Harry
Mein Gehirn hatte einen Totalausfall. Ich konnte es nicht fassen. Draco hatte mich gerade geküsst. Es klang so absurd. Und das war es auch. Draco... Draco Malfoy... Er kam so schnell auf mich zu, dass ich überhaupt nicht reagieren konnte. Hätte ich reagiert, dann hätte ich ihn wahrscheinlich weggeschubst. Aber was bedeutete dieses Kribbeln? Überall. In den Lippen. Im Nacken und überall wo mich sein Körper berührt hatte? Ich hatte nie das Gefühl, dass ich vielleicht auf Männer stehen könnte. Aber dieses Kribbeln hatte ich auch noch nie. Ich war doch nicht verliebt in Draco. Oder? Müsste man das nicht merken?
Er stand mir gegenüber und lief langsam rückwärts. Er wartete offensichtlich auf eine Reaktion. Aber für welche war ich bereit? Langsam machte sich Enttäuschung auf Dracos Gesicht breit. Er lief noch immer rückwärts, aber seine Schritte wurden schneller. Bis er sich schließlich komplett umdrehte und davon lief.
„Draco!", rief ich, aber da konnte ich ihn schon nicht mehr sehen.
„Warte!.... Bleib stehen!", schrie ich ihm schon fast hinterher. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis sich meine Füße in Bewegung setzten. Als ich am Gang ankam, in dem die ganzen Tische standen, entdeckte ich ihn. Er hatte sich mit dem Rücken zu mir auf einen Tisch gestützt.
„Draco...", sagte ich leise. So leise, dass ich mir nicht einmal sicher war, ob er mich überhaupt hörte. Langsam ging ich auf ihn zu. Jetzt war ich mir sicher was ich machen sollte. Mein Herz schlug fest gegen meine Brust. Ich wurde immer schneller, bis ich endlich bei ihm ankam. Mit der linken Hand drehte ich ihn zu mir um. Die rechte legte sich automatisch in seinen Nacken, während die Linke wiederum seinen Rücken hinab wanderte und ich ihn an mich ziehen konnte. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine. Es dauerte einen kleinen Moment, bis er den Kuss erwiderte. Ich spürte seine Hände auf meiner Taille. Er zog mich dichter an sich heran, obwohl jetzt schon kein Blatt mehr zwischen uns passte. Der Kuss wurde leidenschaftlicher. Draco, der rückwärts bereits gegen den Tisch stieß, drückte mich von sich weg. Wir sahen uns einen kurzen Moment tief in die Augen, als er mich mit seinem eigenen Körper erneut gegen die Wand drängte und wieder begann, mich zu küssen. Meine Hand wanderte seinen Hinterkopf entlang und fuhr ihm durch die Haare. Draco hatte seine Hände beide auf meiner Hüfte liegen.
Irgendwann musste ich ihn von mir weg drückten. Er stand nun ungefähr einen Meter weit entfernt und wir starrten uns an.
„Draco?", sagte ich irgendwann ohne die Augen von ihm zu nehmen.
„Harry?", gab er zurück.
„Was?"
Er schien sich langsam zu fassen und kam näher.
„Ich ehem. Ich konnte nicht anders. Ich hab die ganze Zeit nur daran gedacht und als du eben so aufdringlich wissen wolltest was los ist... Ich konnte einfach nicht anders. Es tut mir leid."
„Wofür entschuldigst du dich? Falls du es nicht gemerkt hast. Ich hab mitgemacht.", grinste ich unsicher. Er schaute mich nachdenklich an.
„Du hast mitgemacht", stellte er erneut fest.
„Ja...", sagte ich leise. „Ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass ich Männer auf diese Weise mögen könnte. Im ersten Moment wollte ich dich auch wegschubsen, aber da kam dieses Gefühl... Es hat sich so gut angefühlt. Das hatte ich noch nie. Mein ganzer Körper hat gekribbelt.", erklärte ich überrascht von mir selbst.
„Ja meiner auch.", gab Draco unsicher zu. Er kam vorsichtig näher, drückte mir nochmal einen Kuss auf die Lippen und sprach weiter: „Harry, was bedeutet das jetzt?"
„Sag du es mir. Du hast mich zuerst geküsst."
„Ja keine Ahnung. Ich hab nicht erwartet, dass du es erwiderst", sagte er leise ohne die Augen von meinen zu lösen. Ich grinste leicht. Er war so unsicher in seinem Handeln.
„Diese Nervosität bin ich ja gar nicht von dir gewohnt...", neckte ich ihn.
„Ich habe gerade einen Mann geküsst von dem ich erstens dachte, dass er nicht auf Männer steht und zweitens, dass er mich nicht leiden kann. Da darf man wohl ein wenig nervös sein."
Ich nahm seine Hand und legte sie mir auf die Brust.
„Mein Herz läuft gerade einen Marathon. Ich habe gerade den Kuss eines Mannes erwidert, der mich 7 Jahre lang nicht leiden konnte... Ich bin auch nervös. Und überwältigt. Ich kenne dieses Gefühl nicht, dass sich gerade in mir ausbreitet. Okay?", gab ich ehrlich zu.
„Okay... Und was heißt das jetzt für uns?", fragte er erneut.
„Keine Ahnung...", ich dachte einen Moment lang nach. „Hör zu. Du hast mich gerade komplett überrumpelt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde ich wäre verliebt in dich...". Er senkte augenblicklich den Kopf.
„Aber... Dieses Gefühl... Ich... möchte es versuchen...und herausfinden was da ist."
„Eine Beziehung?"
„Ja...?"
Er hob den Kopf.
„Du meinst das ernst?", fragte er nochmal nach.
„Ja!", sagte ich mit Nachdruck. Er sagte nichts. Er konnte es wohl nicht realisieren. Aber das konnte ich ja auch noch nicht so richtig.
„Wenn du einen Beweis brauchst....", sagte ich langsam, während ich auf ihn zu ging. Seine Augen fest im Blick. Meine Hände legte ich auf seine Hüfte und küsste ihn schließlich. Langsam und vorsichtig. Dann löste ich mich wieder von ihm.
„Ich kann es nicht fassen.", sagte er während er mir fest in die Augen sah.
„Ja ich auch nicht so ganz. Heute Morgen wusste ich noch nicht, dass ich Männer auch interessant finden könnte."
„Aber wieso denkst du dann, dass du eine Beziehung mit einem Mann führen kann. Wenn du es heute morgen noch nicht wusstest?"
„Ich war über ein Jahr mit einer Frau zusammen und es hat sich niemals so angefühlt wie jetzt.", gab ich zu.
„Du bist verrückter als ich dachte, Harry Potter."
„Und du, Draco Malfoy, profitierst davon, also genieß es einfach.", grinste ich.
„Du hast recht. Ich bin schon still."*Die Schulklingel läutete*
„Die Stunde ist schon rum.", bemerkte Draco.
„Ich schlage vor, dass wir jetzt die restlichen Bücher noch wegräumen und du deine Frisur nochmal richtest, bevor wir irgendwo hingehen. Sieht ziemlich strubbelig aus.", sagte ich und grinste ihn an.
„Dann haben sie ja Ähnlichkeit mit deinen."
„Ja, aber bei mir ist das normal."
Wir räumten zusammen schnell alles ein. Draco versuchte in der Scheibe seine Frisur zu richten was nicht so ganz funktionierte, aber es war okay.
„Ach, Draco?"
„Ja?"
„Es wäre schön, wenn das noch ein bisschen unter uns bleiben könnte. Ich will es erst den anderen erzählen. Das wird ein Schock für sie sein."
„Ja das ist okay.", sagte er, kam auf mich zu und küsste mich nochmal.
„Ich wollte nur sicher gehen", rief er mir zu als er schon fast aus der Bibliothek trat.
„Warte. Was wolltest du sicher gehen?", fragte ich verwirrt.
„Das ich es mir nicht eingebildet habe."
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After war of Wizards
FanfictionNach der Schlacht, kehren einige Hexen und Zauberer zurück, um das 7. Jahr in Hogwarts zu beenden. Doch die Folgen des Krieges sind nicht zu leugnen. Wie geht man als 18-jähriger mit den Folgen um? Und was passiert, wenn mal nicht viel passiert? Sin...