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[Kairi]

Mit geschmeidigen Schritten lief ich die Straße runter in der ich wohnte. Mit gesenktem Kopf und den Händen in den Taschen, bis ich vor meinem Haus stehen blieb.

Ich kramte meine Schlüssel raus und steckte den passenden in das Schloss. Ein letztes Mal atmete ich tief durch bevor ich den Schlüssel umdrehte und die Tür aufschob.

Alle Lichter waren aus, also ging ich davon aus dass alle schliefen. Schnell wollte ich in mein Zimmer, als auf einmal das Licht im Wohnzimmer anging und ich meine Eltern auf der Couch erblickte.

„Oh Gott, endlich bist du da", sagte meine Mutter und stand aus dem Sessel auf, um mich in ihre Arme zu schließen, was ich leicht erwiderte.

Sie löste sich und nahm direkt mein Gesicht in ihre warmen Hände und sah mich besorgt und leicht angepisst an. „Wo warst du??"

„Lass ihn sich doch erstmal hinsetzen", unterbrach mein Vater meine Mutter, welche mit einem seufzen nachgab. Schließlich stand nun auch mein Vater auf, um mich auch in eine Umarmung zu ziehen.

„Keine Angst, ich hab meine Klappe gehalten", flüsterte er mir ins Ohr, worauf ich nur mit einem leisen ,Danke' erwiderte. Mein Vater ließ von mir ab und ich setzte mich direkt zwischen die beiden aufs Sofa.

„Was ist denn überhaupt passiert?", fragte schließlich meine Mutter.

Konnte ich es ihr sagen? Konnte ich es beiden sagen? Dass ich verdammt nochmal Gefühle für meinen besten Freund entwickelt hatte und sie nicht kontrollieren konnte? Dass ich verdammt nochmal fast meine Jungfräulichkeit für ihn abgelegt hätte und mit ihm was am laufen hatte? Hatten wir überhaupt was am laufen?? Noch nichtmal das wusste ich! Meinen ersten Kuss hatte ich an ihn gegeben. Und das erste mal intim werden auch. Zwar nicht so das wir im Bett oder sonst wo gelandet sind, aber das war auch nur wegen Álvaro. Konnte ich ihnen sagen, wie sehr ich Mattia brauchte? Konnte ich ihn sagen wie sehr es geschmerzt hatte, als er dieses verdammte Mädchen geküsst hatte? Konnte ich ihnen sagen wie sehr ich diesem Jubgen verfallen war?

Wie sehr ich
Mattia Polibio
verfallen war?

Nein, konnte ich nicht. Es war zu viel. Es war zu früh. Sie wussten ja noch nicht mal, dass ich gay war... Und wie sollte ich ihnen sagen was Sache war, wenn ich es noch nichtmal selber wusste?

Erst brauchte ich Klarheit. Aber jetzt noch nicht. Ich wollte ihn nicht sehen. Sowas wollte ich mir nicht antun. Ich würde dann auf ihn zugehen, wenn ich bereit war.

Also sah ich bedrückt auf meinen Schoß und meine Mutter verstand sofort. „Wenn du's nicht sagen möchtest ist ok, aber irgendwann muss es raus und du weißt ja, dass du immer mit mir oder deinem Dad reden kannst, richtig?" Ich sah meiner Mutter in die Augen und nickte schwach.

„Gut... Dann lasst uns kurz bei Mattia anrufen und ihm bescheid sagen, dass Kai wieder da ist", sprach sie zu meinem Vater und wollte gerade nach dem Telefon greifen, doch ich hielt ihre Hand fest.

„Tut mir einen Gefallen, und sagt ihm nichts. Und wenn er kommt, sagt ihm ich bin noch nicht da" Verwirrt sahen sie mich an, doch willigten dann nach einer kurzen Pause ein.

„Danke", sprach ich leise und ließ ihre Hand langsam wieder los.
„M-Morgen ist ja auch Schule, also solltest du dich mal langsam bettfertig machen", sagte mein Vater und ich hab beiden noch einen Gutenacht- Kuss, um dann auch schließlich hoch in mein Zimmer zu gehen, mich umzuziehen und dann meine Zähne zu putzen.

Als ich mit meiner Abendroutine fertig war, ließ ich mich seufzend in mein Bett fallen und rollte mich auch kurz darauf wie ein Borrito in meine Bettdecke ein. Ich schloss meine Augen und versuchte zu schlafen, was dann aus irgend einem Grund nicht funktionierte.

Die eine Hälfte von mir wollte schlafen, doch die andere drängte mich dazu wach zu bleiben. Jedoch hatte ich keinen Plan warum, also blieb ich einfach nur so liegen wie ich war und starrte gegen die Decke.

Bestimmt gab es einen Grund.


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theorien bitte 😌

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