Kapitel 62

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Laura's Sicht

Als wir das Restaurant verließen, strömte mir die Herbstluft entgegen.
Für einen Abend im Oktober war es noch ziemlich warm und es waren dementsprechend viele Menschen auf den Straßen unterwegs.
Genauso wie das Restaurant, in dem wir gegessen hatten, waren auch die umliegenden Kneipen und Bars gut gefüllt.
Das war typisch für einen Freitagabend in Berlin.

Nachdem wir ein paar Schritte gegangen waren und uns etwas vom Trubel entfernt hatten, ergriff Samu meine Hand.
Als ich daraufhin zu ihm hoch sah, schenkte er mir ein herzerwärmendes Lächeln und wir verschränkten unsere Finger miteinander.
Händchenhaltend schlenderten wir die Straße entlang.
Ich wusste nicht, wohin wir gingen, aber das war mir in diesem Moment auch vollkommen egal, denn Samu war bei mir und allein das, machte den Abend perfekt.
Es fühlte sich fast genauso an wie damals.

Jedoch ahnte ich, dass er es nicht einfach dabei belassen und so tun würde, als hätte es die letzten anderthalb Jahre, in denen ich versucht hatte, mich mit aller Kraft gegen meine Gefühle zu wehren, nicht gegeben.
Das war mehr als verständlich, doch ich hatte Angst vor diesem Gespräch, das langsam immer näher zu rücken schien.
Das merkte ich vor allem an Samus Gesichtsausdruck, der zunehmend angespannter wirkte.
Außerdem war er in den letzten Minuten deutlich ruhiger geworden und hatte aufgehört, mich auf diese wunderbare Weise anzulächeln, wenn sich unsere Blicke trafen.
Sein verändertes Verhalten sorgte dafür, dass sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend ausbreitete.
Ich konnte spüren, dass ihn irgendwas beschäftigte und ich war mir ziemlich sicher, dass ich der Grund dafür war.
Irgendwann konnte ich die eisige Stille, die zwischen uns herrschte, nicht mehr ertragen.

"Was ist los mit dir?", fragte ich und meine Schritte wurden langsamer.
Meine Stimme klang heiser und mein Herz klopfte wie wild.
Samu kam neben mir zum Stehen und sah mich zuerst überrascht an, doch dann veränderte sich sein Blick.
Er sah zu Boden und schüttelte stumm den Kopf.

Die Sekunden, in denen wir uns wortlos gegenüberstanden, kamen mir vor, wie eine verdammte Ewigkeit und das schmerzhafte Ziehen in meiner Brust verstärkte sich noch, als Samu mich wieder anschaute.

"Sag etwas!", flüsterte ich und machte einen Schritt auf ihn zu.
Seine Augen weiteten sich und er atmete tief ein. Dann hob er zögernd seine Hände und umfasste damit sanft mein Gesicht.

"Ich weiß nicht, ob das hier eine gute Idee ist, Laura.", flüsterte er.
Er war nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, doch nachdem er diesen Satz gesagt hatte, fühlte es sich an, als hätte er mich gerade kilometerweit von sich gestoßen.
Tränen stiegen mir in die Augen und ich versuchte, sie wegzublinzeln.
"Don't cry.", flüsterte Samu und strich mit seinem rauen Daumen sanft über meine Wange.
"Warum? Warum sagst du sowas?", fragte ich mit zitternder Stimme.

Quälend langsam löste er sich von mir und ergriff wieder meine Hand.
"Gehen wir noch ein Stück?", fragte er und deutete auf den Weg vor uns.
Ich brachte nur ein verwirrtes Nicken zustande und folgte ihm weiter.
Dann begann er endlich zu reden.

"Als du dich damals nicht mehr gemeldet hast... Das hat mir das Herz gebrochen. Ich war am Boden zerstört und zu nichts mehr in der Lage.", sagte er ruhig.
Seine Worten versetzten mir einen Stich.
Ich hatte mir oft ausgemalt, wie es ihm wohl ergangen war, doch so wie er es beschrieb, war es offensichtlich noch viel schlimmer gewesen, als ich es mir jemals vorgestellt hatte.

"Es tut mir so leid, Samu.", flüsterte ich und hatte Mühe, meine Tränen zurückzuhalten.
"Wir können nicht rückgängig machen, was passiert ist. Tu mir nur einen Gefallen."
Er unterbrach seinen Satz, blieb stehen und wandte sich mir zu.
Behutsam umfasste er mein Gesicht wieder mit seinen großen Händen und flüsterte dann: "Spiel nicht mit mir. Sei ehrlich und sag mir, was du wirklich fühlst. Nochmal ertrage ich das nicht."
Seine Worte trafen mich eiskalt.
Es tat unheimlich weh zu wissen, wie sehr ihn das mitgenommen hatte.
Ich allein war Schuld daran, dass dieser starke, selbstbewusste und sonst so fröhliche Mann, am Boden zerstört gewesen war.

"Ich habe meine Entscheidung bereut. Jeden verdammten Tag.", flüsterte ich und eine Träne rollte über meine Wange.
Samu strich sie mit seinem Daumen fort und sein Blick war so intensiv, dass mir heiß und kalt zugleich wurde.
Es kostete mich enorm viel Kraft, nicht ununterbrochen auf seine Lippen zu starren, die nur wenige Zentimeter von meinen entfernt waren.
Ich wollte sie berühren.
Ich wollte ihn schmecken und ihm endlich zeigen, wie ich wirklich für ihn fühlte und, dass er viel mehr für mich war, als er wahrscheinlich vermutete.
Doch der Zeitpunkt war nicht der richtige.
Ich hatte ihn verletzt.
Jetzt war es an ihm, ob er mich nochmal an sich heranließ, oder nicht.
Diesmal war ich mir jedoch ganz sicher, dass er mehr für mich war, als eine kurze Affäre.
Samu war alles was ich wollte und alles was ich brauchte, um glücklich zu sein.

Ich weiß nicht, wie lange wir so da standen und uns anschauten, aber von mir aus hätte der Moment noch viel länger andauern können.

On tour with a rockstar / Samu & LauraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt