Kapitel 57

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Laura's Sicht

Das war definitiv nicht mein Tag.
Als ich schuldbewusst meinen Blick auf die Person vor mir richtete, die ich gerade ausversehen angerempelt hatte, blieb fast mein Herz stehen.
Samu.
Er war hier und stand direkt vor mir.

"Samu", flüsterte ich wie in Trance.
Sein Blick war ungläubig und mit Millionen Fragezeichen versehen, doch er hielt mich gefangen.

"Laura", flüsterte er und die Art, wie er meinen Namen aussprach, ließ mich erschaudern.
Einen Moment lang fühlte es sich an, als würde ich das alles nur träumen.
Die Situation war total surreal.
Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, Samu jemals wiederzusehen, doch jetzt war er hier und stand direkt vor mir.

Angestrengt versuchte ich den Instinkt zu unterdrücken, meine Hände auf seine muskulöse Brust zu legen und mich an ihn zu schmiegen.
Das hatte ich damals oft getan, denn ich hatte es geliebt, seinen kräftigen Körper an meinem zu spüren, seinen markanten Duft einzuatmen und von seinen starken Armen gehalten zu werden.

Wie sehr ich das in der vergangenen Zeit vermisst hatte...

Ich hatte mich damals Hals über Kopf in Samu verliebt, doch mein Verhalten hat vieles kaputt gemacht.
Das konnte ich in seinen Augen und an der Art, wie er mich ansah, erkennen.
Sein Blick war voller Unsicherheit und Schmerz.
Verständlicherweise.

Mein Verhalten war total bescheuert gewesen und mir war durchaus bewusst, dass ich ihn damit verletzt hatte.
Doch es war die richtige Entscheidung.
Ihn zu ignorieren und aus meinem Leben zu streichen, hatte mir geholfen, Mauern um mich herum zu errichten.
Ich wollte mich davor schützen, verletzt zu werden, denn eine gemeinsame Zukunft mit ihm war undenkbar.

Samu sah gut aus.
Verdammt gut.
Er trug eine Jeans und ein weißes T-Shirt, dass seine muskulösen Schultern verboten gut zur Geltung brachte.
Seine Haare waren etwas länger als bei unserer letzten Begegnung, doch wie gewohnt umrahmte ein lässiger 3-Tage Bart sein markantes Kinn.
Er war einfach perfekt. Noch immer.

"Was machst du hier?", flüsterte Samu und machte einen Schritt auf mich zu.
Mir wurde heiß und kalt zugleich.
Selbst nach fast anderthalb Jahren reagierte mein Körper noch immer so empfindlich auf seine bloße Anwesenheit.

"Ich arbeite hier.", gab ich nervös zurück, während er mich noch immer mit seinem undurchdringlichen Blick fixierte.
Mein Atem ging stoßweise, meine Knie wurden weich und ich spürte wie die Mauern, die ich um mich errichtet hatte, langsam zu bröckeln begannen.
Ich musste dringend von ihm weg.

Dieser Mann stand einfach nur vor mir und sorgte trotzdem dafür, dass meine Gedanken und Gefühle komplett verrückt spielten.
Obwohl ich das gar nicht wollte, fing ich plötzlich an, all meine Entscheidungen in Frage zu stellen.

Schwerfällig löste ich mich von Samus Blick und eilte mit schnellen Schritten an ihm vorbei.

Ich ließ mich auf meinen gepolsterten Schreibtischstuhl sinken und stützte meinen Kopf in meine noch immer schweißnassen Hände.
Glücklicherweise war außer mir sonst niemand im Büro, der sich über meinen Zustand wundern konnte.
Diese Begegnung mit Samu war definitiv zu viel für mich gewesen.
Plötzlich war alles wieder da und traf mich vollkommen unvorbereitet und mit einer extremen Wucht.

Die Gefühle, die Gedanken und all die Erinnerungen, die ich mit diesem Mann verband...

Konzentriert versuchte ich ein paar Mal tief durchzuatmen, um mich wieder zu beruhigen.
In der kommenden Stunde saß ich nahezu regungslos an meinem Schreibtisch und starrte auf den schwarzen Bildschirm meines Computers.
Aus dem Büro meines Chefs, das direkt gegenüber lag, hörte ich gedämpfte Stimmen.
Samu saß dort drin und ich hatte es noch immer nicht richtig realisiert.
Der Mann, den ich so sehr begehrt hatte, nachdem ich vollkommen verrückt gewesen war, dem ich die letzten anderthalb Jahre hinterher geweint hatte, war hier.
Er war einfach hier aufgetaucht.

Er war nach so langer Zeit erneut in mein Leben getreten und als ich ihm gegenübergestanden und in seine tiefblauen Augen geschaut hatte, hatte ich gespürt, dass sich nichts geändert hatte.
Diese beinahe magische Anziehungskraft war noch immer da.

Irgendwann öffnete sich die Tür vom Büro meines Chefs und ich hörte, wie er Mikko und Samu verabschiedete.
Dann kam er zu mir.
"Das war äußerst erfolgreich. Nochmal vielen Dank für deine Hilfe, Laura.", sagte er und lächelte zufrieden.

Samu's Sicht

"Geh schon mal zurück zum Hotel. Ich komme später nach.", sagte ich an Mikko gewandt, woraufhin er mich nur von der Seite musterte, als wäre ich total durchgeknallt.

"Ich muss mit ihr reden.", argumentierte ich energisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
Mikko blickte zu Boden und dann wieder zu mir.
"Okay. Tu was du nicht lassen kannst. Viel Glück, Mann.", sagte er und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, bevor er in den Aufzug stieg.

Ich blieb direkt neben den Aufzügen stehen, denn ich war mir sicher, dass das der einzige Weg nach unten war, den Laura wählen konnte.
Früher oder später würde sie also hier auftauchen.

Ich wartete geduldig und schaute mich aufmerksam um, ob sie irgendwo zwischen den anderen Leuten, die offensichtlich alle im Begriff waren, nach Hause zu gehen, auftauchte.

On tour with a rockstar / Samu & LauraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt