Kapitel 48

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Samu's Sicht

Die Zeit bis zum Abflug kam mir wie eine verdammte Ewigkeit vor.
Die Jungs waren gut drauf und voller Vorfreude, weil sie in ein paar Stunden endlich wieder zu Hause sein würden.
Bei mir sah das leider etwas anders aus.

Ich fühlte mich kraftlos und emotional ausgelaugt. So als wäre ich einen verdammten Marathon gelaufen.
Ich freute mich nicht sonderlich darauf, schon bald wieder in Helsinki zu sein, denn das bedeutete, dass ich tausende Kilometer von der Frau entfernt war, in die ich mich in den vergangenen Wochen Hals über Kopf verliebt hatte.

Obwohl seit unserem Abschied am Hotel nicht mal 2 Stunden vergangen waren, vermisste ich sie schon jetzt schmerzlich.

Ich wusste, dass ich sie nicht mehr ständig um mich haben würde.
Dass ich nicht mehr ständig in ihre schönen blauen Augen schauen und ihr strahlendes Lächeln bewundern konnte.
Das alles fehlte mir schon jetzt und versetzte mir einen schmerzhaften Stich.

Noch mehr beunruhigte mich allerdings der Gedanke daran, dass sie schon bald wieder bei diesem Typen war.
Ich glaube sein Name ist Mike.
Ich hatte nie mit ihr darüber geredet.
Dass es da einen Mann in ihrem Leben gab, wusste ich eigentlich nur von Osmo.
Laura hatte sich ihm mehrfach anvertraut und ihm ihr Herz ausgeschüttet.
Zwischen uns war ihre Beziehung so etwas wie ein unausgesprochenes Geheimnis gewesen.
Sie wusste zwar, dass ich davon wusste, aber wir hatten nie wirklich darüber gesprochen.

Offensichtlich war sie mit ihm aber schon seit längerer Zeit nicht mehr glücklich.
Ich vertraute Laura, als sie mir sagte, dass sie Gefühle für mich hat.
Natürlich hatte ich das auch gespürt. Sowas konnte man einfach nicht spielen.

Sie hatte sogar gesagt, dass sie mich liebt und mir dabei tief in die Augen gesehen.
Trotzdem machte es den Anschein, als wäre sie nicht bereit, das alles hinter sich zu lassen, um uns eine ernsthafte Chance zu geben.

Ihre Worte hatten oft wie ein Abschied geklungen.
So als wollte sie mich, und vielleicht auch sich selbst, von Anfang an darauf vorbereiten, dass das mit uns wieder vorbei war, sobald die Tour endete.
Allein beim Gedanken daran, zog sich etwas in mir schmerzlich zusammen und ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus.

Ich hatte Angst.
Angst davor, dass ich Laura nie wiedersehen würde.
Angst davor, dass sie mich und damit wahrscheinlich auch alle Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, einfach aus ihrem Leben verbannen würde.

"Komm Samu!", murmelte Osmo und tätschelte meine Schulter.
Er blickte mitfühlend auf mich herab und deutete dann in Richtung Flugzeug.
Das Boarding begann.
Es war an der Zeit, in meine Heimat zurückzukehren.
Ich konnte mich nicht erinnern, dass meine Freude darüber jemals so gering gewesen war, wie an diesem Tag.
Widerwillig folgte ich Osmo, Riku, Sami, Raul und den anderen Passagieren durch den langen Tunnel, der uns zur FinnAir Maschine führte.

Ich verstaute mein Handgepäck in dem kleinen Fach über unserer Sitzreihe und ließ mich dann auf meinen Platz am Fenster fallen.
Osmo setzte sich neben mich, doch ich schnappte mir meine Kopfhörer und schaltete die Musik ein, bevor er anfangen konnte, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
Ich wollte nicht reden.
Ich wollte auch kein Mitleid.
In diesem Moment wollte ich einfach nur meine Ruhe haben.

On tour with a rockstar / Samu & LauraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt