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[Kairi]

Heute war der Tag meiner Entlassung. Ich war nur zwei Nächte da geblieben und hatte am zweiten Tag ein Gespräch mit einer Seelsorgerin gehabt. Sie hat dann dem Arzt weitergeleitet, dass der Ausraster eine einmalige Sache war. 

Gerade war es 12.58 Uhr und ich saß auf einem der sechs Stühle, die neben einander an der Wand aufgestellt waren. Sie hatten einen kratzigen dunkelblauen Stoff auf den Sitzflächen und an der Rückenlehne. Die Stuhlbeine jedoch waren aus Metall und schwarz lackiert, sowie die Armlehnen. Der ganze Gang war leer und ab und zu kam eine Krankenschwester vorbei. Die Wände waren weiß und der Fußboden laminiert mit abwechselnd weißen und etwas grauer getönten Rechtecken. Wie immer die stechenden Neon Röhren als Lampen, die ich so sehr verabscheute. 

Ich hatte in zwei Minuten meinen Termin mit meiner Ärztin, bei dem sie entscheiden würde, ob ich heute schon nach hause darf. Ich hatte wieder meine normalen Sachen an und hatte meine Schultasche, die ich an dem Tag der Einlieferung dabei hatte, neben mich gelegt. Meinen Kopf hatte ich erschöpft gegen die Wand hinter mir gelehnt. 

Ich war müde. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so etwas erleben würde. Ich hoffe, dass mir das nie wieder passiert. Genauso wenig Mattia. 

"Cosentino?", wurde ich von einer mehr oder weniger fremden Stimme aus meinen tiefen Gedanken gerissen. Ich schaute auf und erkannte meine Ärztin, welche mich auffordernd anlächelte, also erhob ich mich und griff schnell noch nach meiner Tasche, bevor ich ihr in ihr Büro folgte. 

"Herr Cosentino...", fing sie an und wir setzten uns. Sie las irgendwas in ihrer aufgeschlagenen Akte und ich wartete. Nach einem Moment der unangenehmen Stille blickte sie auf und schlug die Akte wieder zu. Sie legte sie zur Seite und lehnte sich mit ihren Ellbogen als Stütze auf den Tisch und setzte wieder ihr angenehmes und sympathisches Lächeln auf, was wahrscheinlich ihren Patienten Komfort geben sollte. Ich blickte ihr in ihre braun-grünen strahlenden Augen, die von ihren langen natürlichen Wimpern geschmückt waren und war gespannt was sie zu sagen hatte. 

"Wie geht es ihnen denn heute physisch und psychisch?"

"Ich würde behaupten ganz ok. Ich mache mir immer noch Gedanken und bin traurig, aber nicht zu sehr. Schmerzen habe ich eigentlich auch nicht, außer man drückt natürlich auf die blauen Flecken", antwortete ich ehrlich. Sie nickte und schaute kurz auf den Tisch, bevor sie sich wieder an unserem Blickkontakt beteiligte.

"Sie hatten ja an ihrem ersten Tag mit einer Seelsorgerin gesprochen, richtig?". Ich nickte. 

"Super. Sie hat ins Protokoll geschrieben, dass sie ihre Panikattacke für eine einmalige Sache hält. Sie scheinen laut ihr emotional und psychisch sehr stabil zu sein, was etwas sehr schönes ist. Auf mich machen Sie auch einen sehr guten Eindruck. Jedoch möchte ich ihnen etwas anbieten, was ich ihnen sehr empfehlen würde. Kommen Sie bitte noch drei Mal alle zwei Wochen in die Klinik für ein Gespräch mit mir und der Seelsorgerin. Sollten Sie auch irgendwelche Beschwerden oder schwierige Gedanken haben können Sie mich und die Seelsorgerin anrufen. Ich vertraue ihnen, dass sie da keine Quatschanrufe machen. 

Ich würde gerne nochmal nach ihren Verletzungen gucken, wäre das für Sie ok, wenn sie mir nochmal kurz etwas genauer ihre Schläfen und Arme zeigen würden?"

Wieder nickte ich, zog meine Ärmel hoch und streckte ihr meine Arme hin. Sie nahm sie in ihre fragilen Hände und analysierte sie genau. Leicht nickte sie und fragte dann nochmal nach meinen Schläfen. Mit meinen Händen hob ich meine Haare hoch und hielt still. Sie stand auf und lief um den Tisch rum, um einen besseren Blick zu haben. "Könnten Sie bitte nochmal kurz ihren Kopf drehen?". Ich tat wonach sie fragte und hielt dann wieder still. Wieder nickte sie und begab sich zurück auf ihren Platz. 

"Danke Herr Cosentino! Ihre Wunden scheinen gut zu verheilen, was mich sehr freut. Sie hatten ja schon von mir ein Desinfektionsmittel bekommen, was ich Sie auch bitten würde weiterhin zu benutzen, damit einfach keine Bakterien in ihre Wunden eindringen können, so heilt es angenehmer. Wie gesagt, wenn Sie fragen oder Beschwerden haben rufen Sie an. Ich halte sie für stabil und denke sie sind bereit nach Hause zu gehen, also fülle ich ihnen noch schnell ein Formular aus. Ihre Familie freut sich bestimmt schon auf Sie", lächelte sie mich wieder an und widmete sich dann dem Formular. 

Ich war erleichtert. Jedoch hatte ich noch eine Frage. "Wissen Sie wann Mattia Polibio entlassen wird oder wie es ihm geht?", fragte ich schnell. Sie blickte hoch und sagte :"Etwas genaues darf ich ihnen leider nicht sagen, aber was ich sagen kann, ist dass er in kürze bestimmt auch entlassen wird". Ich nickte und seufzte erleichtert. Das kann ja nur heißen, dass es ihm nicht zu schlecht geht. 

Sie gab mir das Formular mit den Visitenkarten und wir verabschiedeten uns. Einiger Maßen glücklich verließ ich ihr Büro und steuerte den Ausgang des Krankenhauses an. Ich war froh, dass sie meine Ärztin war. Sie war sehr nett und sehr, wie kann man sage, menschlich. 

Ich lief zur Krankenhaus Bushaltestelle und das war der Moment in dem mir einfiel, dass ich ja noch zur Schule gehen musste.

........

Hallo friends
ich bin back mit einem neuen chap. ich hoffe es gefällt euch. ausserdem habe ich die letzten beiden chaps auch umgeschrieben, also könnt ihr euch die auch gerne reinziehen. 

ich habe mir endlich ein ende für diese Story überlegt, coming soon :)

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