58 | feuer frei

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58 | FEUER FREI

» Doch Poe ließ sie nicht los. Er würde sie nie loslassen. «

[ P R E S E N T ]

*****

"Ich bin sehr stolz auf dich Nova und auf das, was du bis jetzt erreicht hast und noch erreichen wirst",murmelte Luke, als er neben ihr auf das Loch in das Tor zuging. "Manchmal habe ich mich gefragt, was aus dir hätte werden können, wenn ich dich auch hätte trainieren dürfen und gleichzeitig bin ich erleichtert, dass ich es nicht getan habe."

"Danke, Onkel",erwiderte Nova mit einem schwachen Lächeln. Sie wusste, dass ihr keine Zeit für Fragen blieb, dabei hatte sie so viele.

"Ich weiß, dass du gerne selbst dort hinaus gehen und dich deinen Bruder stellen würdest",fuhr Luke fort. "Aber das ist nicht deine Aufgabe. Das ist nicht dein Kampf."

"Jetzt fängst auch du damit an",Nova runzelte die Stirn und blieb stehen. "Was, wenn nicht das, ist meine Aufgabe?"

"Ich denke, dass wirst du noch früh genug erfahren",Luke zog sie für einen Moment in eine Umarmung. Dann drehte er sich dem Loch zu. "Es ist Zeit für mich. Auf Wiedersehen, Nova."

"Auf Wiedersehen, Onkel Luke",erwiderte sie kleinlaut. Wie ein kleines Kind, das man am ersten Tag in der neuen Schule zurückgelassen hatte, blickte sie sehnsüchtig ihrem Onkel hinterher. Sie wurde erst aus den Gedanken gerissen, als Poe sich ihr vorsichtig von hinten näherte und seine Hände auf ihre Schultern legte.

"Was tut er da? Ist das Luke Skywalker?",fragte er verwirrt und er blickte dem Mann ebenfalls hinterher. Für einen Moment standen sie stumm nebeneinander und beobachteten den Mann, dann zog Poe sie vorsichtig vom Loch weg zu einem Bereich der Mine, bei der ein Fenster eingebaut war. Viele vom Widerstand beobachteten das Geschehen dadurch neugierig, aber Poe und Nova hielten von ihnen Abstand. Er wollte alleine mit ihr reden. "Danke. Wegen der Sache mit Finn. Ich wusste, dass du etwas tun konntest."

"Gerne",erwiderte Nova kaum merklich. Noch immer blickte sie gespannt ihrem Onkel hinterher. Sie schien gar nicht richtig bei der Sache zu sein. Ihre Gedanken widmeten sich nur ihm und Poe nahm sie kaum wahr.

"Ich muss gestehen, ich bin froh, dass nicht du da rausgehen musst",murmelte Poe und strich ihr vorsichtig über die geflochtenen Frisur. Er betrachtete sie nachdenklich von der Seite. Nervös kaute Nova auf ihrer Unterlippe, während sie stumm geradeaus starrte. "Ich weiß, dass du gerne kämpfen würdest, aber ich bin erleichtert, dich bei mir zu wissen."

"Ich weiß",erwiderte Nova nur. Obwohl ihre Antwort recht trocken war, fühlte sich Poe keineswegs abgewiesen oder kalt behandelt. Nova war einfach mit dem Kopf woanders. Aus Instinkt griff sie nach seiner Hand, was ein warmes Gefühl in ihm auslöste. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Doch als aus den Waffen der Erste Ordnung die ersten roten Strahlen schossen und auf den Fleck trafen, auf welchem ihr Onkel stand, schrie Nova so urplötzlich und erschrocken auf, dass ihm beinahe das Blut in den Adern gefror. Poes Arme schlangen sich instinktiv um ihren schlanken Körper, woraufhin sie sich versuchte von ihm loszureißen. Ihre Instinkte sagten ihr nur eines:

Du musst da raus. Du musst ihm helfen.

Aber Poe hielt sie fest. Nova begann zu fluchen und ihn zu beschimpfen, während sich langsam Tränen ihren Weg über ihre Wangen bahnten und sie sich weiterhin in seinen Armen wand, doch Poe ließ sie nicht los. Er würde sie nie loslassen.
Sobald die Geschosse stoppten, stoppte auch Nova. Sie sank zurück in seiner Arme, lehnte sich erschöpft gegen ihn und beobachtete stumm den in Rauch eingefüllten Ort, an dem ihr Onkel bis eben gestanden hatte. Noch immer weinte sie und ihre Lippen bebten, doch sie war verstummt und machte keine Anstalt mehr zu Gehen. Poe lockerte seinen Griff. Noch immer hielt er sie, aber diesmal hielt er sie nicht zurück, sondern fest. Er wusste genau, was sie gerade durchmachte. Erneut hatte sie gerade erst einen geliebten Menschen zurückbekommen und er wurde ihr sofort wieder genommen. Das war schon das zweite Mal in Folge.

"Dieser verfluchte Feigling",wisperte sie mehr zu sich selbst, als zu Poe. Die Hände zu Fäusten geballt stand sie dort und beobachtete das Geschehen. Doch dann stahl sich ein Grinsen auf ihre Lippen. Sie beruhigte sich sofort, die Tränen waren vergangen. Kaum war der Moment an Hysterie vergangen, konnte sie wieder klar spüren. Ihr Onkel war noch da.
"Er lebt."

Doch rote Rauch legte sich. Luke stand noch immer aufrecht da. Er lebte. Er war noch dort.

Finn, der die Gelegenheit nutze und sich selbst unterdessen wieder durch das Loch in die Mine schleppte, fiel vor Erschöpfung auf die Knie. Amaraa, die auf seine Rückkehr gewartet hatte, rief sofort nach einem Sanitäter und kniete sich vor den Widerstandskämpfer.

"Geht es dir gut? Deine Bruchlandung, sah ganz schön beschissen aus",fragte sie vorsichtig und musterte ihn. Er war offensichtlich verwundet, aber nicht allzu sehr.

"Wo ist Nova?",war alles, was Finn erwiderte. "Ich will ihr den Hals umdrehen."

"Nova steht irgendwo dahinten heulend in Damerons Armen. Vielleicht ist dafür jetzt gerade nicht ganz der richtige Moment",antworteten Amaraa sarkastisch. "Wieso überhaupt?"

"Sie hat mich mit der Macht dazu gebracht, dass ich abdrehe. Wäre es nach mir gegangen, dann hätte ich es nicht getan",erklärte Finn keuchend. Er schien wirklich sehr erschöpft.

"Dann solltest du ihr vielleicht eher danken, du Vollidiot",Amaraa riss empört den Mund auf und boxte ihm gegen den Arm, woraufhin Finn, der an genau dieser Stelle verwundet war, laut schrie. Erschrocken zuckte sie zurück. "Oh verdammt, entschuldige!"

"Dafür soll ich mich bedanken, hm?",fragte Finn, der erleichtert aufblickte, als endlich ein Sanitäter angerannt kam.

"Ohne sie, wärst du jetzt tot",Amaraa ließ sich auf ihren Hintern plumpsen und schüttelte fassungslos den Kopf. "Du bist wirklich bescheuert, Finn."

"Ich hätte das Geschütz zerstört",erwiderte er verwirrt. "Wie kannst du dagegen sein?"

"Es gibt andere Wege als solche, Finn",antwortete Amaraa und fuhr sich übers Gesicht. Sie wirkte unfassbar müde. "Es gibt immer andere Wege."

"Bist du dir sicher? Momentan sieht unsere Situation recht ausweglos aus",murrte Finn, ehe er Amaraa vorsichtig musterte. Sie nahm die Hände und musterte ihn ebenfalls. Für einen Moment blieben beide stumm sitzen, bis der Sanitäter die wichtigsten Wunden verarztet hatte und wieder verschwand.

"Ich bin einfach nur froh, dass du noch am Leben bist",gab Amaraa dann leise zu. Finn schenkte ihr ein kleines, müdes Lächeln.

"Ich auch."

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