44 | der kleine pilot

87 6 4
                                    

44 | DER KLEINE PILOT

» Er war fest davon überzeugt, irgendwann würde er so werden wie sein Dad. «

[ M A N Y  Y E A R S  A G O ]

*****

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen beobachtete Shara Bey ihren kleinen Sohn. Seelenruhig schlief er auf dem Sofa, ein kleines Lächeln zierte sein Gesicht.

Poe war ihr ein und alles. Sie liebte ihren Sohn mehr als alles andere auf der Welt. Der Gedanke daran, dass sie irgendwann von ihm getrennt sein würde, war unerträglich für sie.

Doch das Unvorstellbare war erschreckend nahe. Vor weniger Zeit erst wurde Shara eine unheilbare, sehr schwere Krankheit diagnostiziert, die ihr schon bald das Leben nehmen würde. Sie hatte nicht mehr viel Zeit mit ihrem Sohn. Mit jedem Tag, der verstrich, spürte sie, wie der Tod näher kam. Aber ein wenig musste sie noch durchhalten. 4 Monate, mindestens.

Poe hatte sie davon nichts erzählt, sie wollte nicht, dass sich ihr Sohn Sorgen um sie machte. Sie wollte ihre letzte Zeit mit ihm genießen, ohne wie ein Porzellanpüppchen behandelt zu werden. Das taten schon alle anderen.

Kes eilte in das Wohnzimmer, Besorgnis spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder:"Da bist du ja."

"Ist was passiert?",Shara strich sich eine dunkle Locke aus dem Gesicht und musterte ihre Ehemann besorgt.

"Ich habe gerade eine Nachricht von Leia erhalten",erklärte er und spielte an seinem Ehering herum.
"Sie hat eine Mission geschickt und mich geboten, mich darum zu kümmern. Eigentlich wollte sie sie selber übernehmen, aber ihre Tochter ist krank. Das arme Kind liegt seit Tagen mit Schmerzen und Fieber im Bett."

"Oh Gott",murmelte Shara und warf Poe einen Blick zu. Sie hasste es, wenn ihr Kleiner krank war und sie nichts dagegen tun konnte.
"Ist es was ernstes?"

"Die Ärzte sagen es wäre eine schwere Erkältung",Kes runzelte die Stirn.
"Leia hingegen schreibt, dass es was mit der Macht zu tun hat. Sie hat es mir nicht erklärt, ich hätte es eh nicht verstanden."

Shara nickte und strich Poe ein paar Locken aus dem Gesicht. Dann sah sie wieder zu ihrem Ehemann:"Und jetzt?"

"Ich wollte vorher mit dir sprechen",erklärte Kes und setzte sich seiner Frau gegenüber. Er lächelte leicht und griff nach ihrer Hand.
"Ich wollte dich fragen, ob das für dich in Ordnung ist."

"Natürlich",Shara runzelte die Stirn und sah ihren Mann mit strengen Blick an.
"Wieso sollte es das nicht sein."

"Weil Tatsache ist, dass wir nicht mehr viel Zeit miteinander haben werden",erklärte Kes, sprach leise und warf Poe einem unsicheren Blick zu. Er hatte Angst, dass der Kleine ihn hören könnte.

"Und deshalb brauchst du jetzt meine Erlaubnis?",fragte Shara belustigt.
"Du klingst wir Nash."

"Bloß nicht",Kes Blick verdunkelte sich und er schüttelte den Kopf.
"Ich will nur vorher mit dir geredet haben, nicht einfach wegfliegen. Was, wenn was passiert?"

"Und wenn schon",murrte Shara sauer.
"Wenn es passiert, passiert es. Und wenn, dann wohnt L'ulo gleich nebenan, der kümmert sich um Poe."

"Ich will aber die letzte Zeit mit dir genießen",Kes seufzte leise und strich mit seinem Daumen über ihren Handrücken.

"Mir wird nichts passieren",versprach Shara lächelnd.
"Kümmer du dich um die Mission, du warst seit Wochen nur zuhause. Ich weiß doch, dass du das Fliegen vermisst."

Kes lächelte leicht:"Du kennst mich viel zu gut."

"Nun geh schon",verlangte Shara und lächelte ihren Mann noch ein wenig breitet an. Sie war von Natur aus ein unfassbar schöner Mensch. Die dunklen Locken umzingelten ihr rundes Gesicht, ihre Haut war braun und ihre blassgrünen Augen bildeten dazu einen starken Kontrast. Ihr breites Lächeln auf ihren rosigen Lippen macht sie um einiges schöner. Sie sah jünger aus, als sie war, wobei sie noch nicht mal alt war.

"Du bist ein Engel",Kes fuhr sich grinsend durch die braunen Locken, beugte sich nach vorne und gab seiner Frau einen Kuss. Er sprang auf und warf sich seine Jacke der Green Squadron über und lehnte sich dann zu seinem Sohn.

"Dad?",murmelte dieser verschlafen und musterte seinen Vater durch halb geschlossene Augen.

"Ich flieg auf Mission",erklärte er und drückte seinem Vater einen Kuss auf die Stirn, während er ihm durch die dunklen Locken strich.
"Ich wollte auf Wiedersehen sagen, vermutlich bin ich für ein paar Tage weg."

"Auf Wiedersehen, Dad",nuschelte Poe verschlafen und grinste seinen Vater leicht an.
"Pass auf dich auf."

"Immer doch, Großer",Kes drehte sich wieder zu seiner Frau, die inzwischen ebenfalls vom Sofa aufgestanden war. Mit einem sanften Lächeln beobachtete sie ihren Mann und ihren kleinen Jungen und strich sich über den kleinen Babybauch, der sich in den letzten Wochen gebildet hatte.
Nur noch 4 Monate durchhalten. 4 Monate noch.

"'Mein Kleiner",murmelte Shara.

"Ich bin nicht mehr klein, Mom!",rief Poe sauer, setzte sich aufrecht hier und sah seine Mutter verärgert an.
"Ich bin ganz groß und bald auch ein Pilot und dann geh ich immer mit Dad auf Missionen!"

"Bis dahin dauert es wohl noch ein wenig",Shara lachte und eilte auf ihren Sohn zu, ehe sie ihn auf ihren Arm hievte.
Zusammen folgten sie Kes aus dem Haus und beobachteten, wie er sich bereit zum Abflug machte. Währenddessen schimpfte Poe weiterhin, dass er bereits ein großer Junge sei. Shara konnte nur schwer ernst bleiben, da Poe mit seinem kleinen runden Gesicht einfach zu niedlich aussah.

Gemeinsam winkten sie ihm zu, bis er abhob und nicht mehr in Sichtweite war. Shara ließ ihren kleinen Sohn wieder herunter, er war eigentlich viel zu groß und schwer zum Tragen und zudem war sie viel zu müde dafür.

"Irgendwann werde ich auch ein Held sein, so wie du und Dad und L'ulo",murmelte Poe leise, während er zum dunklen Nachthimmel aufsah und träumte. Er war fest davon überzeugt, irgendwann würde er so werden wie sein Dad. Und nichts und niemand konnte ihn davon abhalten. Schnell warf er seiner Mom wieder einen Blick zu, die ebenfalls verträumt in den Himmel starrte und darüber nachdachte, was ein Glück sie doch gehabt hat.
Ihr Leben dauert zwar nicht mehr lange, aber bis zu diesem Zeitpunkt war es gut gewesen. Sie hatten im Krieg gegen das Imperium gewonnen, sie hatte ihren Mann kennengelernt und viele gute Freunde gefunden und sie hatte einen wunderbaren Sohn, der sie neugierig anstarrte.
"Mom, wann kommt mein Bruder endlich auf die Welt?"

"Bald, mein Kleiner",lächelnd strich Shara ihrem Sohn über die dunklen Locken.

"Ich will nicht mehr warten",murrte Poe beleidigt.
"Ich will endlich mit ihm spielen!"

"Bald",wiederholte Shara ihre Worte.
"Ich verspreche es dir."

NOVAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt