Kapitel 50

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Anna

Am Ende der ersten Stunde hatte Professor Connor mich nochmal zu sich gerufen, um sich zu versichern, dass es mir gut ging. Da Draco auf mich gewartet hatte, konnte er nichts anderes sagen, aber da war ich auch ziemlich froh drum. Ich versuchte mit dem Thema abzuschließen, aber wenn er immer so besorgt nachfragte wie es mir ging, war es nicht leicht ihn zu vergessen.
Außerdem kündigte er an, dass ich den Test, der für Ende der Woche geplant war, mündlich mit ihm bearbeitet musste. Er müsse einschätzen können, woran wir noch arbeiten mussten, sagte er.

Der restliche Tag verlief Ereignislos. Harry hatte mich angemotzt warum ich nicht gesagt hatte, dass ich im Krankenflügel war. Aber bereits eine Minute später machte er sich mehr Sorgen, als mir Vorwürfe zu machen. Draco trug den ganzen Tag meine Tasche und Hermine flocht mit meine Haare, da ich das ja auch nicht konnte. Sie waren alle für mich da.
Professor McGonagall hatte am Abend schon eine Eule zu meinem Dad geschickt, um ihn über den Unfall zu informieren. Seine Antwort bekam ich beim Mittagessen. Er erkundigte sich wie es mir ging und ob er sich Sorgen machen müsste. Harry schrieb aber direkt einen Brief zurück, damit er noch nicht herreisen würde. Zutrauen würde ich es ihm.

Am Abend gingen Draco und ich dann nochmal um Krankenflügel. Er hatte mich den ganzen Tag nicht alleine gelassen.
„Geht es dir wirklich gut?", fragte er als wir die Treppen hinauf stiegen.
„Klar. Es tut weh, aber sonst geht es mir gut."
Er erwiderte nichts mehr darauf. Im Krankenflügel angekommen, sollte ich mich auf eines der Betten setzen. Madame Pomfrey nahm den Gips ab und begutachtete meinen Arm.
„Mrs. Lupin. Ihr Arm heilt leider nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie werden den Gips wahrscheinlich doch noch zwei Wochen tragen müssen. Wenn nicht sogar noch länger. Das müssen wir abwarten.", erklärte sie ruhig. „Aber sie bekommen von mir immer ein Schmerzmittel. Ich bin noch immer der Meinung, dass sie noch nicht in den Unterricht sollten.". Sie zog die Augenbrauen hoch.
„Ich muss. Wir haben bald unsere UTZ's. Ich kann jetzt nicht fehlen."
Sie verzog einen Augenblick das Gesicht, nickte aber dann.
„Na gut. Sie bekommen von mir diesen Saft hier mit."
„Sie meinen den, der nach Putzmittel schmeckt?", sagte ich naserümpfend.
„Ja genau den. Jeden Morgen und jeden Abend eine Kappe voll in ihren Saft und es wird Ihnen besser gehen."
„Oh Ja. Ihr geht es besser.", sagte Draco lachend, aber ich funkelte ihn wütend an.
Madame Pomfrey ignorierte die Aussage und drückte Draco die Flasche in die Hand.
„Warum nimmt er sie?", fragte ich verwirrt.
„Weil Ich weiß welche Wirkung dieser Saft hat und mir es lieber ist, dass ihn jemand anderes aufbewahrt und dosiert."
Mein Arm wurde wieder eingegipst und schließlich entließ sie mich wieder. Draco brachte mich bis zu meinem Gemeinschaftsraum und ging dann mit meiner Flasche die Treppen runter.
Im Schlafsaal angekommen, versuchte ich mich so gut es ging aus meinen Klamotten zu schälen und legte mich schließlich schlafen. Der Saft machte nicht nur lustig, sondern auch müde.

