59 | GRAUZONE
» Nova würde ihren Weg bald finden. «
[ P R E S E N T ]
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Angespannt beobachtete Nova, wie ihr Bruder sich ihrem Onkel näherte.
"Wir sollten ihm helfen",murmelte Finn nervös, doch Nova schüttelte den Kopf.
"Nein",war alles, was sie antwortete. Ihre Stimme klang fest und überzeugt und ihr Blick schien ernst, trotz ihrer geröteten Nase und Augen. "Er hält ihn nur hin. Luke wusste, dass Kylo Ren sich einen direkt mit ihm nie entgehen lassen würde."
"Aber wofür will er Zeit schinden? Wir stecken hier fest",Amaraa, die zwischen Finn und Kaydel stand, blickte verwirrt zu Nova.
"Es muss einen andere Weg hinaus geben und Luke weiß das",antwortete Nova. C3PO eilte ihr aufgeregt entgegen.
"Miss Organa, es gibt die Möglichkeit, dass ein natürlicher, nicht verzeichneter Ausweg existiert. Aber diese Einrichtung ist ein Irrgarten von endlosen Tunnel. Die Chance, einen Ausgang zu finden, liegt bei 15.428 zu-"
"Danke, 3PO. Sehr ermutigend",murmelte Nova sarkastisch. Sie drehte sich von dem Loch in Tor weg und ging ein paar Schritte in die Mine rein. Stille traf ein. Niemand sprach ein Wort. Außer der regelmäßigen Atmung ihrer Mitmenschen, hörte Nova nichts. "Hört ihr das?"
Die anderen warfen ihr einen verwirrt Blick zu. Finn, Amaraa und Jess sah alle irritiert zu Nova, dann zu Poe, der hinter ihr stand. Ganz langsam und vorsichtig tippte sich Jess an die Stirn und ihr Mund formte die Worte: Deine Freundin hat einen Knall.
"Kleine, du drehst durch-",begann Poe vorsichtig, doch Nova hob sofort die Hand um ihn zum schweigen zu bringen.
"Klappe, Dameron",murmelte sie.
"Oh, Miss Organa!",rief C3PO beinahe erfreut auf. "Meine auditiven Sensoren erfassen nicht länger-"
"Danke, 3PO",rief Nova erneut auf und gab dem goldenen Droiden ein erfreutes High-five, was ihn nur verwirrte. "Diese funkelnden Füchse sind weg, was bedeutet, dass es einen Hinterausgang geben muss."
Nova lief ein paar weitere Schritte in die Mine und entdeckte einen letzten Fuchs in der Ferne. Er blickte sie kurz an und lief dann weiter hinein, als wollte er ihr zeigen, wo es hinaus ging. Wie ein glückliches Kleinkind drehte Nova sich zu den anderen Widerstandskämpfern um.
"Folgt mir! Wir müssen diesem Fuchs hinterher!"
Ohne zu zögern folgten ihr alle andere. Einschließlich ihrer Mutter. Die Tunnel waren tatsächlich endlos lang und ein Irrgarten, genau wie 3PO gesagt hatte. Nova eilte voraus, dem letzten Funkelfuchs dicht auf den Fersen. Noch immer spürte sie Kylo Rens Präsenz, doch er war immer weiter entfernt von ihr. Sie spürte seine Wut. Seit Luke's Ankunft war sie um einiges gewachsen.
Auch Nova, das war ihr bewusst geworden, war in letzter Zeit mit viel Wut gefüllt gewesen. Immer und immer wieder war sie sauer auf irgendwen, wegen irgendwas gewesen und hatte Hass verspürt. Doch nicht jetzt. Jetzt spürte sie nur Hoffnung. Bald würde alles besser werden. Das Gute würde über das Böse siegen. Alles würde sich zum Guten wenden.
Nova hatte wieder Hoffnung. In den Widerstand und in sich selbst. Tief in sich drin wusste sie, dass sie ihre Bestimmung bald finden würde. Das, wovon ihre Mutter und Luke gesprochen hatten, würde sich ihr bald offenbaren. Nova würde ihren Weg bald finden.Und Ben? Zwischenzeitlich hatte Nova geglaubt, Rey könnte ihn retten. Sie hatte ihr ganzes Vertrauen in ihre Freundin gelegt und gehofft und gebetet, dass er wieder der alte Ben werden würde. Doch nun war er hier und kämpfte gegen ihren Onkel, wutentbrannt.
Nova war sich nicht sicher, ob es für ihn tatsächlich noch Rettung gab, aber sie hoffte.Poe war ihr dicht auf den Fersen. Gleich hinter ihm Jess, Amaraa und Finn. Und hinter ihnen der mickrige Rest des Widerstands.
Doch dann stoppten sie abrupt. Poe rannte beinahe in Nova rein, als sie urplötzlich stehen blieb.
"Nein, nein, nein, nein!",rief er erschrocken. Der letzte Fuchs verschwand hinter einer Wand aus heruntergefallenen Felsbrocken, die einen Ausgang verschlossen. Nova starrte die Steine an.
Nein. Sie würde sich sicherlich nicht von einem Haufen Steinen aufhalten lassen. Sie würden nicht aufgrund eines Haufen Steine geschlagen werden. Ein Funke erlischt nicht aufgrund von einem Stein. Ein Funke kann allerdings von einem Stein geschaffen werden.
Nova spürte Reys Präsenz auf der anderen Seite der Steine. Sie wusste genau, was sie zu tun hatte. Sie würde den Trick anwenden, den ihrer Bruder immer bei ihr anwendete.
Rey, kannst du mich hören?, fragte sie vorsichtig.
Ihr Geist stupste sanft an den ihrer Freundin. Sie wollte sie nicht erschrecken oder ihr Angst machen.
Klar und deutlich. Ihr seid auf der anderen Seite eingesperrt, nicht wahr?
Ja. Ich bin froh, dass du da bist. Ich weiß nicht, ob ich das alleine schaffen kann, ich hab sowas noch nie in dem Ausmaß gemacht. Das sind eine Menge Steine., erwiderte Nova.
Wir schaffen das schon. Zusammen.
"Steine schweben lassen. Wie früher",murmelte Nova gelassen vor sich hin. Sie trat einen Schritt näher an die Steine heran, lockerte ihre Schulter und schüttelte die Hände aus. "Vielleicht war das Meditieren bei Onkel Luke ja doch für etwas gut."
Nova spürte die Macht. Das Licht und die Dunkelheit. Alle beide waren da, alle beide zogen an ihr gleichermaßen. Sie wusste, mit welcher Seite Rey die Steine anheben wollte und sie wusste auch, mit welche Seite ihr Bruder gegen ihren Onkel kämpfte. Doch das half ihr nicht dabei zu wissen, welche Seite sie nutzen sollte. Beide Seiten riefen nach ihr und beide Seiten hatten ihr vor und ihre Nachteile. Beide Seiten waren seit einer Ewigkeit in einen Krieg gegeneinander verwickelt. Und ein innerer Krieg herrschte seit ihrer Geburt in Nova.
Ben hatte sie schwach genannt, weil sie sich nie zu hundert Prozent zu der Hellen Seite der Macht bekannt hatte. Nova hatte zwar immer an der Seite des Widerstands gekämpft, doch nie hatte sie sich wirklich für diese Seite der Macht entschieden. Die Dunkle Seite rief weiterhin nach ihr, zerrte an ihr und drohte, sie zu verführen. Doch Nova war ihr nie verfallen.
Sie kämpfte vielleicht an der Seite des Widerstands, doch was die Macht betraf, hatte sie sich nie entschieden. Es gab keine "richtige" Seite für sie, denn in ihr waren beide Seiten. Lange hatte Nova innerlich mit sich gerangen. Sie hatte sich eingeredet, sie müsse sich für die Helle Seite entscheiden. Aber musste sie das wirklich? Gab es vielleicht einen anderen Weg.
In dem Moment, als Nova von der Macht gebraucht machte und den ersten Stein anhob, erkannte sie, dass es einen anderen Weg gab. Sie musste sich nicht für eine Seite der Macht entscheiden. Sie wählte das Gleichgewicht. Nova war mit beiden Seiten verbunden. Mit der Dunklen und der Hellen. Beide Seiten waren gleichermaßen in ihr vertreten, sie konnte beide Seiten nutzen. Das begriff sie, als sie weiter Steine anhob. Für einen Moment schien es Ausgewogenheit zu herrschen.
Rey nutze die Helle Seite.
Ben nutze die Dunkle Seite.
Nova nutze beide Seiten.Nova realisierte es endlich. Sie war nicht hell. Sie war auch nicht dunkel. Sie befand sich in der Grauzone, irgendwo dazwischen.
Nova war beides.
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NOVA
FanfictionIm Laufe der Zeit verändern sich Menschen. Aufgrund der Dinge die geschehen, der Menschen, auf die sie treffen und der Erfahrungen, die sie machen. So muss auch Nova Organa lernen, dass die Galaxie, in der sie lebt, nicht mehr diesselbe ist, wie si...