopf auf seiner Schulter. Er streichelte meine Schenkel.

Seufz.
„Ich muss jetzt wirklich los."

„Mhm."

Von seinem Schoß rutschend, sammelte ich mein Gewand ein und verschwand im Badezimmer. Für nochmal duschen blieb leider keine Zeit mehr. Ich machte mich fertig, band die Haare zusammen und hastete wieder zurück zu Till.
Dieser hatte sich Shorts und ein T-Shirt angezogen, lehnte am Balkon und rauchte eine Zigarette.
Er blickte mich an, schwieg aber. Ich trat zu ihm und hauchte einen Kuss auf seine Wange.
„Ciao, mein Großer".
Dann drehte ich mich um und verließ schnell das Zimmer, ohne nochmal zurück zu schauen.

Es war eine schöne Nacht, nicht mehr. Mehr, als ich je zu träumen gewagt hatte.
Und jetzt war es Zeit, wieder ins „normale" Leben zurück zu kehren.

Ich startete mein Auto, Tills Stimme plärrte aus den Boxen: Ach so gern. Ich drehte das Radio ab und atmete tief durch. Das schöne Gefühl der letzten Nacht war verschwunden. Zurück blieb eine eigenartige Leere, mit der ich nichts anzufangen wusste.


DahoamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt