Hand in Hand schlenderten wir hinaus, am Steg vorbei und liefen gemütlich auf dem Sandstreifen am Ufer entlang. Ich sog die Stille und den Duft des Waldes in mich ein.
Nach der Seeumrundung ließ ich mich auf dem Steg nieder, während Till seine Angelsachen auspackte und mir zwei Decken und Handschuhe reichte.„Dass du nicht erfrierst, sonst habe ich Erklärungsnotstand bei deiner Großmutter."
„Nicht nur deswegen, denke ich", grinste ich verschmitzt.
Till lachte und warf die Angelschnur aus.
Ich machte es mir auf einer Decke bequem, da der Holzsteg doch empfindlich kalt war und legte mir die Zweite über die Beine.„Welche Fische sind eigentlich hier drin?", wollte ich nach einer Weile wissen.
„Essbare."
„Ha ha...", ich schubste ihn.
„Hey, wenn du mich ins Wasser beförderst, gibt's kein Abendessen", brummte dieser.
Verdutzt sah ich ihn an und konnte den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht ausmachen.
„Du besorgst uns jetzt gerade das Abendessen?"
Ich konnte es nicht ganz glauben.„Das ist der Plan."
„Solange ich nicht kochen muss...", murmelte ich mehr zu mir selbst, doch Till hatte es offenbar gehört.
„Musst du nicht, keine Sorge." Das Lächeln war verschwunden.
Ich wurde rot. Das musste sehr egoistisch geklungen haben, aber alles, was ich einigermaßen an Essbarem zubereiten konnte, waren Lachsfilets in Folie und Palatschinken. Also nichts, womit man angeben konnte und das war mir gerade sehr peinlich.
„Tut mir Leid, das war nicht so gemeint!", entschuldigte ich mich leise, „ich kann nur nicht kochen", fügte ich zähneknirschend hinzu.
Nun erntete ich doch einen überraschten Blick und seine Mundwinkel zuckten kurz, dann widmete er sich wieder seiner Angel.
Auf den See starrend lehnte ich mich, mittlerweile in die Decke gewickelt, an seine Schulter und ließ meine Gedanken schweifen. Immer wieder drangen Fetzen des Traumes von heute Morgen vor mein geistiges Auge. Mit viel Mühe verbannte ich diese in die letzten Gehirnwindungen und versuchte, mit diese schöne Umgebung einzuprägen – ich würde sie ja nicht wieder sehen und so wollte ich jeden Augenblick voll auskosten. Ich lauschte dem Singen der Vögel, betrachtete ein paar Enten, die sich am gegenüberliegenden Ufer aufhielten, spürte die leichte Brise und die Sonne im Gesicht und sah den vereinzelten Wolken verträumt nach und versuchte, darin irgendwelche Formen oder Tiere zu erkennen.
Till atmete ruhig und schwieg - wie jemand so starr und ruhig dasitzen konnte, war mir ein Rätsel. Wie lange wir so verharrten, kann ich nicht sagen, doch plötzlich zuckte er unmerklich zusammen und ich hörte das leise Surren der sich abrollenden Angelschnur. Ich rückte etwas von ihm, um ihm mehr Bewegungsfreiheit zu lassen.
Bedacht hatte Till dem Fisch erst genug Schnur gelassen, um ihm jetzt in aller Ruhe einzuholen. Es sah alles so einfach aus – mit einer scheinbaren Leichtigkeit zog er den zappelnden Fisch aus dem Wasser und ich staunte nicht schlecht über diesem Brocken. Wenn mich nicht alles täuschte war das ein Karpfen. Till zog ein Messer aus seiner Hosentasche und reichte es mir.„Hier, dein Essen muss erlegt werden!", forderte er mich mit ruhiger Stimme auf.
„Ich...habe noch nie einen Fisch...du musst mir zeigen, wie...", stammelte ich.
Er fixierte den Fisch am Steg und zeichnete mit dem Finger eine gedachte Linie von den Kiemen zur Kehle.
„Hier entlang, ein schneller, sauberer Schnitt!"
Till ergriff meine Hand und führte sie. Der Fisch blutete aus und ich hielt meinen ersten, selbst getöteten Fang in Händen.
„Zeigst du mir auch, wie man den ausnimmt?", bat ich.
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Dahoam
FanfictionIn Gedanken versunken beobachtete ich die Gegend, genoss die Sonne und hörte erst viel zu spät den Schotter knirschen, was darauf hindeutete, dass ich gleich Gesellschaft bekommen sollte. Ein genervtes „Geh bitte... echt jetzt?" kam über meine Lippe...