„Anna? Hallo? Du musst aufstehen. Der Unterricht fängt gleich an!"
Ich blinzelte gegen die Sonne. Darin konnte ich verschwommen jemanden erkennen. Es war Milena. Sie war bereits komplett angezogen und hatte ihre Tasche geschultert.
„Wie spät ist es?"
„Ehm. Viertel vor acht.", sagte sie vorwurfsvoll. „Du hast deinen Wecker nicht gehört."
„Wegen dem Putzmittel."
„Was?", sagte sie verwirrt.
„Der Saft gegen die Schmerzen. Macht ziemlich Müde.", sagte ich und stand auf.
„Komm. Ich helfe dir schnell dich anzuziehen."
Eilig tapste ich ins Bad, wusch mich so gut es ging und putze mir die Zähne. Es war alles nicht so leicht mit einer Hand.
Milena half mir meine Uniform anzuziehen und packte meine Tasche. Schließlich ging ich mit ihr zur ersten Stunde. Mit den Hufflepuffs hatten wir Muggelkunde. Professor Smith sprach über die Verwendung von Küchengeräten, jedoch konnte ich mich nicht darauf konzentrieren. Davon abgesehen wusste ich sowieso wie sie funktionierten. Einen Toaster zu bedienen war jetzt nicht wirklich schwer.
Das einzige auf das ich mich konzentrieren konnte, war der pochende Schmerz in meinem Arm. Da ich nicht beim Frühstück war, konnte Draco mir den Saft nicht geben und langsam ließ die Wirkung der letzten Dosis nach.
Quälend langsam ging die Stunde vorüber. Schließlich machte ich mich auf den Weg zum nächsten Fach. Wahrsagen bei Trelawney. Genervt kämpfte ich mit meiner Tasche, die ständig von der Schulter rutschte. Irgendwann zog ich meinen Zauberstab und ließ sie einfach vor mir her schweben.
„Mrs. Lupin?", es klang verdächtig nach Professor Connor.
„Ja, Sir?", fragte ich ruhig und drehte mich zu ihm um.
„Dürfte ich Sie bitte kurz sprechen?"
„Ja. Ich habe aber gleich Unterricht."
„Es geht schnell. Folgen Sie mir bitte.", sagte er und verschwand in der offenen Tür seines Klassenzimmers. Er lehnte sich wie so oft an seinen Pult an und wartete darauf, dass ich mich setzte.
Wie konnte jemand nur so gut aussehen? Er hatte sein Hemd bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und nur eine schwarze Anzugweste darüber. Sein Umhang hing unordentlich über seinem Stuhl. Die braunen Haare fielen ihm ins Gesicht und endeten kurz vor seinen hellbraunen Augen. Abwartend verschränkte er die Arme vor der Brust.
Ich senkte meinen Zauberstab und ließ somit meine Tasche auf den Tisch fallen, an dem ich gerade Platz nahm. Mit zusammengepressten Lippen sah ich ihn an.
„Also. Wie ich Ihnen bereits mitgeteilt habe, müssen wir den Test am Freitag mündlich halten. Sie können nicht schreiben, aber es ist wichtig zu sehen, was wir noch wiederholen müssen für die Prüfung. Wie sieht es aus mit Zaubern?"
„Was meinen Sie?"
„Können Sie auch mit dem linken Arm zaubern?"
„Eh Ja, aber nur leichtes. Schwierigere Zaubersprüche habe ich noch nicht versucht mit links.", erklärte ich.
„Okay. Damit warten wir dann, bis ihr Arm verheilt ist. Aber wir müssen nochmal sehen wie viel Sie praktisch können. Am Freitag ist alles Theoretisch."
Ich nickte knapp. Mein Arm pochte wie verrückt.
„Was ist los?", fragte Professor Connor besorgt.
„Nichts.", gab ich emotionslos zurück.
„Ich sehe doch wie du dein Gesicht verziehst."
Er tat es wieder. Seit dem Ball hatte er mich nicht mehr bei meinem Vornamen genannt. Generell vermied ich es mit ihm alleine zu sein.
„Der Arm?"
Wieder nickte ich.
„Hat Madame Pomfrey dir kein Schmerzmittel gegeben?"
„Doch. Aber ich habe deshalb verschlafen und konnte ihn mir heute morgen nicht holen.", erklärte ich.
„Wo holen?"
„Draco hat ihn."
„Warum das denn?", fragte er verwirrt.
„Madame Pomfrey meinte, dass sie ganz genau wüsste wie er sich auswirkt und deshalb sollte er nicht direkt bei mir sein. Draco soll ihn aufbewahren und dosieren."
„Ehm Okay.", sagte er noch immer leicht verwirrt. „Dann gehen Sie am besten zu ihm und holen sich das Schmerzmittel."
„Ich habe Unterricht.", sagte ich knapp.
„Ich bin mir sicher, dass der Professor das verstehen wird.", sagte er ruhig.
„Kann ich dann gehen? Ich muss noch Draco suchen.", fragte ich leicht gereizt. Es nervte mich, dass er so Fürsorglich war. Er sollte mich besser ignorieren. Dann würde ich auch nicht dieses kribbeln spüren. Es war kein Guten Kribbeln, wenn man den Gefühlen nicht nachgehen konnte. Zögernd nickte er. Schnell stand ich auf und schnappte mir schwungvoll meine Tasche. So schwungvoll, dass sie gegen meinen rechten Arm krachte.
„Verdammte Hühnersuppe!", rief ich schmerzerfüllt. Molly hatte mir mal gesagt, dass es sich nicht gehört Schimpfwörter zu benutzen, weshalb ich mir irgendwann mal angewöhnt hatte „hühnersuppe" zu sagen.
Vor Schmerz stiegen mir die Tränen in die Augen und ich atmete ein paar mal tief durch. Professor Connor kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter. Schnell senkte ich denk Kopf und schloss die Augen.
„Alles Okay?"
„Ja", gab ich so ruhig zurück wie es ging. Und obwohl es nur eine einzige Silbe war konnte ich meine Stimme zittern hören. Er stellte sich vor mich und hob den Kopf an. Meine Träne löste sich und rollte über meine Wange, als ich langsam die Augen öffnete. Er sah besorgt aus. Mit seinem Daumen wischte er sie weg.
„Hey...", flüsterte er. Ihn flüstern zu hören war sogar noch anziehender als seine eh schon tiefe Stimme. Für einen Moment fesselten mich diese braunen Augen, bis er mir schließlich langsam einen Kuss auf den Mund drückte. Mein Kopf war leer. Nicht einen klaren Gedanken konnte ich fassen. Mein Bauch würde jeden Moment explodieren.
Aber wieso tat er es. Ich hatte ihm gesagt, dass es nicht ging. Ruckartig löste ich mich und stürmte aus dem Saal.
Der Schmerz in meinem Arm wurde fast schon nebensächlich. Die Tränen liefen immer weiter, während ich mich auf den Weg in den Kerker zu Slughorns Klassenraum machte.

After war of WizardsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt