Kapitel 55

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Laura's Sicht

In den vergangenen Monaten hatte ich oft darüber nachgedacht, Samu einfach anzurufen oder ihm eine Nachricht zu schreiben.
Jedes Mal wenn ich kurz davor gewesen war, konnte ich das allerdings mit meinem letzten Funken Vernunft noch gerade so verhindern.
Ich wollte nicht, dass er erfuhr, wie verzweifelt ich all die Wochen und Monate gewesen war.
Immerhin war ich selbst Schuld daran, dass das zwischen uns so geendet hatte.

Ob ich es bereute? - Ja, wahrscheinlich schon.
Doch es gab kein zurück.
Ich war auf einem guten Weg, Samu aus meinem Kopf und aus meinem Herz zu verbannen und das sollte auch so weitergehen.
Dass allerdings bald etwas passieren würde, dass mein ganzes Leben wieder gehörig durcheinander wirbelte, erfuhr ich dann einige Wochen später.

Nach einigen ziemlich stressigen Tagen auf der Arbeit, wurde es endlich wieder etwas ruhiger.
Selbst als meine Kollegin Mia ausfiel und ich einen Teil ihrer Aufgaben zusätzlich übernehmen musste, war das arbeitstechnisch kein Problem.

Ich liebte meinen Job und hatte tolle Kollegen, die ich mittlerweile auch zu meinen Freunden zählte.
Selbst mein Chef war ein netter Kerl, auch wenn man das auf den ersten Blick gar nicht unbedingt vermutete.

"Laura, ich brauche nochmal deine Hilfe. Wir haben heute Nachmittag diesen Termin mit dem Manager von Sunrise Avenue. Könntest du die Unterlagen für mich vorbereiten?", fragte er, während er gedankenverloren in einem dicken Ordner blätterte.

Fuck.
Mein Herz setzte für ein paar Schläge aus und ich war unfähig etwas zu antworten.
Plötzlich war ich wie erstarrt.
Meine Kollegin Sarah warf mir einen besorgten Blick zu und formte mit den Lippen ein lautloses "Alles okay?".
"Laura? Ist alles in Ordnung?", fragte mein Chef, mit ebenfalls ziemlich besorgter Miene.

"Klar, das mache ich.", antwortete ich, nachdem ich meine Sprache endlich wiedergefunden hatte.
"Danke.", erwiderte er freundlich und verschwand dann wieder in seinem Büro.

Den restlichen Vormittag stand ich total neben mir.
Er war wieder da.
All diese Erinnerungen an Samu, die ich erfolgreich verdrängt hatte, waren plötzlich wieder da.
Ich hörte noch immer die Worte, die er zu mir gesagt hatte.
Beim Gedanken an seine Berührungen und seine Küsse, breitete sich auch heute noch eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aus.

Was würde ich tun, wenn er wirklich hier auftaucht?
Was würde ich Mikko erzählen, wenn er mich fragte, warum ich Samu so eiskalt abserviert hatte?
Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf umher und das eher geringe Arbeitsaufkommen an diesem Tag machte es nicht wirklich besser, denn so hatte ich noch mehr Zeit, um über all das nachzudenken.

"Erzählst du mir jetzt, was vorhin los war?", ertönte plötzlich Sarahs Stimme hinter mir und riss mich aus meinen Gedanken.
Eigentlich wäre ein Gespräch mit ihr eine willkommene Ablenkung gewesen.
Allerdings nicht, wenn es um Samu oder meine Beziehung zu Sunrise Avenue ging.

Wir aßen gemeinsam zu Mittag. Besser gesagt, sie aß zu Mittag.
Ich rührte nur in meinem Müsli umher, denn ich bekam einfach keinen Bissen herunter.
"Irgendwas stimmt doch mit dir nicht.", sagte sie besorgt und ergriff meine Hand.

Ich war absolut nicht stolz darauf, dass ich ausgerechnet eine Affäre mit Samu Haber gehabt hatte und normalerweise erzählte ich das auch niemandem.
Die einzige Person in meinem Umkreis, die davon wusste, war meine Schwester Nina.

In diesem Moment hatte ich allerdings das Gefühl als bräuchte ich jemanden, der mir hier vor Ort beistand, falls Samu wirklich auftauchen sollte.
Ich kannte Sarah mittlerweile sehr gut. Wir verbrachten auch privat oft Zeit miteinander und ich vertraute ihr.

"Okay. Kein Wort. Zu niemandem. Verstanden?", flüsterte ich angespannt.
"Natürlich nicht. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.", antwortete sie und hielt meine Hände, die eiskalt geworden waren.

"Ich war letztes Jahr mit Sunrise Avenue auf Tour. Bevor ich hier angefangen habe. Ich hab nach meinem Studium quasi ein Praktikum bei ihnen gemacht.", sagte ich und versuchte ihre Reaktion auf ihrem Gesicht abzulesen.
Doch es passierte nichts unerwartetes.

"Was ist daran schlimm?", fragte sie schulterzuckend.
Ich grübelte eine Weile.
Schließlich konnte ich mich dann doch dazu durchringen, ihr davon zu erzählen, denn ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen.
"Ich hatte was mit....", begann ich meinen Satz, doch Sarah unterbrach mich.
"Nein! Nicht dein Ernst?", fragte sie entsetzt, mit weit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund.
Ich schluckte schwer und war wieder wie verstummt.

"Sag nicht, du hattest was mit diesem heißen Kerl?", flüsterte sie schockiert und drückte meine Hände fester.
"Hmm.", murmelte ich und nickte nur.
"Wow. Beeindruckend. So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt.", sagte sie grinsend und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
Sarah musterte mich eindringlich.

"Wie ist er so im Bett? Ich meine, der Typ ist ja schon verdammt heiß. Da werde ich gleich neidisch.", schwärmte sie und zwinkerte mir zu.
"Das erzähle ich dir ein anderes Mal.", antwortete ich angespannt, um das Thema irgendwie zu beenden.
Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie sich seine Hände auf meinem Körper angefühlt hatte oder wie es sich angefühlt hatte, leidenschaftlich und besitzergreifend von ihm geliebt zu werden.
Und erst recht wollte ich nicht darüber reden.

Ich stand auf, schnappte mir meine Dose mit dem Müsli, dass ich noch immer nicht angerührt hatte, und ging zurück an meinen Schreibtisch.
Sarah folgte mir wenig später und grinste noch immer breit.

On tour with a rockstar / Samu & LauraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt